Schweiz

Rauswurf: Galladé hat sich wegen Blogger Grob beschwert

SP-Nationalrätin Chantal Galladé (links) an ihrem Platz im Gespräch mit Ratskollegin Andrea Geissbühler (SVP). Gleich daneben ist die Journalistentribüne, von der Ronnie Grob das Bild schoss, das ihm  ...
SP-Nationalrätin Chantal Galladé (links) an ihrem Platz im Gespräch mit Ratskollegin Andrea Geissbühler (SVP). Gleich daneben ist die Journalistentribüne, von der Ronnie Grob das Bild schoss, das ihm zum Verhängnis wurde.
Bild: KEYSTONE

Blogger-Rauswurf aus dem Bundeshaus: Chantal Galladé persönlich hat interveniert

Am Mittwoch entzogen die Parlamentsdienste dem Journalisten Ronnie Grob «ab sofort» die Akkreditierung. Nun ist klar, wer sich dafür eingesetzt hat. Und es zeichnet sich eine Lösung ab, wie Grob das Bundeshaus wieder betreten darf.
11.09.2015, 00:0711.09.2015, 10:12
Lorenz Honegger / Aargauer Zeitung

Blogger und Journalist Ronnie Grob darf nach seinem Rauswurf wohl schon bald zurück ins Bundeshaus: Nachdem ihm die Parlamentsdienste am Mittwochmorgen die Akkreditierung entzogen hatten, signalisierte die Behörde heute Abend Gesprächsbereitschaft. Auf Anfrage der «Nordwestschweiz» teilte Sprecher Mark Stucki mit: «Jeder Medienschaffende» – also auch Grob – «kann grundsätzlich für jeden Tag eine Tagesakkreditierung beantragen. Das gilt auch hier.» Grob selber äusserte sich zurückhaltend: «Noch ist nichts unter Dach und Fach. Aber ich bin vorsichtig optimistisch.»

Galladé selber intervenierte

Erst gestern hatte Stucki dem Blogger in einer E-Mail beschieden, er habe ab sofort keinen Zutritt mehr zum Parlamentsgebäude. Stein des Anstosses war ein Bericht, in dem Grob das Verhalten der Zürcher SP-Nationalrätin Chantal Galladé im Ratssaal kritisiert hatte: Er beschrieb detailliert, wie sich Galladé bei der Debatte zum Nachrichtendienstgesetz mit einer Fraktionskollegin unterhielt, statt den Rednern zuzuhören, und erwähnte dabei auch ihren Smartphone-Code, ihren AHV-Ausweis und einen Stapel mit DVDs, der auf ihrem Pult lag. Dazu stellte er ein Foto aus der Debatte online. Die Parlamentsdienste warfen Grob in der Folge vor, er habe ohne Bewilligung fotografiert und sich «mit Kenntnissen über Daten von Ratsmitgliedern gebrüstet».

Nationalrätin Galladé will sich auf Anfrage nicht zur Angelegenheit äussern. Fakt ist aber: Sie selber intervenierte bei der Stabsstelle der Bundesversammlung.  «Wenn sie nicht reklamiert hätte, hätten die Parlamentsdienste wohl nichts unternommen. Wo kein Kläger ist, ist auch kein Richter», sagt Fraktionskollegin Jacqueline Badran.

Aussprache notwendig?

Jetzt auf

Der Entzug der Akkreditierung sorgte in Journalistenkreisen für Unverständnis. Viele Bundeshaus-Redaktoren sahen in der Massnahme eine Überreaktion. Auch für Grob kam der Eklat unverhofft, denn er ist kein gewöhnlicher Polit-Journalist: Im Normalfall schreibt er aus seiner Wahlheimat Berlin über Medienthemen. Um über den Schweizer Wahlkampf berichten zu können, sammelte er diesen Sommer über eine Crowdfunding-Plattform rund 10'000 Franken – eine der Gönnerinen war SP-Nationalrätin Badran. Sie sagt, sie habe «einige Hundert Franken» gespendet: «Ich finde das eine gute Sache.» Gleichzeitig übt sie aber auch Kritik an Grobs Vorgehen: «Parlamentarier haben ein Recht auf Privatsphäre. Nationalräte, die wie Chantal Galladé nahe der Tribüne sitzen, sind ausgestellt. Niemand braucht eine Berichterstattung, wie jemand im Ratsaal ein Ragusa isst.»

Ronnie Grob geht davon aus, dass vor einer erneuten Akkreditierung eine Aussprache mit Galladé nötig sein wird. Zu seinem umstrittenen Bericht steht er nach wie vor: «Ich habe geschrieben, was jeder denkt, wenn er zum ersten Mal im Bundeshaus ist. Ich finde es Wahnsinn, wenn einer im Nationalrat spricht und niemand zuhört.» (trs/aargauerzeitung.ch)

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10 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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8004 Zürich
11.09.2015 08:16registriert Februar 2015
Der Streisand-Effekt...
Aber typisch Galladé: Immer den moralischen Nabel der Welt raushängen und dann das. Auch wie sie in Tweets und fb-Posts reagiert: Mit Gegenvorwürfen und schnippischen Spitzfindigkeiten, die am Thema vorbeigehen.
Natürlich ist es unangenehm (und auch fraglich) wenn man als Einzige namentlich für ein Fehlverhalten Aller genannt wird. Und ebenso liegt es in der Natur des "homo sapiens(hmm?) politici", sein suboptimales Verhalten nicht einzugestehen. Dennoch hätte sie am besten gar nicht reagiert. Aber eben: Das eigene Ego als Assistgeber zum Eigengoal.
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Max Heiri
11.09.2015 00:52registriert Februar 2015
Zeigt ja wie viel Sebstvertrauen die Dame hat.
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