Der Beitrag «Weisses Kreuz auf roten Grund» ist in einer Online-Umfrage zur möglichen neuen Schweizer Nationalhymne erkoren worden. Ob er tatsächlich die neue Nationalhymne wird oder wie viele Versuche wieder in der Schublade landet, wird sich weisen.
Lanciert wurde die Suche nach einer neuen Nationalhymne durch die Schweizerische Gemeinnützige Gesellschaft (SGG). Sie war der Meinung, dass der Text des «Schweizerpsalms» mit den beiden ersten Textzeilen «Trittst im Morgenrot daher, Seh’ ich dich im Strahlenmeer» schwierig zu merken und sprachlich sperrig sei.
Gemäss SGG ist der Text nicht mehr der Realität entsprechend. Die Schweiz werde darin nicht in ihrer heutigen politischen und kulturellen Vielfalt abgebildet. Im Rahmen eines Anfang 2014 gestarteten Wettbewerbes wurden der SGG 208 Vorschläge eingereicht. Sechs davon wurden ausgewählt und in eine öffentliche Onlinewahl geschickt.
Bei diesem ersten Voting wurden bis Mitte Mai dieses Jahres die drei Finalisten gekürt. In einem zweiten Voting konnte die Öffentlichkeit bis am (heutigen) Samstagabend den Sieger bestimmen. Das Resultat wurde in der SRF-Sendung «Potzmusig» bekannt gegeben, die direkt vom Eidgenössischen Volksmusikfest in Aarau ausgestrahlt wurde.
Gewählt wurde der Vorschlag, der mit der Textzeile «Weisses Kreuz auf roten Grund» beginnt. Er stammt von Werner Widmer aus Zollikerberg und basiert vollständig auf der Melodie der derzeitigen Nationalhymne. Der Komponist ist Ökonom, leitet die Stiftung Diakoniewerke Neumünster und ist Verwaltungsratspräsident des Kantonsspitals Baselland.
Die SGG will nun den siegreichen Vorschlag auf die politische Ebene bringen. Zuständig für die Nationalhymne ist die Bundesversammlung, nachdem 1961 und 1981 der Gesamtbundesrat in dieser Sache entschieden hatte. Die SGG will als nächsten Schritt eine breite politische Trägerschaft bilden.
Es gebe mehrere Wege, die Bitte nach einem neuen Hymnetext ins Parlament zu bringen, hiess es bei der SGG auf Anfrage. Je nachdem werde die Dauer der Behandlung länger oder kürzer sein. Die SGG will sich noch nicht auf einen Termin festlegen, an dem sie die Bitte um einen neuen Hymnetext bei der zuständigen Bundesbehörde einreichen wird.
Der SGG-Vorstoss ist nicht der erste Versuch in jüngerer Zeit, den vom Aargauer Zisterziensermönch Alberich Zwyssig komponierten und vom Zürcher Leonhard Widmer getexteten «Schweizerpsalm» abzulösen. Sowohl Private, als auch Politiker drangen mit ihren Anliegen aber nie durch.
Der Bundesrat hatte sich 2004 und 2008 mit der Nationalhymne auseinandergesetzt, als eine SP-Motion einen neuen Text verlangte. Die Landesregierung lehnte das Begehren ab. Zuletzt äusserte sich der Bundesrat 2014 in seiner Antwort auf eine SVP-Interpellation zum Thema. Einem Teil der Bürgerinnen und Bürger möge der Text nicht mehr zeitgemäss erscheinen, heisst es darin.
Die heutige Landeshymne brauche aber den Vergleich mit zeitgenössischen Schöpfungen nicht zu scheuen und sei dank ihrer Bekanntheit eine würdige Landeshymne. Der Bundesrat werde sich zu gegebenem Zeitpunkt zum weiteren Vorgehen äussern, falls ihm ein Vorschlag unterbreitet werde. (sda)