Thomas Würgler, neuer Basler Polizeikommandant ad interim, hat sich am Mittwoch erstmals den Medien vorgestellt. «Ich lasse mich nicht von schwierigen Situationen abschrecken», sagte der 69-jährige Jurist und ehemalige Kommandant der Kantonspolizei Zürich über seine bevorstehende Aufgabe.
«Ich wäre mir mutlos vorgekommen, wenn ich gesagt hätte, dass ich das nicht mache», sagte Würgler über seine Motivation, vorübergehend das krisengeschüttelte Korps im Kanton Basel-Stadt zu führen. Er finde es spannend, mit anderen Menschen etwas «zu bauen und zu gestalten» und sei auch zuversichtlich, Lösungen zu finden. Er traue der Basler Kantonspolizei durchaus etwas zu. Von aussen betrachtet mache sie trotz aller bekannten Probleme einen guten Job.
Würgler werde bei seinem Antritt per 9. September die volle Verantwortung eines Kommandanten übernehmen, sagte Justiz- und Sicherheitsdirektorin Stephanie Eymann (LDP). Ad interim sei hier rein zeitlich gemeint. Würgler werde mehrere Monate oder bis zu einem Jahr diese Funktion ausüben. Es freue sie, dass er als ehemaliger Kommandant des grössten Schweizer Kantonspolizeikorps einen «riesigen Erfahrungsschatz» mitbringe.
Parallel zur interimistischen Leitung sind auch andere Massnahmen zur Krisenbewältigung im Gange. Am letzten Montag habe die angekündigte Task Force unter der Leitung von Aldo Schellenberg, dem ehemaligen Leiter der Schweizer Luftwaffe, ihre Kick-Off-Sitzung abgehalten, sagte Eymann. Es würden nun Arbeitsgruppen gegründet, um die einzelnen Punkte im Bericht Schäfer abzuarbeiten. Erfreulich sei, dass sich bereits 80 Personen aus dem Korps dafür gemeldet hätten.
Zudem habe die externe Fachstelle für Mobbing, Diskriminierung und sexuelle Belästigung ihre Arbeit am 1. August aufgenommen. Wie viele Meldungen bisher eingingen, sei noch nicht bekannt. Sie rechne mit einem Rapport bis Ende Jahr, sagte Eymann weiter.
Grund für Würglers Antritt ist der am 21. Juni veröffentlichte Bericht des Verwaltungsrechtlers Markus Schefer von der Universität Basel, der eine grosse Misere im Basler Polizeikorps aufzeigte. Viele der befragten Polizistinnen und Polizisten klagten über eine «Angstkultur», mangelndes Vertrauen in die Führung, Überlastung sowie über rassistische und sexistische Vorfälle.
Als erste Massnahme hatte Eymann am 28. Juni den Polizeikommandanten Martin Roth freigestellt. Später schieden drei weitere Mitglieder aus der Polizeileitung aus. (sda/lyn)