So eng waren Trump und Epstein befreundet
«Nein, nicht schon wieder Epstein», mag der geneigte User jetzt stöhnen. Doch, es muss leider sein, denn erstens sollen heute Abend endlich die sogenannten Epstein-Files enthüllt werden. Und zweitens sprechen wir hier von weit mehr als von einem Sex-Skandal. «Wir müssen anerkennen, dass der Fall Epstein nicht typisch ist», schreibt die «New York Times» in einem redaktionellen Kommentar. «Er verweist auf den moralischen Zerfall der amerikanischen Elite.»
Ebenfalls die «New York Times» hat in einer ausführlichen Recherche zusammengetragen, wie die Freundschaft zwischen Donald Trump und Jeffrey Epstein tatsächlich war. Das Resultat lautet kurz und knackig: «Keiner der beiden trank oder nahm Drogen. Sie verfolgten Frauen in einem Spiel, in dem es um Ego und Dominanz ging. Weibliche Körper waren die Währung.»
Stacey Williams, einst ein Star-Foto-Modell und kurzzeitige Epstein-Freundin, ergänzt: «Ich denke, es war eine Art Trophäen-Jagd.»
Beide Männer waren sexsüchtig. Jeffrey Epstein soll jeden Tag drei Orgasmen verlangt haben. Damit dürfte er als eines der grössten Sexmonster in die Geschichte eingehen und selbst Benito Mussolini übertroffen haben. Der italienische Diktator soll ebenfalls mit tausenden von Frauen geschlafen haben.
Mit wie vielen Frauen Trump Sex hatte, ist nicht bekannt. Ebenfalls kann ihm nicht nachgewiesen werden, ob er mit Epsteins Sex-Sklavinnen geschlafen hat oder an deren Handel beteiligt war. Trotzdem ist erschütternd, was die «New York Times» aufgedeckt hat.
Trump und Epstein sollen in den 90er-Jahren mehrmals wöchentlich miteinander telefoniert haben. Dabei ging es nicht um Business. Epstein soll Trump für einen lausigen Geschäftsmann gehalten haben. Gemäss Aussagen einer seiner Sekretärinnen soll er sich hingegen einen Spass daraus gemacht haben, Trump auf Lautsprecher zu stellen. Die Frau musste dann zuhören, wie der US-Präsident mit seinen sexuellen Leistungen prahlte.
Gelegentlich wurde es dabei so richtig pervers. Einmal sollen die beiden darüber diskutiert haben, wie viele Schamhaare eine bestimmte Frau hat, und ob es genug seien, um als Zahnseide für Epstein zu dienen. Ein anderes Mal soll Trump ausführlich von Sex im Pool berichtet haben.
Jetzt ein kleiner Einschub: Das Foto-Modell-Business ist, oder war, nicht selten eine verklausulierte Version eines gehobenen Sex-Rings für sehr reiche Männer. An den After-Partys nach Modeschauen sind, wie es die «New York Times» ausdrückt, oft «viele sehr attraktive und junge Frauen und wenig ältere und sehr reiche Männer» anwesend. Dabei wird mehr als nur Champagner getrunken.
Trump war gemäss «New York Times» mindestens viermal an von Epstein organisierten Partys anwesend. Ob er dabei Sex hatte, ist nicht bekannt. Auf jeden Fall hat er dabei Modells sexuell belästigt. Unter anderem die Schweizerin Béatrice Keul. Diese gibt an, der spätere US-Präsident habe sie betatscht, geküsst und versucht, ihr unter den Rock zu greifen. «Ich habe geschrien und ihn weggestossen», gibt Keul zu Protokoll.
Dass Trump Frauen ungebeten in den Schritt greift, ist seit der Veröffentlichung der «Access Hollywood»-Tapes bekannt. Gegen 20 Frauen haben ihn öffentlich wegen sexueller Belästigung anklagt. E. Jean Carroll, eine Journalistin und Autorin, hat deswegen gar einen Zivilprozess gegen ihn angestrebt und gewonnen. Trump wurde auch in zweiter Instanz schuldig gesprochen und zu einer Busse von fünf Millionen Dollar verknurrt. Ob der Supreme Court den Fall noch aufgreifen wird, ist unklar.
Selbst Trumps Ehefrauen wussten, wie gefährlich die Nähe zu ihrem Gatten für junge und hübsche Frauen war. Marla Maples, Trumps zweite Gattin, hat der Mutter eines jungen Modells an einer Party in Mar-a-Lago den folgenden Rat erteilt: «Was immer Sie tun, lassen Sie Ihre Tochter nicht in die Nähe dieser Männer, ganz speziell in der Nähe meines Ehemannes. Beschützen Sie sie.» Was Trump betrifft, hat Maples diese Aussage mittlerweile widerrufen.
Epstein war übrigens bis zu seinem Knatsch mit Trump ein regelmässiger Gast in Mar-a-Lago, nicht zuletzt, weil seine eigene Villa in der Nähe gelegen war. Er soll gar damit geprahlt haben, es sei stets ein Zimmer für ihn reserviert. Das ist nicht weiter verwunderlich. Gegenüber dem Gesellschaftsjournalisten Michael Wolff hat Epstein auch angegeben: «Ich bin zehn Jahre lange der engste Freund von Donald gewesen.»
Davon will der US-Präsident heute gar nichts mehr wissen. 2014 ist die Freundschaft der beiden aus umstrittenen Gründen zerbrochen. Plötzlich begannen Trumps Anwälte zu behaupten, Epstein sei «bloss einer von tausenden von Menschen gewesen», die Mar-a-Lago besucht haben. Alan Garten, zeitweise Trumps wichtigster Anwalt, erklärte gar gegenüber Fox News: «Sie waren keine Freunde und haben keine Zeit zusammen verbracht.»
Heute werden die Files veröffentlicht
Heute Abend sollen nun die Epstein-Files veröffentlicht werden. Dazu ist das Justizministerium durch ein Gesetz, das auch der Präsident unterzeichnet hat, verpflichtet. Verstösst es gegen dieses Gesetz, ist das eine Straftat, die strafrechtlich verfolgt werden muss. Solange er im Amt ist, kann man Trump deswegen nicht belangen. Die Justizministerin Pam Bondi und ihre Angestellten hingegen schon.
Ob die Epstein-Files viel Neues enthüllen werden, bleibt abzuwarten. Susie Wiles, die Stabschefin des Weissen Hauses, hat kürzlich im wohl merkwürdigsten Interview des Jahres mit dem Magazin «Vanity Fair» ausgesagt, dass Trump in den Files zwar erwähnt wird, aber nicht in einem strafrechtlich relevanten Zusammenhang. Das treffe auch für Bill Clinton zu, so Wiles weiter. Das ist insofern bedeutend, als Trump seine Justizministerin angewiesen hat, eine Untersuchung gegen Clinton in die Wege zu leiten.
Wie auch immer: Eines steht bereits fest. Zusammen mit der «Erschwinglichkeit»-Krise sind die Epstein-Files der Grund, weshalb Trumps Beliebtheitswerte ins Unterirdische abgeglitten sind. Ja, es wird bereits darüber spekuliert, ob sie dereinst in den Geschichtsbüchern als der Anfang vom Ende der Trump-Ära aufgeführt werden.
