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Betonschlamm: Umweltskandal in Blausee-Mitholz weitet sich aus

Jetzt auch noch Betonschlamm: Umweltskandal in Blausee-Mitholz weitet sich aus

11.02.2021, 11:3011.02.2021, 13:59
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Der Umweltskandal um den Steinbruch Blausee-Mitholz im Berner Oberland nimmt immer grössere Ausmasse an. Bei den Sanierungsarbeiten des Lötschberg-Scheiteltunnels wurden ordnungswidrig auch 200 Tonnen Betonschlamm in dem Steinbruch abgelagert.

Das Bahnunternehmen BLS informierte die Strafbehörden über den Tatbestand, wie es am Donnerstag mitteilte. Die Betonschlämme hätten eigentlich in spezialisierte Deponien geliefert werden müssen.

HANDOUT --- Der Steinbruch Mitholz, undatiert. In der Fischzucht des bekannten Ausflugsziels Blausee im Berner Kandertal ist es laut den Betreibern in letzter Zeit wiederholt zu massiven Fischsterben  ...
Der Steinbruch Mitholz. Von wann die Aufnahme stammt, ist unklar.Bild: keystone

Seit Mai 2020 verlaufe die Entsorgung der anfallenden Schlämme ordnungsgemäss, hiess es weiter. Zuvor hatte sie die mit der Tunnelsanierung beauftragte Baufirma Marti zwischen Juli 2019 und April 2019 im Steinbruch- und Hartschotterwerk Blausee-Mitholz deponiert. Steinbruch und Werk gehören dem Vigier-Konzern.

Die BLS wurde am 28. Januar von der Firma Marti über die Ablagerung informiert. Sie forderte daraufhin nach eigenen Angaben die lückenlose Dokumentation der Entsorgungswege des Betonschlamms. Um die unrechtmässige Ablagerung im Steinbruch- und Hartschotterwerk Blausee-Mitholz abzuklären, informierte das Bahnunternehmen neben der Berner Staatsanwaltschaft auch das Bundesamt für Verkehr.

Pressschlamm und giftiger Schotter

Die Meldungen über illegale Ablagerungen in dem Steinbruch im Kandertal reissen damit nicht ab. So lud ein Berner Transportunternehmen dort belastetes Material und nach der Waschung von Bauschutt übrig gebliebenen Pressschlamm von zwei Firmen aus dem Kanton Zürich ab.

Diese Stoffe müssten eigentlich in gesicherten Deponien verwahrt werden, was seinen Preis hat. Statt das Material ordnungsgemäss zu deponieren, verfrachtete der Transporteur es ins Berner Oberland. Den beiden Zürcher Baustoff-Firmen verrechnete der die Kosten für die legale Entsorgung.

Zuvor enthüllten die Tamedia-Zeitungen und die Sendung «Rundschau» von Fernsehen SRF, dass in dem Steinbruch seit Jahren illegal giftiger Altschotter gelagert worden war. Auch der Aushubschotter von der 2018 gestarteten Tunnelsanierung gelangte dorthin.

Ebenfalls sollen mit giftigem Imprägniermittel behandelte Bahnschwellen in der Kiesgrube liegen. Der Steinbruch ist explizit keine Deponie. Er darf aber zur Auffüllung sauberen Aushub verwenden.

Forellensterben

Seit 2018 kam es bei der etwa einen Kilometer von dem Steinbruch entfernten Forellenzucht am Ausflugsziel Blausee immer wieder zu Fischsterben. Die prominenten Besitzer des Ausflugsziels mit Fischzucht um ex-Nationalbankpräsident Philipp Hildebrand, vermuteten, dass der Müll dafür verantwortlich sein könnte. Sie reichten vergangenen Sommer Strafanzeige ein. Die Ortschaft Mitholz gehört zur Gemeinde Kandergrund. (sda)

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Explosionskatastrophe von Mitholz
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Explosionskatastrophe von Mitholz
Ein komplett zerstörtes Wohnhaus in Mitholz.
quelle: photopress-archiv / walter studer
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Explosionsgefahr in Mitholz grösser als angenommen
Video: srf
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46 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Eman Kcin
11.02.2021 11:43registriert Juli 2015
Langsam brauchts eine (kantonale) PUK.
-Wer wusste wann was?
-Wer hat geliefert?
-Wer hat nicht kontrolliert bzw. aktiv weg geschaut?
-Wie sieht es bei allen anderen möglichen "Zwischenlagerstellen" aus? (Entnahme von Bodenproben)
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Berner_in
11.02.2021 12:01registriert September 2018
Auffällig, wie Bauunternehmen aus allen Ecken der CH den zweifelhaften Ruf der Branche geradezu laufend bestätigen... die rechtsbürgerliche Baulobby in der Politik sorgt dann schon dafür, dass die Konsequenzen nicht allzu weh tun... die Dinge wird dann schon so gemischelt, dass die Schäden an den Steuerzahlern hängen bleiben...
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redeye70
11.02.2021 12:54registriert Mai 2016
So etwas gehr nicht ohne das Behördenangehörige mit Aufsichtsfunktion geschmiert wurden. Das entwickelt sich zu einem ganz üblen Umwetltskandal. Nun sollte eine ausserkantonale Komission die Untersuchung übernehmen. Der Berner Filz wird da sonst viele Spuren verwischen.
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