Die Universität Bern löst das Nahost-Institut in der jetzigen Form auf. Das hat die Hochschulleitung nach einer Administrativuntersuchung zum Institut entschieden. Diese wurde eingeleitet, nachdem sich ein Dozent des Instituts positiv zum Hamas-Angriff auf Israel geäussert hatte.
«Es wird kein Nahost-Institut mehr geben», sagte der Rektor der Universität Bern, Christian Leumann, am Donnerstag vor den Medien. An den Inhalten, an denen am Institut geforscht worden sei, werde aber auch in Zukunft geforscht. Das Institut soll in einen grösseren wissenschaftlichen und methodischen Kontext mit weiteren Fachbereichen eingebettet werden.
Bis Ende Juni 2024 werde die Philosophisch-Historische Fakultät der Universität Bern nun einen Strukturbericht zur Neuausrichtung des Fachgebiets vorlegen, hiess es von der Universität. Bis zur Einsetzung der neuen Struktur werde das noch verbleibende Institut unter Aufsicht der Fakultätsleitung gestellt.
Für die Studentinnen und Studenten, die aktuell am Nahost-Institut eingeschrieben seien, werde gewährleistet, dass der angestrebte Abschluss erworben werden könne, sagte der Dekan der Philosophisch-historischen Fakultät, Peter Schneemann.
Die Untersuchung zum Institut für Studien zum Nahen Osten und zu muslimischen Gesellschaften (ISNO) wurde eingeleitet, nachdem sich ein Mitarbeiter auf der Online-Plattform X (vormals Twitter) positiv zum Angriff der Hamas auf Israel geäussert hatte. Der Mitarbeiter war in der Folge fristlos entlassen worden. «Ich möchte noch einmal festhalten, dass die Universität Bern jegliche Form von Gewalt und Diskriminierung verurteilt», betonte Leumann.
Die Co-Leiterin des ISNO, Serena Tolino, wurde während der Untersuchung von ihren Aufgaben entbunden. Nun wird sie im Amt wieder eingesetzt, wie es von der Universität Bern hiess. Sie wird für Mängel im Führungsverhalten aber abgemahnt. Bei den Mängeln handelt es sich laut der Univesitätsleitung insbesondere um Mängel bei der Einstellung von Personal. Teil davon könnte sein, dass es sich beim entlassenen Dozenten um den Ehemann von Tolino handelt.
Die wissenschaftliche Qualifikation von Tolino werde aber nicht angezweifelt, hiess es weiter. Es gebe also keine Anhaltspunkte, die weitere Massnahmen rechtfertigen würden.
In der Administrativuntersuchung wurde festgestellt, dass es am Institut eine starke Polarisierung und ein tiefes menschliches Unbehagen bei den Mitarbeitenden gebe. Es habe im Institut Abhängigkeiten von Mitarbeitenden von der Institutsleitung, Interessenskonflikte und einen übertrieben informellen Führungsstil gegeben. Problematisch sei insbesondere, dass es zu einer Vermengung und zu einer unklaren Abgrenzung zwischen wissenschaftlicher Freiheit und persönlicher Meinung gekommen sei, sagte Leumann.
Der Bericht hält aber auch fest, dass am ISNO kompetitive wissenschaftliche Arbeit geleistet wurde. «Die Forschungstätigkeit am ISNO ist international anerkannt und drittmittelstark», hiess es im Bericht, der der Nachrichtenagentur Keystone-SDA vorliegt. Der wissenschaftliche Ansatz stelle eine Bereicherung der intellektuellen Landschaft dar und leiste in der Gesellschaft einen wichtigen aufklärerischen Beitrag. «Diese wissenschaftliche Perspektive darf nicht aufgrund undifferenzierter, politisch motivierter Erwägungen oder allfälliger individueller Verfehlung insgesamt diskreditiert werden», so der Bericht.
«Die Universitätsleitung hat sich eingehend mit diesem Bericht auseinandergesetzt und die Massnahmen einstimmig beschlossen», sagte Leumann. Er gab sich überzeugt, dass es damit gelingen wird, den Fachbereich neu zu positionieren. (saw/sda)
Könnte?!
Denkt die Uni Bern, man bekäme für maximale Unglaubwürdigkeit irgendwie mehr Fördergelder?