Das Kunstmuseum Bern wird umfassend saniert und erhält einen Ersatzneubau mit Sandsteinfassade. Das Areal soll zur Aare und zur Hodlerstrasse hin geöffnet werden, die Strasse wird verkehrsberuhigt. Das Museum hat am Montag das Siegerprojekt des internationalen Wettbewerbs vorgestellt. Gewonnen hat ein Zürcher Architekturbüro.
Als Sieger aus dem Wettbewerb ging das Büro Schmidlin Architekten hervor. Entstehen soll «ein überzeugendes Gebäudeensemble, das sich zur Hodlerstrasse und zum Aarehang öffnet», wie die Verantwortlichen des Museums an einer Medienkonferenz bekanntgaben.
Der Wettbewerb war 2022 gestartet worden. Den Entscheid fällte eine Fach- und Sachjury mit Mitgliedern aus dem Kreis des Museums, Stadt- und Kantonspolitik, Denkmalpflege und weiteren.
Das Siegerprojekt sieht vor, den Stettlerbau von 1879 und das Gebäude an der Hodlerstrasse 6, das heute von der Polizeiwache benutzt wird und das die Stadt dem Museum abgeben wird, zu sanieren. Für den Atelier-5-Anbau sieht das Projekt einen freistehenden Ersatzneubau vor.
Dieser Neubau soll mit einer Fassade aus Berner Sandstein versehen werden und über einen grosszügigen Eingangsbereich verfügen, der an den neu geschaffenen Platz vor dem Museum an der Hodlerstrasse grenzen wird. «Das Kunstmuseum des 20. Jahrhunderts ist kein Tempel, sondern ein Haus für die Menschen, in welchem man sich treffen will», sagte Museumsdirektorin Nina Zimmer. Entsprechend einladend werde das neue Gebäude.
Teil des neuen Platzes wird auch ein Bistro, das im Gebäude Hodlerstrasse 6 geplant ist. In diesem Bau sollen zudem Büros für die Museumsmitarbeitenden unterkommen.
Insgesamt soll das Museum über 500 Quadratmeter mehr Fläche verfügen. Dies ermögliche künftig Ausstellungen, die bisher nicht realisierbar gewesen seien, so Zimmer.
Die Hodlerstrasse soll gepflästert und aufgewertet werden. «Wir wollen eine Kunstmeile bis zum Waisenhausplatz schaffen», sagte Marieke Kruit, die städtische Verkehrsdirektorin.
Zu Testzwecken soll die Hodlerstrasse in den nächsten Monaten in eine temporäre Begegnungszone umgewandelt werden, sagte Kruit weiter.
Das Projekt sieht weiter vor, das Museumsareal mit einer öffentlich zugänglichen Terrasse auch zur Aare hin zu öffnen.
Eng begleitet wurde der Wettbewerb von der Denkmalpflege. Weil sich das Areal des Kunstmuseums in der Berner Altstadt und somit im Unesco-Perimeter befindet, sind die Auflagen besonders streng. «Es ist äusserst selten, dass in diesem Perimeter ein Neubau erstellt wird», sagte Jean-Daniel Gross, der Denkmalpfleger der Stadt Bern.
Die Finanzierung soll gemäss den Verantwortlichen durch die öffentliche Hand, private Mäzene, Stiftungen und durch die Wirtschaft erfolgen. Zu den Mäzenen gehört unter anderem der Berner Milliardär Hansjörg Wyss, der 30 Millionen Franken beisteuern will. Auch er war Teil der Jury.
Die Gesamtkosten für das Projekt belaufen sich auf rund 147 Millionen Franken. Darin enthalten sei auch die bis zur Eröffnung erwartete Bauteuerung von zirka 27 Millionen Franken, hiess es weiter.
Die Kosten für den Erweiterungsbau betragen zirka 99 Millionen Franken, sie entsprechen gemäss der Verantwortlichen den teuerungsbereinigten Grundlagen von 2019.
Die Stiftung Kunstmuseum Bern will mit der Unterstützung von Hansjörg Wyss und Weiteren insgesamt 52 Millionen Franken der Kosten des Ersatzneubaus übernehmen. Die Burgergemeinde hatte bereits zwei Millionen Franken zugesichert.
Der Kanton Bern soll die Kosten für die Sanierung des Stettlerbaus und der Liegenschaft Hodlerstrasse 6 berappen. An den Ersatzneubau soll er so viel bezahlen, wie die Sanierung des Erweiterungsbaus von 1984 kosten würde. Zudem wird dem Kanton beantragt, das Teuerungsrisiko zu übernehmen. Die dem Kanton beantragten Gesamtkosten belaufen sich somit auf 95 Millionen Franken, wie es weiter hiess.
Zunächst muss aber das Kantonsparlament über den Projektierungskredit entscheiden. Das soll voraussichtlich im Herbst 2025 geschehen. Wird dieser Kredit gutgeheissen, entscheiden der Regierungsrat und der Grosse Rat voraussichtlich 2028/2029 über den Realisierungskredit, wie es weiter hiess.
Die Sanierung und Erweiterung soll von 2029 bis 2033 passieren. Die Wiedereröffnung ist für Ende 2033 angedacht. Weil die Sanierung des Stettlerbaus und die Erstellung des Neubaus gleichzeitig stattfinden, wird das Museum für zirka vier Jahre komplett schliessen müssen. «Wir haben Gespräche mit allen Kunsthäusern des Kantons geführt», sagte Zimmer. Es gebe viele Ideen für Kooperationen, etwa für Leihgaben oder gemeinsame Projekte.
Das Berner Kunstmuseum braucht mehr Platz und seine Gebäude sind sanierungsbedürftig. Seit Jahren wird deshalb an einer Erweiterung geplant, doch es gab immer wieder Rückschläge und Projekte in teils fortgeschrittenen Stadien wurden nicht umgesetzt.
Das Büro Schmidlin Architekten (Zürich und Engadin) entwarf bereits das Muzeum Susch im Kanton Graubünden, ein Museum für zeitgenössische Kunst. (saw/sda)