Bei einem Polizeieinsatz im Osten von Bern ist am Mittwochabend ein Mann erschossen worden. Der 36-jährige Schweizer war zuvor aus einer psychiatrischen Einrichtung entwichen.
Eine Polizeipatrouille spürte ihn in einer Liegenschaft am Kuhnweg auf. Dieser liegt im Schönberg/Bitzius-Quartier, in der Nähe des Zentrums Paul Klee.
Die ausgerückten Polizisten konnten den Mann ansprechen. Offenbar gerieten sie in eine für sie «akut bedrohliche Situation», wie die Kantonspolizei Bern in einem Communiqué schreibt. Darauf sei es zum Dienstwaffeneinsatz gekommen.
Rettungskräfte und weitere Polizeipatrouillen wurden aufgeboten. Trotz rascher Rettungsmassnahmen starb der Mann nach dem Transport ins Spital. Er hatte eine Schusswaffe dabei, wie die Polizei ohne nähere Angaben schreibt.
Die Ereignisse werden nun unter der Leitung der Staatsanwaltschaft Bern-Mittelland untersucht. Um die polizeilichen Abklärungen kümmert sich die Kantonspolizei Zürich, wie Christoph Gnägi von der Medienstelle der Kantonspolizei Bern auf Anfrage erklärte.
Dass sich ein ausserkantonales Polizeikorps mit der Untersuchung befasst, sei in solchen Fällen üblich. Die Zürcher sollen «die Ereignisse in ihrem Gesamtkontext klären».
Nach Gnägis Angaben wurde die Polizei am Mittwoch um etwa 16.45 Uhr darüber informiert, dass der Mann aus einer psychiatrischen Institution entwichen sei. Zum Schusswaffeneinsatz sei es rund eine Stunde später gekommen.
Wie viele Schüsse abgegeben wurden und um was für eine Waffe es sich handelte, bleibt einstweilen unbekannt. «Wir wollen der Untersuchung nicht vorgreifen», erklärte der Polizeisprecher.
Aus welcher Institution der Mann entwichen war, ist ebenfalls nicht bekannt. «Aus Rücksicht auf die Persönlichkeitsrechte der Betroffenen machen wir hierzu grundsätzlich keine Angaben», hielt Gnägi fest. Im Communiqué heisst es lediglich, der Mann stamme aus dem Kanton Bern.
Die Polizei hatte in Zusammenhang mit ihm schon mehrmals ausrücken müssen. Am Mittwochabend war sie mit einem Grossaufgebot vor Ort, wie eine Augenzeugin der Nachrichtenagentur Keystone-SDA berichtete. Der Kuhnweg war abgeriegelt.
Vor Ort war laut Zeugin auch das Careteam des Kantons Bern. Die Spezialisten kümmern sich um die seelsorgerische und psychologische Unterstützung von Einsatzkräften und Betroffenen bei der Bewältigung traumatisierender Ereignisse.
Berner Kantonspolizisten geben nur selten Schüsse aus der Dienstwaffe ab, wie Gnägi unter Verweis auf die Statistiken der vergangenen Jahre sagte. Zuletzt seien es zwischen null und vier Schussabgaben pro Jahr gewesen. Dass dadurch Menschen verletzt oder gar getötet würden, sei sehr selten.
Schweizweit gab es im vergangenen Jahr zwölf Schusswaffeneinsätze. Das geht aus einer Statistik hervor, welche die Konferenz der kantonalen Polizeikommandanten (KKPKS) im März publiziert hat. Die Zahl liege seit einigen Jahren auf einem tiefen Niveau.
Die Mehrzahl der Schüsse wurden auf Fahrzeuge oder gegen den Boden abgegeben. Menschen wurden letzten Jahr nicht verletzt. Der Einsatz von Schusswaffen sei das intensivste polizeiliche Eingriffsmittel und nur als Ultima Ratio zulässig, wenn andere Massnahmen ausgeschöpft oder ungeeignet seien, betont die KKPKS.
Stark angestiegen ist zuletzt der Einsatz von Elektroimpuls-Pistolen. 2018 gab es 45 solche Fälle gegenüber 13 im Jahr zuvor. (sda)