Die Modalitäten seines Rücktritts gehören zu den bestgehüteten Geheimnissen eines Bundesrats. Das hält auch SVP-Magistrat Ueli Maurer nicht anders. Seit Anfang 2009 im Amt, ist der Zürcher inzwischen nicht nur der amtsälteste, sondern mit 68 Jahren auch der mit Abstand älteste Bundesrat. Kein Wunder, wird er – mehr oder weniger direkt – so oft wie kein anderer auf seine persönlichen Pläne angesprochen.
«Sie werden jetzt dann 69», rief aktuell die NZZ bei Maurer in Erinnerung – verbunden mit der Frage, ob er eigentlich noch vier Jahre im Amt bleiben wolle. Mauer antworte wie immer: mit einer Mischung aus Schalk und Ernsthaftigkeit. Er bleibe bestimmt noch vier Jahre im Amt, bestätigte er, lasse aber offen, ob er dann 2023, 27 oder 31 zurücktrete.
Zwar liegt das Medianalter im Bundesrat höher als noch Anfang des 20. Jahrhunderts. Doch Bundesräte im Rentenalter sind seltener geworden, nicht wenige verlassen das Gremium kurz vor dem ordentlichen AHV-Eintrittsalter.
Am Ende der nächsten Legislatur wäre Maurer 73 Jahre alt. Damit würde er definitiv in den Reigen der ältesten Bundesräte seit der Gründung des Bundesstaats im Jahre 1848 aufsteigen, wäre aber noch weit entfernt vom Rekordhalter Adolf Deucher. Der Thurgauer Arzt war der älteste Bundesrat, den die Schweiz je hatte. Er verstarb 1912 mit 81 Jahren nach kurzer Krankheit im Amt.
Mit 29 Amtsjahren war Deucher auch einer der am längsten amtierenden Bundesräte. Ungeachtet dessen habe er «abgesehen von einer innert acht Tagen überwundenen Operation» seine Amtsgeschäfte stets «mit einer bemerkenswerten Präsenz ausgeübt», wie der Publizist Urs Paul Engeler im «Bundesratslexikon» schreibt.
Trotzdem ist Ueli Maurer in jüngerer Zeit zweifellos eine Ausnahmeerscheinung. Einen Titel dürfte er nämlich schon auf sicher haben – egal, ob er nun mit 69, 71, 73 oder noch später abtreten wird. Maurer könnte neuer Bundesrats-Dinosaurier werden: Der älteste Demissionär seit der Einführung der Zauberformel im Jahr 1959.
Bisheriger Titelhalter ist der Waadtländer Sozialdemokrat Pierre Graber, der 1978 im Alter von 69 Jahren zurücktrat. Mit einem Rücktrittsalter von je 68 folgen Hans-Rudolf Merz (FDP, im Amt von 2004–2010), Otto Stich (SP, 1984–1995) und Georges-André Chevallaz (FDP, 1974–1983) mit einem Rücktrittsalter von je 68 Jahren. SVP-Doyen Christoph Blocher war bei seiner Abwahl 2007 immerhin 67 Jahre alt.
In der Gründerzeit des Bundesstaats und in der ersten Hälfte des letzten Jahrhunderts blieb eine Reihe von Magistraten bis ins höhere Alter im Bundesrat. Robert Comtesse, Gustave Ador und Josef Zemp schieden jeweils 74-jährig aus dem Amt.
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