Das Thema des «Clubs» lautet: «Regieren in Krisenzeiten – Was braucht es jetzt für Bundesräte?» Das Schweizer Fernsehen kündigt fünf Gäste an: Alt Bundesrat Hans-Rudolf Merz, Journalistin Eva Novak, Unternehmer Hannes Gassert, Kadervermittler Philippe Hertig. Und Hans-Ueli Vogt, den die Kantonalzürcher SVP für den Bundesrat vorgeschlagen hat.
Vogt kann sich also in einer längeren Talkshow am Schweizer Fernsehen als Person präsentieren, die für das Amt in der Landesregierung geeignet ist. Seine Mitbewerber sind hingegen abwesend. Warum diese ungleiche Behandlung?
Als Sender, der sich dem Service public verschrieben hat, ist SRF zu Ausgewogenheit verpflichtet. In den publizistischen Leitlinien steht, dass vor Wahlen und Abstimmungen vor allem in «Diskussionsformaten» eine «besondere Sorgfaltspflicht» gelte.
An Sorgfalt liess es der «Club» 2019 mangeln, als er von drei aussichtsreichen Zürcher Bewerbern für einen Sitz im Ständerat nur deren zwei in eine Sendung einlud. Die Ombudsstelle der SRG Deutschschweiz befand: Die Redaktion des «Clubs» verletze die «Chancengleichheit». Weder das «Sachgerechtigkeits-Gebot» noch das «Vielfaltsgebot» seien erfüllt.
Nun ist es natürlich so, dass am kommenden 7. Dezember nicht die Wahlberechtigten des Landes oder eines Kantons entscheiden – einen Bundesrat zu wählen, ist Sache der Vereinigten Bundesversammlung. Trotzdem: Hans-Ueli Vogt kann sich im «Club» vor den Mitgliedern von National- und Ständerat profilieren, die anderen Anwärter der SVP erscheinen nicht. Das entspricht in diesem Fall aber ihrem Willen.
Die Redaktion des «Clubs» lud alle fünf Bewerber in die Sendung ein. Der Zuger Finanzdirektor Heinz Tännler war wenig begeistert: «Soll ich in einer Sendung analysieren, welche Qualitäten ein Bundesrat braucht – und dabei mehr oder weniger diskret über mich selber sprechen? Diese Doppelrolle erachte ich als problematisch», sagt er. Tännler hat dem Schweizer Fernsehen abgesagt. «Die Anlage dieses scheint mir suboptimal.»
Zur gleichen Einschätzung kommt Albert Rösti. Er bekräftigt, dass über seine Kandidatur im Moment von seiner Seite alles gesagt sei. «Ob ich die Anforderungen erfülle, müssen Fraktion und Parlament entscheiden. Deshalb will ich nicht selbst darüber sprechen und habe eine Teilnahme abgesagt», erklärt der Berner Nationalrat.
SRF holt sich einen Korb nach dem anderen. Die SVP-Politiker haben keine Lust darauf, über die Voraussetzungen für den Bundesrat zu diskutieren und im gleichen Zug Werbung für die eigene Kandidatur zu machen. Sie erachten das Konzept als Murks.
Die Ausnahme ist der vormalige Zürcher Nationalrat Hans-Ueli Vogt. Er sagt: Das Schweizer Fernsehen habe ihm bestätigt, dass alle Kandidatinnen und Kandidaten angefragt worden seien. «Ich war offenbar der einzige, der zugesagt hat. Unter diesen Umständen werde ich gerne an der Sendung teilnehmen.»
Barbara Lüthi, die Redaktionsleiterin des «Clubs», betont, dass alle Kandidaten der SVP transparent über das Vorgehen und die Anfragen informiert worden seien. Nur Hans-Ueli Vogt habe zugesagt. Von einer Bevorteilung Vogts könne darum keine Rede sein. «Zudem wird der Bundesrat von den Parlamentarierinnen und Parlamentariern gewählt und nicht vom Volk. Anders als bei Volkswahlen ist eine Fernsehsendung für den Wahlentscheid des Bunderates nicht massgebend.»
Was hat denn - im Rückblick - z.B. der mediale ‚Bundesratswahlkampf’ im Sommer des Jahres 2017 zwischen Cassis, Maudet und Moret gebracht? Ausser dass die Kandidaten damals einem Publikum ‚vorgeführt‘ wurden, welches dann doch nichts zu sagen hatte.