Bis im Sommer sollen in der Schweiz alle Impfwilligen gegen Covid-19 geimpft sein. Bundesrat Alain Berset hat diesen Zeitplan bei einem Besuch am Donnerstag im Aargau bekräftigt.
Das Ziel sei trotz Lieferengpässen zu erreichen, sagte der Gesundheitsminister an einer Medienkonferenz in Aarau. «In den nächsten Wochen und Monaten werden wir sehr viele Impfdosen in der Schweiz haben.» Und bald seien hierzulande 700'000 Dosen verabreicht worden.
Bestellt worden seien 32 Millionen Dosen. Man habe kein Signal der Hersteller erhalten, dass sie im ersten Quartal 2021 weniger liefern würden als versprochen. Die Impfung habe eine Wirksamkeit von 95 Prozent.
Zu weiteren Lockerungen der Corona-Massnahmen sagte Berset, der Gesamtbundesrat verfolge die Entwicklung der Kennzahlen. «Wir sehen eine Stagnation auf nicht so tiefem Niveau.» Prognosen seien schwierig. «Wenn die Zahlen weiter sinken, können wir Lockerungsschritte umsetzen», sagte Berset weiter. Der Bundesrat wolle ein kalkuliertes Risiko eingehen, ohne die erreichten Fortschritte zu gefährden.
Am Mittwoch hatte die Landesregierung entschieden, dass ab Montag wieder alle Läden öffnen dürfen. Trotz Kritik in der Vernehmlassung verzichtete der Bundesrat auf umfassendere Öffnungen per 1. März. Restaurants bleiben bis auf Weiteres zu.
Die Beschlüsse des Bundesrates seien im Sinn des Aargauer Regierungsrates, sagte Gesundheitsdirektor Jean-Pierre Gallati (SVP) an der Medienkonferenz mit Berset. Der Bundesrat habe nicht einfach darauf geschaut, was der bequemste Weg wäre. «Wir wollen das Erreichte nicht verspielen.»
Berset und Gallati besuchten ein Seniorenzentrum in Aarau. Sie machten sich dabei ein Bild vom Einsatz eines mobilen Impfteams. Die Teams hatten letzte Woche die Erstimpfungen in den Aargauer Pflegeheimen abgeschlossen und sind nun daran, bis Mitte März die Zweitimpfungen zu verabreichen.
Beizen-Terrassen in der Zentralschweiz immer noch offen - was tut der Bundesrat?
Die Fragerunde ist eröffnet: Angesprochen sind die noch immer offenen Beizen-Terrassen in den Zentralschweizer Kantonen. Berset sagt, das sei derzeit ein sehr emotionales Thema. Die Schliessung gelte aber auch für die Terrassen in den Skigebieten, weil es sonst eine Wettbewerbsverzerrung gebe. Er stellt klar: «Wir erwarten im Bundesrat wirklich, dass die Terrassen noch für eine gewisse Zeit zu bleiben.»
Was sagt Berset zur scharfen Kritik der SVP?
In der Exekutivpolitik kommentiere er grundsätzlich keine Pressemitteilungen, so Berset. Der Bundesrat habe aber eine grosse Verantwortung, ebenso die Kantonsregierungen. «Ob es gut oder schlecht gehe, die Regierungen sind verantwortlich.»
Der Bundesrat habe die Kantone vor dem gestrigen Entscheid angehört und seine Entscheide in mehreren Punkten angepasst. Nur in einem Punkt habe er nicht auf die Mehrheit der Kantone gehört - bei den Aussenbereichen der Restaurants.
Ist Berset jetzt zufrieden mit dem Aargau?
Letztes Jahr gehörte der Aargau zu jenen Kantonen, die erst spät mit Massnahmen auf die steigenden oder hohen Fallzahlen reagierten. Im Dezember hat das plötzlich geändert.
Hat Berset bei Gallati interveniert?
Er könne bestätigen, die Zusammenarbeit mit dem Aargau funktioniere sehr gut, sagt Berset. Der Kanton Aargau habe letztes Jahr Entscheide getroffen, die in demokratischen Strukturen zustande gekommen seien. Er habe sie sehr gut nachvollziehen können. Berset verneint, bei Gallati vorgesprochen zu haben: «Es gab keinen Anruf, in dem wir uns beschimpft hätten, weil wir nicht einverstanden waren.»
Hausärzte sind nicht zufrieden mit den Abgeltungen für die Impfungen. Müssen sie zufrieden sein?
«Es muss einfach funktionieren», sagt Berset. Das Ziel müsse sein, dass geimpft wird. Es dürfe schon Diskussionen geben, wie viel das kostet.
Wann kommen die nächsten Impfstoff-Lieferungen und wie viel kommt?
Berset bleibt vage: «Sie kommen bald.» Man sei schon an der Vorbereitung der nächsten Etappen, auch hinsichtlich des nächsten Winters.
Gallati fügt an, er sei im Mai und Juni noch skeptisch gewesen, ob die Impfungen schnell zugelassen werden können. Nun habe man schon zwei Impfstoffe im Einsatz. Zu anderen Ländern, die teilweise schneller impfen, sagt Gallati: «Israel wollen wir vermutlich nicht sein, die haben viel bezahlt für die höheren Lieferungen, auch mit Datenlieferungen.» Die Schweiz sei in einer privilegierten Lage. Das BAG und Herr Berset hätten die Situation sehr gut gelöst.
Die grossen Lieferungen für den Aargau kämen im Mai, im Juni und im November.
(aeg)
Hmm.. bin ja mal gespannt ob das passieren wird. Bin skeptisch.