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Studie zeigt, dass Corona schon 5 Tage vor Ausbruch ansteckend sein kann

Neue Studie zeigt, dass Corona schon 5 Tage vor Ausbruch ansteckend sein kann

Forscher an der ETH haben herausgefunden, dass Infizierte bereits früher als bisher angenommen das Virus weitergeben können. Das könnte Folgen für das Contact-Tracing haben.
16.08.2020, 09:1516.08.2020, 09:15
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epa08602218 Healthcare worker Carmen Kennett (R) conducts a COVID-19 test on a patient displaying cold and flu like symptoms at a popup COVID-19 testing clinic at a dental clinic in Ballarat, Victoria ...
Coronatest bei einem Kind in Australien. Bild: keystone

Bisher gingen Experten davon aus, dass Coronainfizierte bereits zwei Tage vor Ausbruch der Krankheit ansteckend sein könnten. Eine eben publizierte Analyse von ETH-Forschern korrigiert dies nun. «Unsere Analysen zeigen, dass Infizierte das Virus bis zu 5 oder 6 Tage vor Ausbruch der Krankheit weitergeben können», sagt Peter Ashcroft der «NZZ am Sonntag». Die ursprüngliche Studie wurde mit den Erkenntnissen der Wissenschaftler angepasst. «Will man 90 Prozent der präsymptomatischen Ansteckungen abfangen, müsste man die Kontakte bis zu vier Tage zurückverfolgen», sagt Ashcroft.

Diese Erkenntnis könnte das Contact-Tracing nachhaltig verändern. Bislang wurden die Kontakte in den zwei Tagen vor Erkrankung erfasst. «Wenn man nun aber bereits vier Tage vorher ansteckend ist, müsste man den Zeitrahmen für das klassische und für das digitale Contact-Tracing entsprechend anpassen», sagt Epidemiologe Marcel Salathé der «NZZ am Sonntag». Er ist Leiter der Gruppe «Digitale Epidemiologie und Contact-Tracing» der wissenschaftlichen Task-Force.

Auch beim Bundesamt für Gesundheit (BAG) hat man Kenntnis. «Die ETH-Studie wird ein Thema in der anstehenden Diskussion mit der wissenschaftlichen Task-Force sein», sagt ein BAG-Sprecher gegenüber der Zeitung. Man sei dabei, mögliche Auswirkungen auf das Contact-Tracing zu evaluieren. Ob man es ausweite, sei derzeit noch offen.

Contact-Tracing in der Kritik

Auch im «SonntagsBlick» wird die Funktionsweise des Contact-Tracings kritisiert. So arbeiteten viele Kantone mit handgestrickten IT-Systemen, die bei grossen Datenmengen an Grenzen stossen, hiess es etwa. Und der Austausch über die Kantonsgrenzen hinweg sei fehleranfällig. Falls etwa ein Infizierter in einem Kanton wohne, aber anderswo arbeite, führe dies teils dazu, dass sich gar kein Kanton um die Nachverfolgung der Kontakte kümmere.

Ein weiteres Problem sei die Logistik der Daten: Kantone würden von Labors und Hausärzten Dokumente in verschiedenen Formaten erhalten: Als von Hand ausgefülltes Formular, als Fax, als PDF; dabei seien die Daten teils nicht lesbar, teils würden Angaben fehlen. Das führt vor allem bei grossen Datenmengen für Probleme, heisst es im «Blick»:

«Die Daten müssen von den Contact Tracern selbst ins System eingegeben werden, was bei hohen Fallzahlen ein Problem darstellt.»

Ein Insider berichtet der Zeitung: «So wie es heute läuft, schützt das Contact Tracing vor gar nichts. Im Gegenteil: Es vermittelt der Politik und der Bevölkerung eine falsche Sicherheit, die es so nicht gibt.»

(mg/jaw/aargauerzeitung.ch)

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33 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Triple A
16.08.2020 09:44registriert November 2018
Erfinden, ausprobieren, Erkenntnisse gewinnen, verbessern, ausprobieren, Erkenntnisse gewinnen,... - Gut deckt man die Mängel auf. Nur so kann man einen Verbesserungskreislauf in Gang bringen!
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Denk Mal
16.08.2020 10:10registriert Juni 2018
Da entwickelt man mit viel Aufwand eine Tracing-App, die freiwillig verwendet werden kann - aber für das wirklich relevante und vorgeschriebene Tracing kam niemand auf die Idee, ein für die ganze Schweiz einheitliches Formular und IT-Anwendung zu generieren? In welchem Zeitalter sind die dafür Verantwortlichchen stehen geblieben? Dabei zählt doch jeder Tag, jede Stunde, die unnötig verzögert wird.
Da kann ich die Covid-App auch gleich wieder löschen auf meinem Smartphone.
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inquisitio
16.08.2020 09:55registriert November 2016
Dann halten wir doch mal fest: Das Tracing funktioniert nicht und trotzdem haben wir so wenige Fälle.
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