1487 neue Ansteckungen mit dem Coronavirus in der Schweiz und in Liechtenstein. Das meldet das Bundesamt für Gesundheit (BAG) am Freitag. Das ist ein Rekord. Zuvor lag der Höchstwert der täglich gemeldeten Zahlen bei 1390 Fällen und stammt vom 27. März.
Befinden wir uns also mitten in der zweiten Welle? Ein Vergleich der Situation von damals und heute in 5 Punkten:
Die Zahl der gemeldeten Fälle ist am Freitag tatsächlich mit 1487 um 97 höher als beim Höchststand im März. Trotzdem ergeben die weiteren Kennzahlen wie Positivitätsrate, Altersverteilung, Hospitalisierungs- und Sterbequote ein anderes Bild.
Anmerkung: Diese Zahlen hier bezeichnen, wie viele Neuansteckungen das BAG an diesem Tag gemeldet hat und nicht, wie viele Menschen sich an diesem Tag wirklich mit dem Coronavirus infiziert haben. Das BAG teilt die Neuansteckungen erst später den tatsächlichen Ansteckungstagen zu.
Am Freitag lag die Positivitätsrate bei 9,8 Prozent. Das ist hoch. Ebenfalls beunruhigend ist, dass sie in den letzten Tagen von etwa 4 Prozent konstant auf fast 10 Prozent gestiegen ist. Am 27. März lag sie jedoch bei fast 25 Prozent. Den Meldungen zum Freitag lagen 15'229 Tests zu Grunde, jener vom März nur gerade 5'612.
Im März und April bewegten sich die Hospitalisations- und Todesraten noch in ganz anderen Bereichen. So starben zwischen dem 28. März und dem 11. April im Schnitt jeden Tag über 50 Personen an der Folgen von Covid-19. Die meisten Todesfälle wurden mit 60 am 2. April verzeichnet, also nicht ganz eine Woche nach dem Höchststand der Neuansteckungen. Hospitalisiert wurden in dieser Zeit jeweils 100 bis 200 Personen pro Tag.
Und heute? Die Todesfälle bewegen sich zwischen 0 und 4, hospitalisiert werden 10 bis 20 Corona-Erkrankte pro Tag. Und dies obwohl die Zahl der Fälle bereits seit Ende März wieder stark angestiegen ist.
Woran liegt das? Einerseits gab es Fortschritte in der Behandlung von Covid-19. Andererseits befinden sich unter den Fallzahlen des BAG im Moment noch immer sehr viele junge Menschen. Was nicht heisst, dass sich im März nicht auch viele Jüngere mit dem Virus angesteckt haben. Damals wurden aber nur Patienten mit schweren Symptomen auf das Virus getestet.
Solange die Hospitalisationen und die Todesfälle nicht massiv in die Höhe schiessen in den nächsten Tagen, ist die Situation heute vom Standpunkt der Daten nicht mit jener im März zu vergleichen.
Soweit das Spiel mit den Zahlen. Doch was sagen die Experten? Und was sagten sie damals im März und April? Heute sei die Situation zwar ernst, man stehe aber nicht vor einer zweiten Welle, sagte Epidemiologe Marcel Salathé diese Woche im Interview mit den CH-Media-Zeitungen.
Im März klang dies noch ganz anders. Epidemiologen forderten damals einen härteren Lockdown, Salathé beschrieb die Lage als «extrem Beunruhigend». Auch hier gilt also: Die Experten sehen die Lage heute entspannter als noch im März. (leo)
Ausserdem scheinen sie nicht immer sehr kompetent ....