Vergangenen Sonntag hatte Petrus gute Laune: Schweizweit schien die Sonne, die Temperaturen waren perfekt für eine Wanderung. Beste Voraussetzungen, um einen Berg zu erklimmen.
Bei der Luftseilbahn Tierfehd im Glarus angekommen, folgte die grosse Ernüchterung: Eine lange Schlange hatte sich vor der Seilbahn gebildet. Wartezeit: 1,5 Stunden.
Die Schweiz hat Sommerferien. Und die Bitte des Bundesrates, dieses Jahr doch zuhause zu bleiben, scheint zu wirken. Doch nicht überall ist der Ansturm auf die Bergbahnen so gross. Wir haben nachgefragt.
Bei der Rigi steht man dem möglichen Ansturm an Schweizer Gästen gelassen gegenüber. Es soll zu keinen längeren Wartezeiten kommen. «Unsere Mitarbeitenden an der Front sind hohes Gästeaufkommen gewohnt und können dank einem flexiblen Einsatz von Mitarbeitenden und zusätzlichen Zügen gut reagieren», sagt Sandrina Estrada-Glaser, Pressesprecherin der Rigi Bahnen AG.
Besonders an regnerischen Tagen spüre man zudem das Ausbleiben der ausländischen Gäste. Schweizer seien prinzipiell Schönwetter-Touristen, Ausländer «sind auch bei nicht so schönen Wetter auf die Rigi gereist», sagt Estrada-Glaser.
Ob es ein guter Sommer wird, hängt dementsprechend stark vom Wetter ab. «Wenn es oft regnen sollte, wird es herausfordernd.» Trotzdem sei man zuversichtlich, dass man die Krise meistern wird.
Zu beachten ist zudem die Maskenpflicht. Wie bei allen ÖV-Betrieben muss man in den Rigi-Bahnen eine Schutzmaske tragen. Wer keine dabei hat, erhält vom Zugpersonal kostenlos eine zur Verfügung gestellt.
Wer schon immer mal aufs Jungfraujoch wollte, die vielen ausländischen Touristen aber scheute, der sollte es diesen Sommer probieren. Normalerweise sind die Züge zum «Gipfel Europas» zu 70 Prozent von ausländischen Gästen besetzt, diese fehlen dieses Jahr jedoch. Genaue Zahlen zu der Anzahl Gästen kann das Unternehmen aufgrund des Status der Jungfraubahnen als Aktiengesellschaft noch keine nennen, man geht jedoch davon aus, dass das Ergebnis 2020 deutlich unter den Vorjahren liegen wird.
Trotzdem empfiehlt Kathrin Naegeli, Pressesprecherin der Jungfraubahnen Management AG, eine Sitzplatzreservation: «Vor allem bei schönem Wetter empfehlen wir dringend eine Reservation, sonst kann es zu längeren Wartezeiten kommen.»
Wie bei den Rigi Bahnen auch, sollte man die Maske nicht vergessen. Auf Plakaten wird auf das Maskenobligatorium hingewiesen, Polizeiaufgaben kann das Personal aber nicht wahrnehmen: «Wir setzen auf die Eigenverantwortung und Solidarität aller Gäste», sagt Naegeli.
Obwohl man in gewöhnlichen Jahren am Stanserhorn zu 80 Prozent Schweizer Gäste willkommen heisst, ist die Auslastung der Cabriobahn momentan noch weit unter den Werten der letzten Saisons. In den gut fünf Wochen, in denen die Bahn nun in Betrieb ist, verzeichnete man ungefähr die Hälfte der üblichen Gäste.
Jürg Balsiger, Direktor der Stanserhorn-Bahn, vermutet den Grund bei einer verunsicherten Bevölkerung: «Die Leute haben immer noch Hemmungen wegen Corona.» Ein positives Signal für die Gäste sei jedoch die nun eingeführte Maskenpflicht. «Letztes Wochenende konnten wir die Auslastung auf gut 60 Prozent, verglichen mit dem Vorjahr, steigern.»
Auch könnte die Maskenpflicht die momentane Platzbeschränkung obsolet machen. Aufgrund der tiefen Auslastung gab es bis jetzt aber noch keinen Grund, diese aufzuheben. Obwohl es zu keinen nennenswerten Wartezeiten kommen sollte, empfiehlt Balsiger eine Online-Sitzplatzreservation: «So kann man unnötigen Kontakt zu anderen Personen vermeiden.»
Im Restaurant an der Bergstation nimmt man die Schutzmassnahmen ebenfalls ernst. Momentan sind im innern des Restaurants nur die Hälfte der Plätze verfügbar, jedoch gibt es eine grosse Terrasse und dementsprechend genügend Platz für alle.
Auf dem Weissenstein im Kanton Solothurn spürt man ebenfalls nicht viel des angekündigten Ansturms Schweizer Gäste. Geschäftsführer Konrad Stuber vermutet, dass die Maskenpflicht viele Touristen abschreckt. Am Sonntag benutzten etwa 1000 Besucher die Bahn, normalerweise sind es 2000. Dies, obwohl die Bergbahn fast ausschliesslich von Schweizern besucht wird.
Den Mut verliert Stuber indes nicht. «Die stärksten Monate kommen erst noch. In der heissesten Zeit des Jahres zieht es die Leute eher in die Nähe eines Gewässers.» Um dem Negativ-Trend etwas entgegenzuwirken, habe man nun einen Werbespot beim Schweizer Fernsehen geschalten. «Noch ist nichts verloren.»
Am Luzerner Hausberg spürt man einen Zuwachs an Schweizer Touristen. Diese können den Ausfall der internationalen Gäste jedoch nicht wettmachen. «An schönen Tagen verzeichnen wir trotz zehn Prozent mehr Schweizer Touristen ein Kundenrückgang von 30 Prozent», sagt Godi Koch, Pressesprecher der Pilatus Bergbahnen.
An regnerischen Tagen sehen die Zahlen noch düsterer aus. Zu Wartezeiten kann es trotzdem kommen, da man zum Schutz der Gäste die maximale Kapazität der Zahnradbahn von 40 auf 30 Gäste reduziert hat, und bei der Luftseilbahn von 55 auf 30.
Schutzvorkehrungen nehmen aber auch die Gäste selber ernst. «Mir ist noch kein Fall bekannt, an dem ein Gast keine Maske trug», sagt Koch.
Im Appenzell scheint man einen Weg gefunden zu haben, das Ausbleiben der ausländischen Gäste zu kompensieren. «Wenn es so weitergeht wie bis anhin, dann wird es ein sehr guter Sommer», sagt Guido Buob, Geschäftsführer von Appenzellerland Tourismus. Auch die Bergbahnen scheinen zufrieden zu sein, besonders jene auf die Ebenalp.
Einen Zuwachs an Gästen verzeichne man besonders aus der Romandie. Dies dürfte an einer cleveren Marketing-Aktion der Appenzeller liegen: Touristen, welche mindestens drei Nächte bleiben, wird die Anreise bezahlt.
Von Wartezeiten hat Buob indes noch nichts gehört. Selbst am Aescher, dem wohl berühmtesten Berggasthaus der Schweiz, scheint es gesittet zu und her zu gehen.
Kleiner Tipp von meiner Seite: Sucht Euch ein Ziel aus, welches nicht mit einer Seilbahn erschlossen ist. Ist zwar etwas anstrengender, aber ihr werdet staunen, wie wenigen Leuten ihr unterwegs begegnet.