Zum zweiten Mal seit der Sommerpause kam es gestern wieder zu einem Treffen von Bundesrat Alain Berset mit den kantonalen Gesundheitsdirektoren. Es wurde nicht nur über Grossveranstaltungen, die nächste Skisaison sowie die Frage des Testens beraten, sondern auch darüber: Wie lange soll die Quarantäne dauern?
In der Schweiz gibt es zwei Gründe, die zu einer Quarantänepflicht führen. In die Quarantäne muss, ...
Zehn Tage – das ist eine lange Zeit. Diese Dauer, sie gilt seit April, führt dazu, dass die Quarantäne oft nicht befolgt wird. Das ist verboten, geschieht aber trotzdem. Aktuell befinden sich in der Schweiz etwa 12'000 Menschen in Quarantäne. Zahlen zu Quarantäne-Verweigerern gibt es nicht.
Die Epidemiologin Nicola Low, Mitglied der Covid-Taskforce des Bundes, sagte in der NZZ, eine kürzere Quarantäne könnte die Menschen ermutigen, die Regeln besser zu befolgen. Sie wies darauf hin, dass die tatsächliche Quarantänezeit für die meisten Betroffenen schon heute weniger als zehn Tage betrage. Denn die Zählung beginnt ab dem Tag des letzten Kontakts mit einer ansteckenden Person.
Soll also die Quarantäne offiziell auf fünf Tage halbiert werden – so wie das in Deutschland der bekannte Virologe Christian Drosten vorgeschlagen hat? Der Berner Gesundheitsdirektor Pierre-Alain Schnegg (SVP) liess Sympathien für diesen Vorschlag durchblicken. Auch mit Blick auf andere Länder. Frankreich hat eine Verkürzung der Quarantäne von 14 auf 7 Tage in Aussicht gestellt.
Doch die Schweiz wird ihre zehntägige Quarantäne beibehalten, das ist nach dem gestrigen Treffen von Alain Berset mit den kantonalen Gesundheitsdirektoren klar, wie die CH-Media-Redaktion erfahren hat. Ebenfalls anwesend: Der Zuger Kantonsarzt Rudolf Hauri, Präsident der Vereinigung der Kantonsärzte. Angesichts der steigenden Fallzahlen, so der Tenor an der Sitzung, wäre ein Lockerung jetzt das falsche Signal. Der Aargauer Regierungsrat Jean-Pierre Gallati (SVP) sagt dazu:
Zahlen aus dem Aargau würden zeigen, so Gallati, dass das Risiko nach fünf Tagen noch zu gross sei. Gemäss Angaben der Kantonsärztin bestehe bei etwa der Hälfte auch danach noch ein Ansteckungsrisiko.
Das ist die entscheidende Frage: Wie lange ist jemand noch ansteckend? Massgebend ist die Inkubationszeit, also die Dauer zwischen der Infektion und dem Ausbruch der ersten Symptome. Im Durchschnitt beträgt sie gemäss Weltgesundheitsorganisation fünf Tage. Virologe Drosten sagte in seinem Podcast, neue Daten würden zeigen, dass fünf Tage nach dem Auftreten der ersten Symptome rund 90 Prozent der Infizierten nicht mehr ansteckend seien. Doch die Studien dazu sind widersprüchlich.
Darum gehen Bund und Kantone auf Nummer sicher und belassen die 10-Tage-Regel. Der Aargauer Regierungsrat Gallati wich früher auch schon von Empfehlungen des Bundes ab – das dürfen die Kantone in gewissen Fällen –, hier aber ist für ihn klar:
Wer Symptome hat, für den gilt übrigens nicht bloss Quarantäne, sondern Isolation. Deren Dauer ist abhängig vom Testergebnis. Falls dieser positiv ausfällt, schaltet sich die zuständige kantonale Stelle ein und erteilt Anweisungen. (cki)
Interessante Argumentation. Ich dachte immer die Dauer der Quarantäne richtet sich nach der möglichen Infektionzeit und nicht danach ob es den Leuten gefällt.
https://twitter.com/c_drosten/status/1301813340927336449