«Darauf haben wir gewartet», beginnt die Zürcher Gesundheitsdirektorin Natalie Rickli die Medienkonferenz. «Der Impfstoff ist da und er ist ein wichtiger Schritt in Richtung Normalität.»
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Zürich ist mit 1.5 Millionen Bewohnerinnen und Bewohner der bevölkerungsreichste Kanton der Schweiz. Bis ein Grossteil der Zürcherinnen und Zürcher geimpft ist, wird es noch eine Weile dauern. Die Planung der Impfungen sei eine logistische Herausforderung mit vielen unbekannten Variablen, hiess es von den Verantwortlichen.
So sieht das Vorgehen des Kantons aus:
Noch im Dezember sollen 16 Verpackungseinheiten des Impfstoffs von Pfizer/Biontech an die Kantonsapotheke geliefert werden, informiert Markus Näf, Projektleiter der Impfstrategie. Eine Kiste enthält gemäss Näf 975 Impfdosen. Knackpunkt beim Impfstoff ist die Lagerung: Die Flüssigkeit muss bei minus 70 Grad Celsius gelagert werden. Für die Lagerung brauche es spezielle Kühlprodukte. «Sie können sich vorstellen, dass solche Geräte in einer globalen Pandemie begehrt sind», so Näf. Man habe aber Zusagen, wonach weitere Geräte Anfang Januar geliefert werden sollen.
Am 30. Dezember will der Kanton informieren, wie sich die Personen aus der Risikogruppe* für die beiden Impftermine anmelden können. «Es wird genügend Impfstoff für alle geben, die sich impfen lassen wollen», sagte Gesundheitsdirektorin Natalie Rickli (SVP). Sie selber will sich auch impfen lassen, lässt aber jenen den Vortritt, die die Impfung nötiger hätten als sie, etwa den Seniorinnen und Senioren.
Am 4. Januar will Zürich am Institut für Reisemedizin am Hirschengraben die ersten Spritzen setzen. Dort ist bereits ein grosses Zelt aufgebaut, in dem die «Impfstrassen» organisiert werden. Wichtig ist, dass es keine Warteschlangen gibt wie damals bei der Schweinegrippe, als sich die Leute bis ans Central stauten.
Bei einer Behandlungszeit von 27 Minuten pro Person können im Institut für Reisemedizin knapp 600 Personen pro Tag geimpft werden. In einem ersten Schritt sind 16'000 Impfdosen verfügbar. Vorrang haben Personen, die älter als 75 sind oder bestimmte Vorerkrankungen haben. Zweite Priorität haben über 65-Jährige, danach folgen das Gesundheitspersonal sowie Bewohnende von Institutionen, darunter sind auch Gefängnisse.
In den ersten Januarwochen erwartet Zürich weitere Lieferungen des Impfstoffes. «Wir rechnen mit 50'000 Dosen, die geimpft werden können», so Impf-Projektleiter Näf. «Das ist noch nicht die grosse Menge, aber genügend, dass wir gezielt mit der Impfung der Risikogruppen beginnen können.»
Die grösste Herausforderung im Januar sei aber, die Menschen aus den Risikogruppen zu erreichen und sie über die Sicherheit und den Nutzen der Impfung zu informieren. Läuft alles nach Plan, sollen bis Ende Januar 20'000 Personen geimpft sein.
Sobald die freiwillige Impfung von Risikopersonen genügend fortgeschritten ist, soll in einem nächsten Schritt auch das Gesundheitspersonal und Menschen, die engen Kontakt zu gefährdeten Personen haben, geimpft werden. Projektleiter Näf rechnet damit, dass in den nächsten Tagen und Wochen der Impfstoff von Moderna von Swissmedic zugelassen wird.
Der Moderna-Impfstoff muss – anders als der von Pfizer/Biontech – nur bei minus 20 Grad Celsius gekühlt werden. Sobald auch der Impfstoff von Moderna zugelassen und geliefert sei, könne man auch in grösseren Hausärzte-Zentren mit der Impfung beginnen, erklärt Näf. «Mit dem Imfpstoff von Biontech/Pfizer ist die Impfung für die Hausärzte logistisch kaum machbar. Sie müssten innerhalb von fünf Tagen 975 Patientinnen impfen.»
Dies, weil den Hausärzten keine Spezial-Kühllager zur Verfügung stehen, um die Kisten mit 975 Impfdosen bei minus 70 Grad zu kühlen.
Sobald genügend Impfstoff vorhanden ist, sollen Ende März die ersten grösseren Impfzentren stehen. «Beim Impfzentrum haben wir ein anderes Set-up», erklärt Projektleiter Näf. Bei den Risikogruppen ginge es in einem ersten Schritt darum, zu informieren und sich auch mit den Angehörigen auszutauschen. «Bei den grossen Impfzentren geht es primär um Effizienz und darum, viele Menschen innerhalb kurzer Zeit zu impfen.»
In den Pilot-Impfzentren will man 5'000 bis 8'000 Personen pro Tag impfen. Dafür ist auch viel Personal erforderlich, ist sich Infektiologe Jan Fehr bewusst. Er ist Leiter des Departements für Public und Global an der Universität Zürich. Man werde auf Fachpersonal und Medizinstudenten zurückgreifen, so Fehr.
Mit Material von der sda