Bei der Aufarbeitung der Corona-Pandemie wartet viel Arbeit auf den Bund. Denn es zeigt sich: Die Schweiz hat ein Problem mit ihren Daten. Die am Freitag veröffentlichte Todesursachenstatistik des Bundesamts für Statistik (BFS) weist in ihren provisorischen Ergebnissen viel mehr Corona-Sterbefälle aus als das Bundesamt für Gesundheit (BAG).
Im Gedenken an die Covid-Toten: Im Dezember 2021 entzünden Aktivisten gegen 12'000 Kerzen auf den Bundesplatz. Bild: keystone
Konkret gab es von Januar bis Dezember 2020 laut BFS-Zahlen 9991 Corona-Sterbefälle in der Schweiz. Bei 9305 Personen wurde Corona als Haupttodesursache identifiziert. Damit ist auch klar, dass die überwiegende Mehrheit an und nicht mit Corona gestorben ist. Das BAG meldete derweil 7593 laborbestätigte Todesfälle. Das sind Personen, die in der Schweiz und in Liechtenstein mit einer nachgewiesenen Corona-Infektion verstorben sind.
Eine deutliche Diskrepanz zu den Zahlen des BFS. Die Statistiker erklären das auf Anfrage von CH Media damit, dass es sich um zwei getrennte Datenflüsse handelt. Während das BAG-Meldesystem von der «Meldecompliance der medizinischen Dienste» abhänge, bekommt das Statistikamt seine Zahlen direkt von den Zivilstandesämter. Die Todesursachen werden von den Ärzten über das entsprechende Zertifikat direkt ans BFS gemeldet. Die Daten des BFS sind dadurch kompletter als jene des BAG.
Vor allem Gefahr für ältere Menschen mit zusätzlicher Krankheit
Ausserdem zeigen die Zahlen, dass das Virus vor allem für die gesundheitlich bereits Vorbelasteten eine Gefahr war: 95,7 Prozent der Verstorbenen litten «mindestens» an einer Begleiterkrankung wie Herzkrankheiten oder Krebs. Betroffen war vor allem die Altersgruppe ab 85 Jahren.
Laut BFS ist vor allem die zweite Welle deutlich tödlicher verlaufen, als ursprünglich angenommen. So gab es gemäss Statistikamt zwischen September und Dezember 7746 Corona-Sterbefälle. Laut dem BAG-Meldesystem waren es 5823. Das ist ein Drittel mehr als ursprünglich angenommen.
Insgesamt starben im ganzen Jahr 2020 in der Schweiz 76'217 Personen. Ein Vergleich zeigt: Die Gesamttodeszahlen fallen und steigen mit den Corona-Todesfällen. (abi/ch media)
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Die beliebtesten Kommentare
Lowend
05.08.2022 12:38registriert Februar 2014
Wenn ich solche Zahlen lese, denke ich zwangsläufig an die 7746 Familien, die geliebte Angehörige vermissen und an die unbekannte Zahl von Menschen, die noch lange an den Folgen ihrer Covid Erkrankung leiden werden. Das Schlimmste daran ist, dass viel Leid hätte erspart werden können, wenn man sich nur an einfachste Massnahmen gehalten hätte.
Wetten, die Gegner dieser einfachen Massnahmen werden schon bald ihre totale Empathielosigkeit zeigen und selbst diese klaren Zahlen bezweifeln, weil sie sonst zugeben müssten, dass sie und ihr grenzenloser Egoismus Mitschuld an dem ganzen Leid sind?
Auch jetzt gibt es eine Übersterblichkeit in der Schweiz. Es ist kein Thema. Eigenverantwortung ohne Solidarität ist Egoismus. Es geht um die Verantwortung um den anderen und nicht um Eingriffe in die persönliche Freiheit.
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