Es sei für einmal «eine gute Nachricht für den Herbst», schreibt der deutsche Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach auf Twitter. Der studierte Mediziner ist eigentlich nicht bekannt für frohe Botschaften - schon gar nicht seit Ausbruch der Corona-Pandemie. Doch nun sehe es «immer mehr danach aus, als ob es zumindest nicht eine zusätzliche Variante neben BA.5 geben würde», so Lauterbach weiter. Zu diesem Schluss kommt unter anderem die deutsch-britische Mathematikerin Christina Pagel, die in der Pandemie der britischen Regierung beratend zur Seite stand.
Mal eine gute Nachricht für den Herbst. Es sieht immer mehr danach aus, als ob es zumindest nicht eine zusätzliche Variante neben BA5 geben würde. Und für BA5 erwarten wir je nach Zulassung bis Ende September einen passenden Impfstoff. Jetzt heisst es: bis dahin Infektion meiden https://t.co/veIKeRYdbj
— Prof. Karl Lauterbach (@Karl_Lauterbach) August 1, 2022
Da es allerdings noch bis im September dauern dürfte, bis in Deutschland ein passender Impfstoff gegen Omikron verfügbar sei, gelte es nun, «bis dahin eine Infektion zu vermeiden», so Lauterbach. Seine Devise: Durchhalten und Schutzmassnahmen einhalten, bis die Omikron-Impfung da ist.
Auch in der Schweiz dürfte bereits in wenigen Wochen ein Impfstoff verfügbar sein, der wirksamer vor den Omikron-Varianten schützt als die bisher verabreichten Impfstoffe. Derzeit prüft die Zulassungsbehörde Swissmedic zwei entsprechende Gesuche. So hat der Impfstoffhersteller Moderna bereits Ende Juni ein Gesuch für eine sogenannte Zulassungserweiterung eingereicht.
Am Dienstag wurde bekannt, dass auch Pfizer die Zulassung für einen Omikron-Impfstoff beantragt. Der bivalente Impfstoff enthält mRNA sowohl für das Spikeprotein des Wuhan-Stamms als auch für dasjenige der Omikron-Variante. Von dieser Zusammensetzung verspricht sich das Bundesamt für Gesundheit (BAG) eine «höhere Wirksamkeit gegen die Omikron-Variante» und damit auch gegen die aktuell dominante Untervariante BA.5, wie es in einer Mitteilung heisst.
Auf Nachfrage teilt das BAG mit, dass in der Schweiz die ersten adaptierten Impfstoffe im «Herbst 2022» verfügbar sein werden. Letztlich hänge der genaue Termin davon ab, wann Swissmedic die Zulassung erteile. Wie viele Dosen dann tatsächlich in die Schweiz geliefert werden, lässt das BAG unbeantwortet. Es heisst lediglich: «Die Auslieferung von Impfdosen erfolgt in Teillieferungen. Der Rhythmus und die Menge richten sich dabei sowohl nach den Bedürfnissen der Schweiz und den Lagerkapazitäten als auch nach den Produktionsplänen der Hersteller.» Sicher sei hingegen, dass der Schweiz gemäss den Verträgen mit den Herstellern immer der neueste verfügbare Impfstoff zustehe.
Etwas anders schätzt Jan Fehr die Lage ein. Der Infektiologe leitet an der Universität Zürich das Departement Public & Global Health. Er sagt: «Die Frage ist für mich weniger ?ob? das Virus weiter mutieren wird - denn davon gehe ich aus -, sondern ?wie? die nächste Variante aussehen wird und wie gut die Bevölkerung durch eine bestehende Immunität als Resultat von Impfung und durchgemachter Infektionen geschützt ist.»
Fehr betont an dieser Stelle, dass die Aussagen von Karl Lauterbach nicht direkt auf die Schweiz übertragen werden können. Denn die Schweizer Bevölkerung habe wahrscheinlich einen «solideren Immunschutz», wie Fehr erklärt: «Da bei uns die Massnahmen weniger restriktiv waren und eine gute Balance zwischen Massnahmen und Öffnung gefunden wurde, konnte sich eine breitere Immunität entwickeln.»
Der angepasste Impfstoff werde wohl eine wichtige Rolle spielen. «Allerdings kann ein solcher kaum alles richten», sagt Fehr. So wurde beispielsweise der Impfstoff nicht explizit gegen BA.4 und BA.5 entwickelt, sondern in erster Linie gegen BA.1 und BA.2. Fehrs Fazit: «Entscheidend ist der Gesamtschutz der Bevölkerung, die Impfung stellt dabei eines der Puzzleteile auf dem Weg hin zu einem Zustand der Endemie dar.»
Aktuell befindet sich die Schweiz noch immer in der leicht abflachenden Sommerwelle. Mittlerweile machen die Omikron-Varianten 100 Prozent der Fälle aus. Für die vergangene Woche meldete das BAG am Dienstagnachmittag über 23'000 laborbestätigte Fälle. Das sind rund 14'000 bestätigte Infektionen weniger als in der Vorwoche.
Die Positivitätsrate - also der Anteil positiver Tests - ist noch immer hoch. Sie liegt aktuell bei etwas mehr als 40 Prozent. Das heisst: Beinahe jeder zweite Test fällt positiv aus. Die Intensivstationen sind zu 76 Prozent ausgelastet, wovon allerdings nur 6 Prozent auf Covid-Patienten entfallen.
Der Rückgang gegenüber der Vorwoche beträgt 33% (anderer Artikel von watson)
Würde, wäre es. umgekehrt, eine Zunahme um 33% auch als "leicht steigend" umschrieben werden?
Wohl kaum.