Freie Bahn für die Open-Air-Beizen: Die litauische Hauptstadt Vilnius zeigt, wie der Sommer trotz Corona-Restriktionen auch in der Schweiz aussehen könnte. Die baltische Metropole erlaubt den Gastronomen wegen Corona ausnahmsweise, auf fast allen öffentlichen Plätzen und Strassen ihre Tische herauszustellen und Gäste zu bedienen. «Wir wollen Leben zurück in die Stadt bringen und Cafés ermöglichen, ihren Betrieb weiterzuführen», sagt der Bürgermeister zum Guardian.
Den Cappuccino direkt vor dem Berner Münster schlürfen, das Feierabend-Bier in einer Open-Air-Bar im Lorrainepärkli kippen: Geht es nach Tom Berger, Vizepräsident der Bar- und Clubkommission Buck und FDP-Stadtrat, sollen auch Berner Bars und Beizen vermehrt im öffentlichen Raum Gäste bedienen dürfen. «Wenn Gastronomen auf Freiflächen ein zusätzliches Angebot bieten, können einerseits Abstandsregeln eingehalten werden. Anderseits kann auch zusätzliches Geld verdient werden, das nach der Absage von Grossevents wie der EM schmerzlich fehlen wird.»
Berger rennt mit seinem Vorhaben bei der Stadt Bern offene Türen ein. «Wir planen, die Flächen für die Aussenbestuhlungen der Restaurants zu vergrössern. Und zwar ohne zusätzliche Kosten für die Gastronomen», sagt der zuständige Berner Gemeinderat Reto Nause zu watson. Man wolle im Sinne einer «temporären Öffnung» Anschubhilfe leisten, so dass die Gastrobetriebe tragfähige Umsätze erzielen und so Konkurse verhindert werden könnten. Und ebenso sicherstellen, dass Social-Distancing-Regeln eingehalten würden.
Natürlich könnten Gastro-Unternehmer aber diesen Sommer nicht einfach beliebig viele Beizentische auf die Trottoirs, Plätze oder in Parks stellen. «Wir werden mit den Betrieben nach individuellen Lösungen suchen», verspricht Nause. Der Sicherheitsdirektor hofft auch auf das Verständnis von Anwohnern. Diese hatten die Bespielung des öffentlichen Raumes – etwa auf der Schützenmatte vor der Reitschule – zuletzt erfolgreich torpediert.
Ob Pop-Up-Bars an der Aare, verlängerte Bar-Öffnungszeiten, Festivals in Parks oder Stühle und Tische auf öffentlichen Plätzen: Bern hat in den letzten Jahren die «Mediterranisierung» der Bundesstadt vorangetrieben und die Fläche der Aussenbestuhlungen massiv vergrössert.
Besonders die Pop-Up-Bars entzücken Jung und Alt. Auch hier gibt die Stadt weiter Gas und hat im Lorrainepärkli mit der «Burnout-Bar» und im Dalmazipärkli mit dem «Sommergarten» je eine neue Pop-Up-Bar bewilligt, wie Nause gegenüber watson erklärt. Losgehen soll es frühestens im Juni – sofern es die Corona-Situation zulässt.
Die Pop-Up-Bars hätten sich bewährt und für eine Aufwertung des öffentlichen Raums gesorgt. Nause appelliert an die Gastronomen, sich mit kreativen Ideen direkt an die Stadt zu wenden. «Wir sind die Letzten, die von vornherein sagen, etwas gehe ohnehin nicht.»
Aus Sicht von Tom Berger gehen die von der Stadt Bern angesprochenen Massnahmen in die richtige Richtung. «Aber für eine Stadt, die Stadt sein darf, braucht es weitere Massnahmen.» Auf kommunaler, kantonaler und nationaler Ebene gäbe es Gesetze, welche nicht mehr zeitgemäss seien. Das urbane Zusammenleben von heute könne nicht mit Gesetzen von vorgestern geregelt werden.
Meines Wissens dürfen Bars ja nur dann aufmachen, wenn sie Sitzplätze für die Gäste anbieten können.
Bei den Pop-Up-Bars ist dies ja überhaupt nicht gegeben, ganz im Gegenteil. Da muss man sich schon fragen, weshalb hier ein Unterschied besteht.
Und generell: Wäre es nicht sinnvoller, mal in einem ersten Schritt für die bestehenden Bars zu sorgen, anstatt neue Lokalitäten zu eröffnen?