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Coronavirus

Ivermectin: Impfskeptiker sehen ein Entwurmungsmittel als Alternative

Impfskeptiker setzen auf Entwurmungsmittel für Pferde – Importversuche nehmen zu

Gegner des Covid-Zertifikats sehen das Medikament Ivermectin als Alternative zur Impfung. Fachleute winken ab.
01.11.2021, 09:4101.11.2021, 09:42
Christoph Bernet / ch media
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Es taucht immer wieder als angebliches Wundermittel zur Prävention und Behandlung von Covid-19 auf: Ivermectin, ein Entwurmungspräparat, das seit mehr als dreissig Jahren in der Human- und der Tiermedizin zum Einsatz kommt.

An IverCare brand package containing a syringe of ivermectin âÄ” a drug used to kill worms and other parasites âÄ” intended for use in horses only, is shown Friday, Sept. 10, 202 ...
Auch mit Apfelgeschmack: Ivermectin.Bild: keystone

Besonders in impfskeptischen Kreisen wird viel über die angeblich überragende Wirkung von Ivermectin gesprochen. In den USA ist ein regelrechter Hype entstanden – mit teilweise absurden Folgen.

Vereinzelt verlangten Tierarztpraxen einen Nachweis, dass Personen, die Ivermectin beziehen wollten, tatsächlich ein Pferd besitzen. Hintergrund dieser Auswüchse war ein merklicher Anstieg der Versuche von impfskeptischen Personen, unter Vorspiegelung falscher Tatsachen an das Entwurmungsmittel zu gelangen.

«Ihr seid keine Pferde. Ernsthaft. Hört auf damit»

Das Problem nahm eine Dimension an, welche die nationale Arzneimittelbehörde FDA zum Handeln zwang: «Ihr seid keine Pferde. Ihr seid keine Kühe. Ernsthaft. Hört auf damit», schrieb die FDA auf Twitter.

In jüngster Zeit wird auch in impfskeptischen Kreisen in Europa verstärkt über die angebliche segensreiche Wirkung des Entwurmungsmittels diskutiert. In Österreich hat sich Herbert Kickl, Parteichef der rechtspopulistischen Oppositionspartei FPÖ, letzte Woche für einen verstärkten Einsatz von Ivermectin bei der Behandlung von Covid-19 ausgesprochen.

Der Hype um das vermeintliche Wundermittel hat auch die Schweiz erreicht. In den vergangenen Wochen ist davon die Rede in den internen Kommunikationskanälen von Impfskeptikern und Gegnern des Covid-19-Gesetzes, über das am 28. November abgestimmt wird. Eine weitverbreitete These: Politik und Behörden würden eine Zulassung von Ivermectin verhindern, um die fortschreitende Impfkampagne nicht zu gefährden.

Zur Anwendung in der Humanmedizin kommt der Wirkstoff Ivermectin bei parasitären Krankheiten wie der Krätzmilbe und Rosazea.

Für das Mittel werben auch prominente Köpfe der Zertifikatsgegner. Einer davon ist der emeritierte Bankenprofessor Martin C. Janssen. Er engagiert sich gemeinsam mit Rahel Blocher, Tochter des früheren SVP-Bundesrats, mit dem Verein «Gesund und frei» im Abstimmungskampf.

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Auf Twitter wirft Janssen «den Politikern» vor, es gehe ihnen nicht um den Schutz der Intensivstationen. Stattdessen würden sie «alles unternehmen, damit die Menschen nicht zu Hause gesunden können». Deshalb könnten Mittel wie Ivermectin in der Schweiz nicht gekauft werden.

Zoll fängt mehr illegale Arzneimittelsendungen ab

Tatsächlich ist Ivermectin in der Schweiz nicht zur Behandlung von oder zur Prävention gegen Covid-19 zugelassen. Das scheint einige nicht davon abzuhalten, sich Zugang dazu verschaffen zu wollen. Wie die Heilmittelbehörde Swissmedic auf Anfrage mitteilt, hat die Eidgenössische Zollverwaltung in den letzten Wochen bei Kontrollen mehr illegale Arzneimittelsendungen entdeckt und an Swissmedic weitergeleitet: «Darunter sind auch illegale Arzneimittelimporte mit Medikamenten gegen Würmer und andere Parasiten mit dem Wirkstoff Ivermectin.»

Zur Anwendung in der Humanmedizin kommt der Wirkstoff Ivermectin bei parasitären Krankheiten wie der Krätzmilbe und relativ neu auch bei Rosazea. Der Zuger Rudolf Hauri, Präsident der Vereinigung der Kantonsärzte, stellt klar: «Für den Nachweis einer Wirksamkeit bei der Behandlung von Covid-19 fehlen seriöse Grundlagen.» Vor einer Anwendung auf eigene Faust sei dringendst abzuraten: «Das kann gesundheitlich äusserst gefährlich sein.»

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546 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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PassierscheinA38
01.11.2021 09:58registriert April 2021
Ey, nein… jetzt bessert‘s aber! Das hat irgendwer in so nem Telegram-Kanal dahergeschwurbelt und alle rennen blind hinterher und hauen sich das Zeig rein! So von wegen: „Ich lass mir doch nicht so einen gefährlichen Impfstoff spritzen!“
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bärn
01.11.2021 10:10registriert Juli 2016
Momou..... das hett sicher kener "langzeitfolge" 🤣🤣😂😂 ...ich habe mich schon länger davon distanziert, mit gewissen leuten überhaupt noch diskussionen führen zu wollen, es ist schlicht sinnlos. lasst sie schwurbeln, ehh wiehern
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SoullessStone
01.11.2021 09:55registriert Januar 2014
Lieber so was nehmen, anstatt zu Impfen.
🙈
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