Schweiz
Coronavirus

Nein zur E-ID: Die Reaktionen der Politiker

Falsche Schweizer Paesse fotografiert waehrend der Medienkonferenz "Fatale Fehler fuer die Zukunft vermeiden" ueber die Privatisierung der elektronischen Identitaet (E-ID), am Dienstag, 2. F ...
Das Volk schickt die private E-ID bachab. Bild: keystone

Volk schmettert E-ID ab: «Pläne für neue Lösung liegen in der Schublade»

07.03.2021, 14:1507.03.2021, 14:49
Mehr «Schweiz»

Das Schweizer Stimmvolk will keine private E-ID, die vom Staat lediglich kontrolliert wird. Laut zweiter Hochrechnung schicken die Bürgerinnen und Bürger das Vorhaben mit 65 Prozent Nein-Stimmen bachab.

Nun muss der Bundesrat zurück auf Feld eins. Grundsätzlich hatte im Abstimmungskampf zwar kaum jemand etwas daran auszusetzen, die Digitalisierung voranzutreiben. Umstritten war aber die Rollenteilung von Staat und Privaten bei der E-ID.

Die Reaktionen

FDP-Nationalrat Christian Wasserfallen sieht nach dem deutlichen Nein schwarz für die Zukunft: «Die Schweiz wird digital abgehängt.» Das Land werde sich nun wieder über Jahre finden müssen, bis eine neue Lösung vorliege, sagte der Berner zu SRF. Er hoffe, dass man sich nun zusammenraufe. «Die Folge des Neins dürfen nicht das nächste IT-Debakel des Bundes werden.»

Adrian Wüthrich von Travail Suisse sagt hingegen, dass die Pläne für eine staatliche E-ID schon in der Schublade lägen. «Wir sind parat für eine neue Lösung. »

«Die neue ID könnte man mit einem Chip ergänzen.»
Erik Schönenberger

Das Nein zum E-ID-Gesetz sei ein Ja zur staatlichen Identifikation, dessen seien sich alle Beteiligten einig, sagte Erik Schönenberger, Co-Kampagnenleiter des Referendums gegen die E-ID. Er geht davon aus, dass man relativ schnell zu einer neuen, staatlichen Lösung komme, sagte er auf Anfrage der Nachrichtenagentur Keystone-SDA. Alle Parteien und Abstimmungskomitees seien sich einig, dass es relativ schnell eine tragfähige staatliche Lösung brauche, in die das Volk Vertrauen haben könne. Eine Möglichkeit ist laut Schönenberger die Lancierung der neuen ID in zwei Jahren. Allenfalls könne man diese mit einem Chip ergänzen – dies könnte zu eine sichere und kostengünstige Lösung sein.

Schweizer bleiben Besitzende der eigenen Daten

Nun sei das Tor für eine zukunftsfähige Lösung geöffnet worden, sagte Grünen-Präsident Balthasar Glättli am Sonntag nach dem Nein zur E-ID. Wichtig sei, dass das jedermann «Herr oder Herrin seiner eigenen Daten» sein könne, denn Daten dürften nicht zentralisiert gesammelt werden. Doch nicht nur die elektronische Identifizierung sei wichtig, nun sei es auch Zeit für die elektronisch gültige Unterschrift. Dann gebe es noch viel mehr Anwendungsfelder, unter anderem für die Wirtschaft und KMU, sagte Glättli zu SRF.

Ständerätin Andrea Gmür hat sich im Schweizer Fernsehen SRF überrascht vom deutlichen Nein zur E-ID gezeigt. Einen der Gründe für die Ablehnung sieht sie im Namen der Vorlage. Besser wäre ihrer Meinung nach «qualifiziertes Log-In» gewesen, sagte die Chefin der Mitte-Fraktion.

Für den Schweizerischen Gewerbeverband (sgv) bedeutet das Nein zur E-ID einen Rückschritt für die Weiterentwicklung des E-Government und die Digitalisierung. Mit der Ablehnung des Gesetzes hätten die Gegner nichts gewonnen, aber die Schweiz viel Zeit im Digitalisierungsprozess verloren. Mit dem Nein vergrössere sich der Rückstand der Schweiz auf jene Länder, die seit Jahren eine eigene E-ID haben, hiess es in einer Mitteilung vom Sonntag. Die Schweiz benötige «jetzt umgehend eine neue Lösung für die Regelung der Rahmenbedingungen für die Einführung der E-ID», denn diese sei ein wichtiges Element für Innovationen in der zunehmend digitalisierten Wirtschaft.

Wir erklären dir das Gesetz zur E-ID – in 90 Sekunden

Video: watson/Helene Obrist, Emily Engkent

Böse Schlappe für den Bundesrat

Mit dem Gesetz wollte der Bundesrat die sichere Identifikation von Personen im Internet ermöglichen. Nationale und kantonale Behörden argumentierten, dass so im Internet einfacher Verträge abgeschlossen oder Behördengänge erledigt werden könnten. National- und Ständerat verabschiedeten das Bundesgesetz über elektronische Identifizierungsdienste im Herbst 2019 mit deutlichen Mehrheiten. Das Referendum gegen die Vorlage wurde von der Digitalen Gesellschaft lanciert und von SP, Grünen, Piratenpartei, VPOD, Internet Society Switzerland, Verein Public Beta, Grundrechte.ch sowie Seniorenorganisationen unterstützt. Auch der Gewerkschaftsbund (SGB), Travail Suisse, die GLP, die EDU und die Junge EVP fassten die Nein-Parole.

(sda)

>> Coronavirus: Alle News im Liveticker

Mehr zum Coronavirus:
    DANKE FÜR DIE ♥
    Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
    (Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
    5 CHF
    15 CHF
    25 CHF
    Anderer
    Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
    Hyundai präsentiert das vielleicht spannendste E-Auto 2021
    1 / 16
    Hyundai präsentiert das vielleicht spannendste E-Auto 2021
    Der Ioniq 5 lädt schneller als fast jedes andere Elektroauto in seiner Preisklasse. In 18 Minuten soll die Batterie am Schnelllader von 10 auf 80% geladen sein.
    quelle: hyundai
    Auf Facebook teilenAuf X teilen
    Dramatische Rettung – Auto versinkt, doch eine Frau steckt noch fest
    Video: watson
    Das könnte dich auch noch interessieren:
    Hast du technische Probleme?
    Wir sind nur eine E-Mail entfernt. Schreib uns dein Problem einfach auf support@watson.ch und wir melden uns schnellstmöglich bei dir.
    38 Kommentare
    Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
    Die beliebtesten Kommentare
    avatar
    Miimiip! aka Roadrunn_er
    07.03.2021 14:46registriert Juli 2018
    Wenn dass stimmt dass Pläne schon in der Schublade liegen dass der Staat die Herausgabe der E-ID betreibt, hätte es nach meiner Meinung gar nie zu diesem Vorschlag kommen dürfen dass Private die E-ID herausgeben. Ausser natürlich die Befürworter mit den Lobbyisten sahen dadurch eine Menge Geld und Daten zugunsten der Herausgeber.
    Zum Glück wurde es abgelehnt, Ausweispapiere bzw. elektronische Ausweise ID, etc. ausstellen gehört ausschliesslich in Staatshände.
    2004
    Melden
    Zum Kommentar
    avatar
    sinkflug
    07.03.2021 14:41registriert Juli 2020
    Lieber Bundesrat, liebes Parlament: das Nein war kein Nein gegen eine E-ID, sondern ein Nein gegen eine private und ein Ja für eine staatliche Lösung. Bitte setzt alle Hebel in Bewegung, damit dieses Projekt vorwärts kommt.
    18012
    Melden
    Zum Kommentar
    avatar
    exeswiss
    07.03.2021 14:26registriert Januar 2015
    FDP-Nationalrat Christian Wasserfallen sieht nach dem deutlichen Nein schwarz für die Zukunft: «Die Schweiz wird digital abgehängt.»

    meinses erachtens wird eher der Staat digital abgehängt nicht die schweiz. geht halt nicht mehr alles mit fax und telegramm ¯\_(ツ)_/¯
    11815
    Melden
    Zum Kommentar
    38
    Die SNB senkt die Zinsen deutlich – was das (für dich) bedeutet

    Die SNB hat am Donnerstagmorgen verkündet, dass sie den SNB-Leitzins um 0,5 Prozentpunkte auf 0,5 Prozent senkt. Die Zinsänderung gilt ab morgen, 13. Dezember 2024.

    Zur Story