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Nationalrat lehnt landesweite Chippflicht für Katzen ab

Nationalrat lehnt landesweite Chippflicht für Katzen ab

Im Gegensatz zu Hunden sollen Hauskatzen in der Schweiz nicht gechippt und in einem Register eingetragen werden müssen. Der Nationalrat hat eine von vielen Seiten unterstützte Motion aus der Grünen Fraktion abgelehnt.
06.05.2025, 13:0906.05.2025, 14:28
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Mit 108 zu 80 Stimmen sagte die grosse Kammer Nein zum Vorstoss, den über zwei Dutzend Ratsmitglieder mit unterschrieben hatten. Durchgesetzt hat sich nun aber eine von der SVP angeführte Minderheit. Die auch vom Bundesrat unterstützte Motion ist vom Tisch.

Freiwilliges Chippen möglich

Minderheitssprecher Sylvain Freymond (SVP/VD) sagte, viele Halterinnen und Halter liessen ihre Katze heute schon freiwillig chippen, zum Wohl ihres Tieres. Die Pflicht schaffe keinen Mehrwert. Viele Streunerkatzen seien herrenlos, und vor allem sie sorgten für Probleme. Sie zu chippen, sei unrealistisch und teuer.

Motionärin Meret Schneider (Grüne/ZH) warb vergeblich für ihr Anliegen. Jedes Jahr würden Tausende herumirrende Katzen in Tierheimen abgegeben, während Besitzer die Tiere erfolglos suchten. Und 10'000 Katzen im Jahr würden als vermisst gemeldet.

Nach wie vor würden nicht mehr gewünschte Tiere ausgesetzt. Es brauche deshalb eine Chippflicht. Die Kosten fürs Chippen - einmalige 90 Franken - könnte Menschen dazu bringen, sich die Anschaffung einer Katze gründlicher zu überlegen, sagte Schneider. «Der Kauf eines Tieres darf keine leichtfertige Entscheidung sein.»

«Kosten sind tief»

Auch Bundesrätin Elisabeth Baume-Schneider unterstützte die Chippflicht. Die damit einhergehende Registrierung könnte statistische Daten liefern und mehr Kontrolle über streunende Katzen ermöglichen. Beim Chippen könnten Tierärzte und -ärztinnen die Gesundheit und den Impfstatus der Tiere kontrollieren. Die Kosten der Registrierung seien tief, sagte sie auf Nachfrage.

In der Schweiz leben laut Medienberichten rund 1,8 Millionen Katzen. Die Registrierung der Tiere in einer Datenbank und die Suche nach ihnen ist heute freiwillig möglich und wird zunehmend vorgenommen.

Im vergangenen April waren in der Schweiz knapp 786'000 Katzen registriert, wie Zahlen von Identitas zu entnehmen ist. 2016, vor knapp zehn Jahren, waren es noch etwas weniger als 350'000. Auch die Zahl der Halter registrierter Katzen ist gestiegen auf zuletzt bei knapp 477'000.

Das Bundesamt für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen (BLV) nahm bereits Abklärungen für eine nationale Chip-Pflicht für Katzen vor. Dazu steht das Amt im Austausch mit den kantonalen Veterinärdiensten. Es bestätigte im vergangenen Dezember einen Bericht der Zeitung «Blick».

Rund 225'000 herrenlose Katzen

Rund 225'000 herrenlose Katzen gibt es laut einer Studie im Auftrag des Bundes schätzungsweise in der Schweiz. Freiwillige Kastrationen könnten zwar helfen, die Zahl von Streunerkatzen zu verringern, genügten aber nicht, solange die verwilderten Tiere genügend Futter fänden und Unterschlupf-Gelegenheiten hätten.

Eine landesweite Kastrationspflicht für Katzen lehnte der Nationalrat 2020 ab. Gemäss der geltenden Tierschutzverordnung sind Katzenhalter und -halterinnen verpflichtet, dafür zu sorgen, dass sich ihre Tiere nicht unkontrolliert vermehren. (dab/sda)

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59 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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sowhat
06.05.2025 13:25registriert Dezember 2014
Natürlich wäre es zielführend, Wenn Katzen gechippt wären. Die SVPler, wollten es bloss ihren Bauernwählern ersparen, Geld dafür ausgeben zu müssen.
Es könnte viel Katzenleid erspart bleiben, wenn jeder zu seinen Tieren stehen müsste.
Die Ausrede, es machen ja schon die meisten, ist die Dümmste, die es gibt. Wenn dem so wäre, würde es ja gar nicht so viel Aufwand brauchen.
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Chalbsbratwurst
06.05.2025 14:02registriert Juli 2020
"viele Halterinnen und Halter liessen ihre Katze heute schon freiwillig chippen, zum Wohl ihres Tieres. Die Pflicht schaffe keinen Mehrwert."

Liest sich wie:
Die meisten Leute konsumieren, zu ihrem eigenen Wohl, freiwillig kein Heroin. Ein Verbot von Heroin schafft somit keinen Mehrwert.

Oder:
Die meisten Leute schiessen, zum Wohle anderer, nicht mit ihrer Waffe auf Menschen. Ein Waffentragverbot schafft somit keinen Mehrwert.
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Humanity
06.05.2025 14:01registriert April 2022
Schade das ist eine verpasste Chance das endlich mehr gegen das Leid von Streunerkatzen getan wird. Die Kastrationspflicht gehört ebenfalls eingeführt!
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    Der royale Schürzenjäger
    Louis-Philippe (1773–1850), Herzog von Orléans und später König Frankreichs, weilte nach den Wirren der Französischen Revolution in der Schweiz. Er lebte in den Kantonen Zürich, Zug, Aargau und Graubünden – und hinterliess Spuren bis in die Schweizer Gegenwartsliteratur.

    Dies ist die wilde Geschichte des wohl unfähigsten Lehrers aller Zeiten. Er unterrichtete ein Fach, das er nicht beherrschte, und hielt den Unterricht in einer Sprache ab, die keiner der Schüler verstand. Dazu schwängert er die Schulköchin. Dieser Lehrer hiess Louis Chabos und kam am frühen Morgen des 24. Oktober 1793 zu Fuss in Reichenau im Bündnerland an, in der Internatsschule des dortigen Schlosses. Chabos wohnte in einem düsteren Zimmer im Seitenflügel.

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