Seit Mai sitzt Michel Dokovic in Basler Untersuchungshaft. Der 59-Jährige Montenegriner war mit zwei weiteren Personen verhaftet worden, als er 21 Koffer verlud, die 603 Kilogramm Kokain enthielten. Die Drogen waren zuvor mit einem Privatjet von Südamerika via Südfrankreich zum Euro-Airport (EAP) geflogen worden.
Dokovic ist ein kriminelles Schwergewicht, das mit einem Dutzend Namen in den Datenbanken der Strafverfolgungsbehörden vermerkt ist. Geboren als Iljmija Frljučkić hinterliess er seine Spuren ebenso in den USA, in Costa Rica, Belgien, Frankreich, den Niederlanden wie in Tschechien. Den Drogenhandel organisierte er zuletzt aus einer Villa in einem Vorort von Zagreb.
Kroatien hat mittlerweile Auslieferungsgesuche gestellt. Doch einem vereinfachten Verfahren haben die Anwälte nicht zugestimmt. Nun ist das Bundesamt für Justiz für ein ordentliches Verfahren zuständig. In dieser Zeit bleiben Dokovic und seine Kumpane in Haft; das Basler Zwangsmassnahmengericht hat die Untersuchungshaft verlängert, wie Peter Gill, Sprecher der Basler Staatsanwaltschaft, bestätigt.
Dokovic ist in Basel in eine Falle geraten, die ihm im Rahmen einer multinationalen Polizeiaktion gestellt worden ist. Die Drogen wurden nicht auf dem EAP sichergestellt, sondern erst, als der Boss persönlich die Übergabe in einer Garage überwachte. Einer der Piloten, ein 35-jähriger Kroate, brachte das Gepäck, ein 46-jähriger Tscheche stand als Kurier für den Weitertransport bereit, als der Zugriff erfolgte.
Das kroatische Medium «Jutarnji List» hatte Einsicht in die Polizeiakten und schildert die Vorgeschichte. Konkrete Verdachtsmomente gegen Dokovic hätten sich ergeben, als im vergangenen Oktober am Grenzübergang Bregana zwischen Slowenien und Kroatien ein Mercedes mit französischem Kennzeichen angehalten wurde und Polizeihunde im verschweissten, doppelten Boden eine Million Euro in bar fanden. Im Auto sass die Freundin von Dokovic. Das Geld wurde beschlagnahmt. Dokovic musste eine Geldstrafe zahlen. Er meinte, der Transport sei in eine Zufallskontrolle geraten; er rechnete nicht damit, ab diesem Zeitpunkt überwacht zu werden.
Am Telefon sprach Dokovic offen über sein Drogengeschäft. «Zwanzig, dreissig solcher Transporte» habe er schon organisiert. Er beschrieb, wie er Stewardessen und Passagiere anheuerte, um die Jets glaubwürdig als Business-Charter abheben zu lassen. Gemäss gleicher Quelle hatte sich Dokovic für südamerikanische Kartelle zu einem bevorzugten Partner hochgearbeitet. Er konnte sich hochwertiges kolumbianisches Kokain besorgen, weil er angeblich über genügend Barmittel verfügte und schon bei Übernahme die Hälfte bezahlte. Den Rest beglich er nach dem Weiterverkauf.
Dynamik erfuhren die Ermittlungen, als die Hongkonger Polizei im April dreimal zuschlug und insgesamt 420 Kilogramm Kokain sicherstellte. Einen direkten Zusammenhang zu Dokovic ergibt sich aus den vorliegenden Informationen zwar nicht, doch die internationalen Ermittler fokussierten nun auf seinen nächsten Transport, als 600 Kilogramm Kokain via Uruguay, Nizza und Basel auf den Markt gebracht werden sollten. Was «Jutarnji List» auch weiss: Neben den Drogen seien in Basel auch grosse Mengen an Banknoten verschiedener Währung, zehn Luxusarmbanduhren, gefälschte Dokumente, neun Handys, vier Waffen und ein Schalldämpfer sowie eine kleine Menge Marihuana sichergestellt worden. (bzbasel.ch)
Da war die Polizei sicher froh, dass sie ihre 600 Kilogramm Kokain wieder zurückhaben :)