Die ganze Schweiz ruft zum Stromsparen auf - und der Elektronikhändler Interdiscount verschickt Gratis-Leuchtreklamen. Empfänger des Werbegeschenks sind mehrere Redaktionen in der Schweiz. Das Plastikungetüm in Form einer Sprechblase soll Medienschaffenden die Teilnahme an einem Anlass gegen Ende Oktober schmackhaft machen, bei dem die Coop-Tochter ihr neues Ladenkonzept präsentieren will.
Was sich die Kommunikationsabteilung von Interdiscount beim Planen dieses Marketing-Gags gedacht hat, bleibt schleierhaft. Einen schlechteren Zeitpunkt für ein Werbegeschenk, das unnötig Strom verbraucht und noch dazu aus Plastik ist, gibt es kaum. Hoch ist der Verbrauch der kleinen Leuchtreklame selbstredend nicht - deplatziert ist das Geschenk angesichts der Diskussion um eine drohende Strommangellage trotzdem. Der Fakt «made in China» macht es nicht besser.
«Cooming soon», heisst es auf dem Aufkleber auf der Plastiksprechblase, die auf die Eröffnung der Pilotfiliale in der Zürcher Löwenstrasse hinweist. Für Medienschaffende gibt es einen «exklusiven Rundgang» und «Möglichkeit für Interview-Fragen» - «Was hat sich Interdiscount beim Verschicken all dieses Plastikmülls nur gedacht?», könnte eine der ersten Fragen der Journalisten und Journalistinnen lauten.
Immerhin: Der Aufkleber lässt sich abziehen. Es bleibt dann eine nackte Leuchtfläche, die man nach Belieben bemalen oder bekritzeln kann - die dazu notwendigen Stifte hat der Absender in dreierlei Farben ins Päckchen miteingepackt. «Das Gadget kann als Deko-Element weiter verwendet werden und auch ohne Batterien und Stromzufuhr aufgestellt werden», heisst es auf Seiten von Interdiscount. Dass viele Stuben die relativ geschmacklose Leuchtreklame als Dekorationsobjekt aufhängen, ist dennoch zweifelhaft.
Der grosse Teil der verschickten Leuchtreklamen dürfte früher oder später im Müll landen. Wie Interdiscount weiter schreibt, wurden die Lichtboxen zumindest nur an «eine kleine, ausgewählte Anzahl Journalistinnen und Journalisten versendet». Mit anderen Worten: Ein bisschen weniger Müll. Und weiter: «Der Entscheid für diese etwas auffälligere Einladung wurde bereits vor der aktuellen Situation getroffen.»
So oder so ist das Ganze mit Sicherheit keine Glanzleistung von Interdiscount und ihrer Muttergesellschaft Coop, die sich selbst als «nachhaltigste Detailhändlerin der Welt» bezeichnet. Wir gratulieren. (aargauerzeitung.ch)
In der Summe aber wohl auch nicht schlimmer, als wenn ein Hilfswerk ein Stück Alt-Karton in hunderttausende von Schweizer Briefkästen versendet (hatte ich schon mehrmals) 🤷♂️