Die EU hält Stromausfälle und Notlagen in Europa für möglich – das musst du wissen
Angesichts des Ukraine-Kriegs und der Energiekrise hält die EU-Kommission Stromausfälle und andere Notlagen innerhalb der EU für möglich. «Es ist gut möglich, dass Katastrophenhilfe auch innerhalb der EU nötig wird», sagte der EU-Kommissar für humanitäre Hilfe und Krisenschutz, Janez Lenarčič, dem Redaktionsnetzwerk Deutschland.
Von welchen Szenarien geht man aus?
Die Verantwortlichen innerhalb der EU arbeiten demnach mit zwei denkbaren Notfall-Szenarien:
- Sollte nur eine kleine Zahl an Mitgliedstaaten von einem Zwischenfall wie einem grossflächigen Stromausfall (Blackout) betroffen sein, «können andere EU-Staaten über uns Stromgeneratoren liefern, wie es während Naturkatastrophen geschieht», sagte der zuständige EU-Kommissar.
- Wäre eine grosse Zahl an Ländern gleichzeitig betroffen, sodass die EU-Länder ihre Nothilfe-Lieferungen an andere Mitgliedstaaten deckeln müssten, könne die Kommission den Bedarf aus ihrer strategischen Reserve bedienen.
Welches Material hält die EU für den Notfall bereit?
Zu dieser Reserve für Krisenfälle zählen laut EU-Kommissar Lenarčič Löschflugzeuge, Generatoren, Wasserpumpen und Treibstoff, aber auch medizinisches Gerät und inzwischen auch Medizin.
Bereits im Zuge der Corona-Pandemie habe sich die EU-Kommission gegen chemische, biologische, radiologische und nukleare Notfälle gewappnet. «So konnten wir nun schon fünf Millionen Jodtabletten an die Ukraine liefern, für die Anwohner bedrohter Atomkraftwerke», sagte er.
Wen wird die EU im Notfall unterstützen?
Bei dem EU-Programm für Katastrophenschutz können alle EU-Mitgliedsstaaten, aber auch alle anderen Länder der Welt Hilfe beantragen – im Fall von Waldbränden, Überschwemmungen, Erdbeben und ähnlichen akuten Krisen.
Die Hilfen mit Material und Gerät aus anderen EU-Staaten werden dann von dem Programm unter dem Krisenschutz-Kommissar koordiniert und weitergeleitet. Im Notfall geschehe das noch am selben Tag, betonte er.
Kann die EU trotz Bürokratie im Notfall schnell genug liefern?
Der EU-Kommissar für Krisenschutz versichert, dies sei möglich. So habe man etwa Slowenien, dessen Stromnetz 2014 nach einem Schneesturm beschädigt war, und Kroatien nach den Erdbeben Ende 2021 noch am gleichen Tag mit Generatoren und Treibstoff helfen können.
Was löst Russland mit seinem illegalen Tun aus?
Dazu vertritt der zuständige EU-Kommissar eine klare Haltung. Allein schon, dass die russische Führung die Energielieferungen an den Weltmarkt manipuliere, werde zur Belastung für viele Menschen, zumal die Energiekrise zugleich die Lebensmittelpreise in die Höhe treibe und für Millionen Menschen Lebensmittel unbezahlbar würden.
Verschärft werde diese Krise zusätzlich «durch die Blockade oder Besetzung von 90 Prozent der Schwarzmeerhäfen, über die die Ukraine als einer der bislang grössten Exporteure von Agrarprodukten die Welt beliefert».
Es sei sehr aufwändig gewesen, dieses Problem zu lösen, aber die EU habe sehr schnell «Solidaritätskorridore» organisiert, sodass bis heute zehn Millionen Güter per Schiene, Strasse und Wasserwege exportiert werden konnten. Parallel dazu habe man die Vermittlungen durch die Vereinten Nationen und die Türkei unterstützt, die Häfen zu öffnen.
Vernachlässigt die EU wegen des Ukraine-Krieges andere Länder in Not?
Nein. Der EU-Kommissar für Krisenschutz sagt:
Wer ist der EU-Kommissar für Krisenschutz?
Zu Janez Lenarčič schreibt rnd.de:
Quellen
- Nachrichtenagenturen SDA und AFP
- rnd.de: Kommissar für Krisenschutz: EU ist auf Blackouts und Verstrahlung vorbereitet
(dsc)
