Das Licht geht aus, der Herd bleibt kalt, die Ampel bleibt dunkel – ohne Strom funktioniert vieles nicht. Auch das Handy wäre bei einem mehrstündigen Stromausfall nutzlos, selbst wenn es noch Akku hat: Weil die Antennen nicht mehr mit Strom versorgt werden, fällt das Netz nach einer gewissen Zeit aus. Telefonieren, sich im Internet informieren, eine SMS senden: All das ginge nicht mehr. Denn das Mobilfunknetz ist nur für kurze Ausfälle gewappnet.
Im «Gefährdungsdossier Stromausfall» beschrieb das Bundesamt für Bevölkerungsschutz im Jahr 2020 das Szenario eines mehrtägigen Unterbruchs. Darin heisst es: «Etwa eine halbe Stunde nach Stromausfall fällt die Mobilfunktelefonie aus (...). Die meisten Personen im betroffenen Gebiet haben über die gesamte Dauer des Stromausfalls keine Kommunikationsmöglichkeiten». Denn auch fürs Festnetz stünden «meistens nur stromabhängige, digitale Telefonapparate» zur Verfügung.
Das würde auch bedeuten: Polizei, Ambulanz oder Feuerwehr liessen sich kaum mehr telefonisch alarmieren.
Eigentlich sollte sich das ändern. Ende 2020 entschied der Bundesrat, dass die Mobilfunknetze besser vor Stromausfällen geschützt werden sollen. In einem ersten Schritt sollten sie robust genug sein, dass zumindest Anrufe auf die Notrufnummern gemacht werden können, also etwa die Polizei und die Ambulanz aufgeboten werden kann. Ursprünglich hätte das zuständige Departement, das UVEK, dem Bundesrat bis Ende 2021 eine Vernehmlassungsvorlage unterbreiten sollen.
Doch das geschah bis heute nicht – obwohl der Bund eine Strommangellage und einen Stromausfall zu den «Top 10 Risiken» für die Schweiz zählt und die Gefahr einer Mangellage seit dem Ukraine-Krieg gestiegen ist.
Weshalb verzögert sich das Ganze? Das Bundesamt für Kommunikation (Bakom) erklärt: «Die Härtung der Mobilfunknetze vor Stromausfällen ist eine grosse Herausforderung und erfordert sehr hohe Investitionen.» Um die Auswirkungen und Kosten vertieft zu analysieren, sei eine umfassende Regulierungsfolgenabschätzung durchgeführt worden. Basierend darauf sollen nun zusätzliche Konsultationen stattfinden. Die Vernehmlassung ist laut Bakom neu für 2023 vorgesehen.
Danach würde weitere Zeit verstreichen, bis das Netz aufgerüstet wäre. Das Bakom geht davon aus, «dass die vollständige Umsetzung bis zu zehn Jahre dauern wird». Die erforderlichen Anpassungen seien «sehr aufwendig».
Konkret könnten die Mobilfunkanlagen beispielsweise mit Dieselaggregaten ausgerüstet werden, um längere Stromunterbrüche zu überbrücken. Wie die NZZ vergangenes Jahr berichtete, schlug das Bakom vor, Hunderte oder Tausende zu installieren. Ob tatsächlich Dieselaggregate zum Einsatz kämen, ist indes offen: Das Bakom betont, es wäre Sache der Netzbetreiber, geeignete technische Lösungen zu wählen.
Die Branche äussert sich skeptisch zur Idee der Installation von Dieselgeneratoren. Der Schweizerische Verband der Telekommunikation (Asut) weist darauf hin, der Einbau sei aus Sicht der Branche oft nicht möglich, da beispielsweise der Platz fehle, eine Baubewilligung notwendig wäre oder Eigentümer damit nicht einverstanden seien. Dies gelte auch für andere Technologien wie Brennstoffzellen, die im Gebäude installiert werden müssten, so Geschäftsführer Christian Gasser.
Je nach Ausmass des Stromausfalls wäre es aber beispielsweise möglich, mobile Dieselgeneratoren zu einem Standort zu transportieren. Oder der Ausfall einer Anlage könnte durch eine benachbarte Funkzelle übernommen werden. Ein längerer schweizweiter Ausfall liesse sich so indes nicht abdecken.
Die gute Nachricht: Fällt der Strom nur kurz aus, funktioniert das Mobilfunknetz. «Wir sind für kurzzeitige nationale Stromunterbrüche schweizweit gut vorbereitet», sagt ein Swisscom-Sprecher. Auch andere Betreiber erklären, sie hätten Batterien oder Notstromgeneratoren installiert, um kürzere Stromunterbrüche schadlos zu überstehen. Die Rede ist teils von einer halben oder ganzen Stunde, die überbrückt werden könnte; teils heisst es, je nach Standort seien es mehrere Stunden.
Einen Schritt weiter ist man beim Sicherheitsfunksystem Polycom, über das unter anderem Polizei und Ambulanz kommunizieren können. Das Parlament hat kürzlich einen Kredit bewilligt, damit die Sendeanlagen des Bundes aufgerüstet werden können. Statt bis zu acht Stunden sollen sie bei einem Stromausfall künftig 72 Stunden durchhalten. Die Umsetzung soll 2026 abgeschlossen werden, teilt das Bundesamt für Bevölkerungsschutz mit. Die Polycom-Anlagen, die im Besitz der Kantone sind, können gemäss Bund schon heute für drei Tage betrieben werden.
Es ist schon befremdlich das Probleme von morgen immer mit der Technologie von gestern gelöst werden sollen...
Ich hatte bis zur letzten Minute immer ein Telefon mit Wählscheibe. Ein erprobtes sicheres funktionstüchtiges Netz das bei jedem Stromausfall mit eigener Stromversorgung weiterlief.
Es musste unbedingt abgeschaltet werden aus gründen der Gewinn Maximierung. So geht es wenn man System Relefante Systeme der Privatwirtschaft überlässt.
Es gibt oder gab im Boden sogar ein getrenntes Kabelnetz von Gemeinde zu Gemeinde mit Analogen Manuell bedienten Verbindungsstellen. Das selbst nach einem EMP noch ging.