Schweiz
Energie

Klimaphysiker: «Der Mensch ist dumm, faul, egoistisch und kurzsichtig»

Klimaphysiker: «Der Mensch ist dumm, faul, egoistisch und kurzsichtig»

30.10.2022, 11:5501.11.2022, 08:55
Mehr «Schweiz»

«Die vier grössten Umweltprobleme sind: Der Mensch ist dumm, faul, egoistisch und kurzsichtig», sagte der Professor für Klimaphysik an der ETH Zürich Reto Knutti in einem Interview mit der «SonntagsZeitung». Der Klimawandel-Stopp sei eine gesellschaftspolitische Frage.

«Fakt ist: Wir können den Klimawandel stoppen, denn wir verfügen über die notwendigen Voraussetzungen», so Knutti. Aber stritten etwa Parteien Fakten ab, werde es sehr schwierig.

«Im Moment stehen wir uns selber im Weg.»

Es gebe zu viele Partikularinteressen, politische Grabenkämpfe und kurzfristiges Denken. «Und das alles hat sich in den letzten Jahren akzentuiert.» Die Wende sei aber nicht nur bezahlbar, sondern auch viel günstiger als jedes Abwarten.

Die Schweiz werde die Auswirkungen des Klimawandels im Ausland finanziell viel stärker spüren als jene im Inland, da sie vom Export, Rohstoffhandel und globalen Finanzmarkt lebe. Für Änderungen brauche es aber einen systemischen Ansatz. «Individuelle Verantwortung ist schön und gut, funktioniert allein aber einfach nicht», so Knutti.

Verbrennungsmotoren weg, Fliegen verteuern

Laut dem Klimaphysiker müssten Verbrennungsmotoren abgeschafft und der öffentliche Verkehr ausgebaut, das Fliegen verteuern und nur noch mit synthetischen Treibstoffen erlaubt sowie rasch alle Öl- und Gasheizungen ersetzt werden. «Diese drei Massnahmen würden uns bereits auf einen Pfad bringen, der funktioniert.»

Allerdings bräuchte es dazu auch ein Wirtschaftsmodell, das nicht nur auf Wachstum, sondern auch Verzicht beruhe. «Schnell kommt dann aber das Argument der individuellen Freiheit – als würden wir in einer freien Welt leben!», so Knutti. Vorschriften gebe es überall, beim Bau oder im Verkehr etwa. «Wir sind uns doch alle einig, dass es ohne Regeln nicht geht. Die Idee, man dürfe niemandem etwas vorschreiben, ist Unsinn.»

Knutti plädiert dafür, die menschliche Psyche künftig mehr miteinzubeziehen:

«Wir dachten, wenn wir die richtigen Fakten auf den Tisch legen, wird etwas geschehen. Aber das ist einfach nicht so. Man muss den Menschen nehmen, wie er ist, mit all seinen Unzulänglichkeiten.»

Quellen

(dsc/sda)

DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
twint icon
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Das könnte dich auch noch interessieren:
0 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
Fedpol-Direktorin Nicoletta della Valle tritt Anfang 2025 zurück

Die Direktorin des Bundesamts für Polizei (Fedpol), Nicoletta della Valle, tritt auf den 31. Januar 2025 zurück. Der Bundesrat hat am Mittwoch den Rücktritt der 62-Jährigen genehmigt. Über die Nachfolge wird später entschieden.

Zur Story