In Beringen im Kanton Schaffhausen befindet sich zurzeit eine 8000 Quadratmeter grosse Baustelle. Da soll ein neues Servicezentrum vom Unternehmen Stack Infrastrukturen gebaut werden.
Das Problem mit dem Servicezentrum ist, dass es sehr viel Strom verbraucht. Pro Jahr soll es zwei Drittel so viel Strom verbrauchen wie der ganze Kanton Schaffhausen selbst. Bei Vollleistung soll künftig rund 350 Gigawattstunden Strom pro Jahr verbraucht werden. Zum Vergleich: Der Stromverbrauch des gesamten Kanton Schaffhausen war 2020 auf 481 Gigawattstunden, berichtete «Blick».
Aber wo bekommt man so viel Strom her? Um dieses Problem zu beheben, plant die kantonale Regierung aktuell ein neues Kraftwerk am Rheinfall. Für die SP-Kantonsrätin Eva Neumann unverständlich. «Für mich ist es unvorstellbar, einen grossen Teil unseres Naturdenkmals für die Stromproduktion zu opfern - vor allem, da das Potenzial alternativer Energieformen noch nicht ausgeschöpft ist», sagt Neumann gegenüber «Blick». Die Ansiedlung des Serverzentrums geschah in aller Stille, sagte sie. Auch das Tempo, mit dem das Projekt vorangetrieben wurde, machte sie stutzig. Für eine Baubewilligung warteten sie nur drei Monate.
Laut «Blick» sei dem Rechenzentrum keinerlei Umweltauflagen gemacht worden. Obwohl zukünftig 88 Gigawattstunden ungenutzter Strom als Abwärme in die Luft abgegeben wird. Bei voller Belastung des Rechenzentrums könnten damit rund 12 Prozent der Haushalte im Kanton Schaffhausen beheizt werden.
Diese Energieverschwendung sei möglich, da konkrete gesetzgeberische Leitplanken fehlen. Es gibt für Datenzentren kaum Energieeffizienzauflagen und keine Verpflichtung, ungenutzte Abwärme wieder in den öffentlichen Energiekreislauf zu speisen. Immerhin hat der Kanton eine Machbarkeitsstudie in Auftrag gegeben, um abzuklären, ob die zu erwartende Abwärme des Serverzentrums irgendwie genutzt werden kann. 52’000 Franken kostet diese Studie. Diese muss nicht die Firma Stack Infrastructure, sondern der Steuerzahler bezahlen.
Doch in diesem konkreten Fall wird das Nutzen der Abwärme laut Neumann nicht einfach: «Es gibt am Bauort kein Fernwärmenetz. Wohin also mit der Abwärme?»
Thomas Diamantidis von Stack Infrastructure äussert sich gegenüber «Blick» optimistisch: «In Oslo setzen wir erfolgreich ein Wärmewiederverwertungsprogramm um, das bis zu 5000 lokale Haushalte beheizt. Wir sind optimistisch, was die Möglichkeit in Schaffhausen angeht – aber wir brauchen einen Partner, mit dem wir zusammenarbeiten können.» Um den massiven Stromverbrauch des neuen Rechenzentrums zu stillen, wird angrenzend an das Serverzentrum ein Unterwerk der Schaffhauser Elektrizitätswerke gebaut, damit das Zentrum mit «genügend erneuerbarer Energie versorgt werden kann.» (oee)
Das es besser ist, diese bei uns zu erstellen als "irgendwo", ist begrüssenswert.
Aber das bei Projekten dieser Grössenordnung keine Umweltverträglichkeistanalyse gemacht werden muss, keine Auflagen bezüglich Energieeffizienz, keine Konzepte zur Nutzung der Abwärme bzw. solche Infrastrukturen nicht grundsätzlich nur in die Nähe von (Gross-)Verbrauchern wie Bäder, Industrie oder ganzen Städten/Quartieren erstellt werden dürfen, ist mit "unverständlich" zu nett umschrieben.
Rechenzentren werden gebraucht, klar - aber während manche Rechenzentren von Anfang an so konzeptioniert werden, dass sie möglichst wenig Energie verbraten und die Abwärme sinnvoll genutzt wird (z.b. RZO - die Abwärme wird zur Käseproduktion genutzt), werden andere bewilligt und gebaut, ohne dass sich jemand auch nur einen Gedanken über Abwärme, Umweltverträglichkeit oder ähnliches gemacht zu haben scheint.