Die Wohnungssuche in den grössten Schweizer Städten ist eine Herausforderung. Denn bezahlbarer Wohnraum ist schwer zu finden – im Gegensatz zu teuren Business-Apartments.
Auf den Wohnungsplattformen werden sie zahlreich angeboten. In Zürich kann man auf 22 Quadratmeter für 4350 Franken wohnen. Oder auf 30 Quadratmeter für 5050 Franken. Aber auch in Lausanne, Zug, Basel oder Luzern gibt es die Wohnungen mit Service – für tausende Franken im Monat.
Für den gehobenen Preis erhalten die Mieter nicht nur eine möblierte Wohnung, sondern oftmals auch andere Services wie einen WLAN-Anschluss, TV, regelmässige Reinigung, Bettwäsche und Frotteetücher. Schliesslich sollen die Business-Apartments-Kunden auf ihre (hohen) Kosten kommen.
Viele dieser Wohnungen in den Städten werden angeboten von Hitrental, einer Luzerner Plattform für «komplett möblierte und stilvolle Ferienwohnungen» sowie von Homelike, einer deutschen Vermittlungsplattform. Zusammen stellen sie allein in Zürich über 500 ausgeschriebene Business-Apartments.
Wer die Kunden sind, welche sich die teuren Wohnungen leisten und wer die Eigentümer der Liegenschaften sind, wollen die beiden Plattformen nicht beantworten. Auf der Website von Hitrenal steht lediglich, man wolle dass sich Kunden «weit weg von zu Hause wie zu Hause fühlen». Weder Hitrental noch Homelike reagieren auf eine Anfrage von watson.
Denn die Stimmung ist angespannt. «Menschen schreiben mir häufig, dass die Eigentümer aus ihren Wohnungen Business-Apartments machen wollen oder sie solche in ihrer Nachbarschaft entdeckt haben», sagt SP-Nationalrätin Jacqueline Badran am Telefon zu watson. Vor allem in den Stadtzürcher Wahlkreisen 8 und 5 komme das immer häufiger vor.
Aber auch in anderen Schweizer Städten ist das ein Thema. In Basel hat beispielsweise SP-Nationalrätin Sarah Wyss selbst erlebt, wie in ihrem ehemaligen Wohnquartier viele Business-Apartments entstanden sind. «Auch meine Wohnung wurde nach meinem Auszug möbliert. Wie teuer sie danach wurde, weiss ich nicht», sagt sie zu watson.
«Solche Angebote nehmen den Steuerzahlenden Wohnraum weg und verteuern ihn – nicht nur für Mietobjekte, sondern auch für selbstbewohntes Eigentum», sagt Badran. Es sei zum Geschäftsmodell geworden: Wohnungen in den Städten zu kaufen und diese «zu abstrusen Preisen» via Airbnb zu vermieten. «Der Immobilienmarkt ist eine reine Kapitalverwertungsmaschine geworden», sagt die Politikerin.
Badran forderte deshalb kürzlich, dass man Vermietungsplattformen wie Airbnb einen Riegel vorschiebe und auch Business-Apartments in den Wohnzonen verbiete: «So würden schweizweit sofort 20’000 Wohnungen frei werden.»
Die Wohnungssuchenden in den Städten würden davon schnell profitieren, ist sie überzeugt. Aber auch für den Tourismus seien Airbnb und Co. nicht notwendig: «Wir haben in der Schweiz eine gute touristische Infrastruktur an Hotels und Jugendherbergen», sagt Badran.
Dennoch möchte die Nationalrätin betonen, dass man mit solchen Massnahmen oder Verboten keine Systemkrise lösen könne. «Es ist ein Baustein, der die Situation mildern kann. Aber es geht nicht um das Kernproblem, dass wir zwar mit der Kostenmiete und einem Renditedeckel ein gutes Mietrecht haben, welches aber nicht durchgesetzt wird», so Badran.
Keine Lösung in einem Airbnb-Verbot und der Verbannung von Business-Apartments sieht der Zürcher SVP-Nationalrat Thomas Matter. «Man muss das Problem bei der Wurzel anpacken – der Zuwanderung», sagt er gegenüber watson.
Die von Badran angesprochenen 20’000 freiwerdenden Wohnungen würden da nur wie «ein Tropfen Wasser auf einen heissen Stein» wirken. Zudem sei die Schweiz ein freies Land und die Eigentümer würden selbst entscheiden dürfen, ob sie ihre Immobilien auf Airbnb oder als Business-Apartment anbieten.
Ähnlich wie Matter sieht das FDP-Nationalrat Beat Walti aus Zollikon. Seiner Meinung nach sei die Schätzung von 20'000 Wohnungen eine «gewagte Zahl». Walti glaubt nicht daran, dass viel mehr Wohnungen frei würden durch ein Airbnb-Verbot. Er findet, man benötige zunächst genauere Zahlen: «Wenn sich herausstellt, dass es ein Volumen-Problem gibt, könnte man das diskutieren.»
Doch die Meinung zu den Business-Apartments teilt er nicht mit Badran. «Solange es eine echte Nachfrage gibt, sind sie doch berechtigt. Schliesslich tragen diese Personen, welche so ein Objekt mieten, mit ihrer Arbeitstätigkeit und dem Konsum auch zum Schweizer Wohlstand bei», sagt er.
Der Nationalrat sieht in der Forderung nach einem Verbot für Airbnb und Business-Apartments vor allem «eine Kampagne». Er sagt: «Die SP hat jetzt die Expats als Feindbild entdeckt - das passt ins Bild.»
Die Lösung für die Behebung der Wohnungsknappheit in den Städten sieht der FDP-Politiker darin, den Bau von Wohnungen attraktiver zu machen. «Wir müssen Investitionshindernisse beseitigen, anstatt die einen gegen die anderen auszuspielen», sagt Beat Walti.