SNB-Vizepräsident Jean-Pierre Danthine verteidigt, dass er sich kurz vor Aufhebung des Mindestkurses zum Euro noch zu dem Instrument bekannt hatte. Wäre die Aufhebung angekündigt worden, wäre es nach seiner Einschätzung zu «enormen» Frankenzuflüssen gekommen.
Danthine hatte drei Tage vor der Aufhebung im Westschweizer Fernsehen den Mindestkurs noch als zentrales Instrument der Schweizerischen Nationalbank bezeichnet. Diese Äusserungen waren von Politikern und Wirtschaftsvertretern als schädlich für die Glaubwürdigkeit der Nationalbank verteidigt worden.
Danthine verteidigte das Vorgehen nun in einem Interview mit dem Tages-Anzeiger. «Am Wochenende vor diesem Interview war die Presse voller Spekulationen über die Aufhebung des Mindestkurses», sagte er.
Die Spekulationen alleine hätten schon zu «erhöhten Frankenzuflüssen geführt». «Hätte ich das auf den Montag geplante Interview damals abgesagt oder in diesem Interview Zweifel am Mindestkurs geäussert, so hätte die Glaubwürdigkeit des Mindestkurses stark gelitten und die Zuflüsse hätten sich enorm intensiviert», sagte er weiter.
Die Schweizerische Nationalbank (SNB) habe keine andere Wahl gehabt bei der Kommunikation. «Bei Angelegenheiten wie dem Mindestkurs kann es keine ‹forward guidance›, also keine offene Vorbereitung der Öffentlichkeit und der Finanzmärkte geben», sagte Danthine.
Vor Danthine hatten bereits die beiden anderen Direktionsmitglieder, Präsident Thomas Jordan sowie Fritz Zurbrügg, öffentlich den Schritt erklärt, mit dem die Nationalbank die Finanzmärkte weltweit überrascht hatte. Zurbrügg sagte, die Verteidigung des Mindestkurses habe immer grössere Interventionen nötig gemacht.
Nicht thematisiert im Interview mit Danthine werden die Spekulationen, dass die Nationalbank auch nach Aufhebung des Mindestkurses weiterhin mit Beträgen in Milliardenhöhe den Schweizer Franken stützte. (feb/sda)