Xenia* wurde jahrelang von ihrem Mann geschlagen, bedroht und beleidigt. Teilweise vor den Augen ihrer zwei Kinder. Einen Ausweg aus dieser Situation hat sie lange nicht gesehen. «Ich war wie in einer Schockstarre. Aber über Jahre», sagt sie zu watson.
Irgendwann war sie kurz davor, ihr Schicksal zu akzeptieren, dass ihr Mann ihr regelmässig drohte, sie umzubringen, wenn sie ihn verlassen sollte. Freunde, Familie, wussten alle nicht, was hinter geschlossenen Türen passierte – oder sie wollten nicht hinhören.
Bis sich Xenia eines Tages auf der Arbeit einer Freundin anvertraute. Plötzlich konnte sie mit jemandem darüber sprechen und vor allem selbst realisieren, in was für ein Leben sie geraten war. Und als sie bereit war, ihr Schicksal zu ändern, half ihr ihre Freundin, in ein Frauenhaus zu ziehen – mitsamt ihren Kindern. Ein Ort, an dem sie sicher war vor der Gewalt ihres Ehemannes.
Xenia hatte Glück: Denn Frauenhäuser in der Schweiz sind dermassen am Anschlag, dass sie die von Gewalt betroffenen Frauen oft temporär in einem Hotel unterbringen müssen. Ein Ort, an dem sie vor Gewalt nicht sicher sind.
Alle zwei Wochen wird in der Schweiz eine Frau durch ihren Ehemann, Lebensgefährten, Ex-Partner, Bruder oder Sohn getötet. Femizide sind keine Seltenheit. Es sind tragische Schicksale, die man nicht mehr ändern kann. Jede Woche aber überlebt eine Frau einen solchen Tötungsversuch. Und die Dunkelziffer von Frauen, die einem Femizid nur knapp entgehen, ist vermutlich um ein Vielfaches höher. Es sind Schicksale, die man noch ändern kann. Genau dafür braucht es Frauenhäuser.
«Die Zahl der Frauen, die Schutz suchen, hat in den letzten Monaten zugenommen. Gleichzeitig fehlen in der Schweiz genügend Schutzplätze», schreibt die Dachorganisation Frauenhäuser Schweiz und Liechtenstein (DAO) in einer Mitteilung. Mit nur 0,23 Familienzimmer pro 10'000 Einwohner unterschreitet die Schweiz die Empfehlung des Europarates von einem Familienzimmer pro 10'000 Einwohnern bei Weitem. Die DAO fordert darum ein schnelles Handeln der Behörden. Und das nicht zum ersten Mal.
Frauenhäuser seien permanent überbelegt. Die Schutzbedingungen könne man in solchen Engpässen nicht mehr gewährleisten. «Auch wenn wir kurzfristig Lösungen finden, um den Frauen und Kindern Soforthilfe zu bieten, ist dies mit einem enormen Mehraufwand verbunden. Zudem bieten Hotels nicht die gleichen Sicherheitsstandards wie Frauenhäuser, weshalb diese Lösung nicht tragbar ist», sagt Blertë Berisha, Co-Geschäftsleiterin der Dachorganisation.
SP-Nationalrätin Tamara Funiciello zeigt sich entsetzt über die Situation mit den Frauenhäusern. «Ich bin so hässig, dass sich viele Kantone zurücklehnen und nichts machen», sagt sie. Es benötige dringend mehr Gelder, um neue Frauenhäuser zu realisieren.
Laut Funiciello müssten die Politikerinnen und vor allem die Politiker im Land die Situation der von Gewalt betroffenen Frauen ernst nehmen.
Erst vergangenes Jahr habe das Parlament beschlossen, in allen Regionen der Schweiz Krisenzentren für Gewaltopfer zu realisieren – besonders auch für Frauen. Doch laut Funiciello würden einige Kantone auf der Bremse sitzen und keine Projekte anstossen. Besonders in der Ostschweiz sehe sie noch viel Handlungsbedarf. Die SP-Politikerin sagt: «Frauenhäuser sind kein Luxusgut, sondern dringend nötig für den Schutz von gewaltbetroffenen Frauen. Es ist ein Armutszeugnis und beschämend für die Schweiz, dass wir das nicht hinbringen.»
Auch auf der anderen Seite des politischen Spektrums macht man sich Gedanken zur Situation mit den Frauenhäusern. Die Genfer SVP-Nationalrätin und Vizepräsidentin Céline Amaudruz sagt auf Anfrage: «Die Gewalt gegen Frauen liegt mir besonders am Herzen, weshalb ich selbstverständlich die Erhöhung der Anzahl der Frauenhaus-Plätze in der gesamten Schweiz unterstütze.» Laut Amaudruz würden sich die Opfer in einer Situation fortgeschrittener Hilflosigkeit befinden, wenn sie ausserhalb des eigenen Zuhauses Zuflucht suchen müssen.
«Ein Hotel kann nur eine Übergangslösung sein, da es nicht für die Begleitung der Opfer vorgesehen ist. Es stellt sich auch die finanzielle Frage. Daher ist es notwendig, dass die Kantone ihre Arbeit in diesem Bereich durchführen», fordert die SVP-Nationalrätin.
Weniger wichtig ist es für sie, dass die Schweiz die Empfehlung des Europarates mit einem Familienzimmer pro 100’000 Einwohner umsetze. Amaudruz sagt:
*(Name der Redaktion bekannt)
Ich habe den Artikel nicht gelesen, kann mir aber kaum vorstellen, dass der echte Grund drin steht.
Die Frauenhäuser könnten Statistik über die Herkunft der Täter führen und dann gem. prozentualem Schlüssel Rechnungen an die Botschaften deren Länder senden (bei CH bleibts beim Kanton) und sie damit konfrontieren, dass sie x% der Einwohner ausmachen aber sie zu y% für die Auslastung der Frauenhäuser sorgen und sie das Thema mit ihren Landsgenodsen anschauen müssen.
Auch die CH Botschaften in aller Welt kommunizieren in schwierigen Situationen mit den CH Bürgern in den jeweiligen Ländern.