Schweiz
Forschung

Thomas Crowther: ETH-Klimaforscher verliert Job nach Vorwürfen

Thomas Crowther
Der gefeierte Klimawissenschaftler Thomas Crowther verliert seine Stelle an der ETH. (Archiv)Bild: Screenshot SRF

«Steve Jobs der Umweltwissenschaft» verliert Job an der ETH

20.12.2024, 13:4820.12.2024, 15:27
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Thomas Crowther war seit 2017 bei der ETH im Verfahren zum fest angestellten Professor. Doch nun hat ETH-Präsident Joël Mesot entschieden, den Klimaforscher nicht weiter zu beschäftigen.

Crowther bleibe derzeit freigestellt, die Vertrauensbasis sei für eine unbefristete Anstellung bei der ETH nicht gegeben, berichtet der Tages-Anzeiger.

Anwaltskanzlei prüft Vorwürfe

Von 2018 bis 2021 meldeten sich bei der ETH acht Personen mit Vorwürfen gegen Crowther. Dabei sei es um «Annäherungen» gegangen, die laut Betroffenen für einen Vorgesetzten nicht adäquat gewesen seien. Die Personen arbeiteten, forschten oder studierten unter seiner Leitung.

Details zu den Vorwürfen dürfen noch nicht veröffentlicht werden. Dafür hat Crowther gesorgt, als er sich im Herbst dieses Jahres beim Bezirksgericht erfolgreich gegen die Publikation des «Tages-Anzeigers» wehrte. Er sagte ausserdem, die Vorwürfe gegen ihn seien konstruiert, verdreht und falsch dargestellt worden.

Die ETH reagierte jedoch und liess die Vorwürfe durch eine Zürcher Anwaltskanzlei untersuchen. Diese brauchte drei Monate für einen ersten Untersuchungsbericht. Dazu führte sie seit September mehrstündige Interviews mit Betroffenen. Sie dehnte in der Folge die Untersuchung auf mögliche Compliance-Probleme aus, also die Möglichkeit, dass sich Crowther nicht im Einklang mit ETH-Richtlinien verhalten haben könnte.

Gefeierter Wissenschaftler

Thomas Crowther ist ein Klimawissenschaftler mit Weltruhm. Medien nannten ihn auch schon den «Steve Jobs der Umweltwissenschaft». Eine Studie von 2019 über Klimaschutz durch das Pflanzen von Bäumen machte ihn berühmt. Sie gehörte in dem Bereich zu den meistzitierten wissenschaftlichen Arbeiten jenes Jahres und war die Grundlage für Projekte der UNO und des WEF.

Crowther war der neue Star der Klimaforschung. Am WEF wurde er zum Young Global Leader ernannt – sogar Donald Trump nahm Vorschläge Crowthers ins Klimaprogramm seiner ersten Amtszeit auf.

(rbu)

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40 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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ETH1995
20.12.2024 14:28registriert Juni 2016
Du musst viel Scheisse machen, dass es mit einem tenure track nicht klappt, gerade wenn du erfolgreich bist. Wenn er 2017 angestellt wurde, ist die Zeit für ein tenure track eigentlich bereits vorbei (normalerweise 4 + 2 Jahre). Das heisst, man hatte wirklich schon früh bedenken, und er konnte sie nicht aus dem Weg räumen.
Gut, dass man hier durchgegriffen hat, das setzt sonst ein falsches Signal an die JungforscherInnen.
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susika
20.12.2024 14:46registriert März 2022
Warum ist es so schwierig die Finger von Untergebenen zu lassen? Sollte doch langsam aber sicher bei allen Vorgesetzten angekommen sein, dass das bei einem Machtverhältnis einfach nicht geht. Und bei ETH Professor*innen könnte man meinen/erwarten die werden darin geschult.
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KtZHIngenieurin
20.12.2024 15:11registriert Dezember 2024
Es ist schade, dass trotz jahrelangen Bestrebungen von u.a. Frauenorganisationen von Studierenden und Doktorierenden an der ETH, die ETH immer noch nicht genug schnell und mit Konsequenzen auf Fehlverhalten von Professoren und anderen ETH-Angehörigen (auch Studierenden) reagiert. Nur bei schnellerer Reaktionszeit nützt es Betroffenen noch (bevor sie ETH verlassen haben). Ich hatte mich 2017-2020 in diesem Bereich eingesetzt an der ETH (Verbesserung der Melde-/Beratungsstellen und der ergriffenen Massnahmen bei z.B. sexueller Belästigung) und immer noch scheint es ähnliche Probleme zu geben.
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