Schweiz
Frauenstreik

Frauenstreik 2023: Alle Infos zum feministischen Streik am 14. Juni

Frauenstreik

Darum wird die Schweiz am 14. Juni violett

Am 14. Juni wird die Schweiz für einen Tag violett. Anlass dafür ist der landesweite feministische Streik, der in diesem Jahr (wieder) riesig werden soll. Hier findest du die wichtigsten Fragen und Antworten.
04.06.2023, 21:5514.06.2023, 07:04
Mehr «Schweiz»

Wieso findet der Streik am 14. Juni statt?

Der Tag bezieht sich auf den 14. Juni 1981. Seit diesem Tag gelten Frau und Mann in der Schweiz per Gesetz als gleichberechtigt. Zehn Jahre nach der Volksabstimmung fand am 14. Juni 1991 der erste grosse Frauenstreik statt. Unter dem Motto «Wenn Frau will, steht alles still» strömten hunderttausend Frauen auf die Strasse, um gegen die zögerliche Umsetzung des Verfassungsartikels und anhaltende Ungleichheiten zu demonstrieren.

Zürich, Frauenstreiktag, 1991.
Zürich, Frauenstreiktag, 1991.bild: Comet Photo AG/ eth archiv

Ins Leben gerufen wurde der Frauenstreik von Uhrbearbeiterinnen aus dem Jura, um auf die Lohnschere zwischen den Geschlechtern aufmerksam zu machen. Der Streik war bis 1991 die grösste öffentliche Mobilisierung der Schweiz seit dem landesweiten Generalstreik von 1918.

Mit rund einer halben Million Teilnehmerinnen und Teilnehmern ging auch der Frauenstreik 2019 als weitere grösste Mobilisierung in die Schweizer Geschichte ein. Wie auch beim ersten Frauenstreik im Jahr 1991 galt die Lohngleichheit als eine der zentralen Forderungen.

Impressionen der Grosskundgebung, die Frauen treffen sich beim Central und laufen Richtung Helvetiaplatz anlaesslich den Frauenstreik, am Freitag, 14. Juni 2019, in Zuerich. (KEYSTONE/Melanie Duchene)
Frauenstreik, am 14. Juni 2019 in Zürich.Bild: KEYSTONE

Warum heisst der Frauenstreik jetzt feministischer Streik?

Die Erklärung ist einfach: Der Tag soll alle feministischen Menschen ansprechen – insbesondere alle FLINTA-Personen (Frauen, Lesben, intergeschlechtliche, nichtbinäre, trans und agender Personen). «Es ist nicht unbedingt wegen der Männer, sondern allgemein wegen der Inklusion», sagt Moana vom feministischen Streikkollektiv Bern auf Anfrage von watson.

«Der Tag soll alle feministischen Menschen ansprechen.»
Moana vom feministischen Streikkollektiv Bern

Weiter sagt sie: «Natürlich gibt es Menschen, die sich als Frauen definieren, aber eben auch solche, die das nicht machen. Um eine Gesellschaft zu erreichen, in der alle Menschen gleichgestellt sind, sollte das Geschlecht keine Rolle spielen, erst recht nicht, solange es nur eine binäre Kategorisierung gibt.»

Dürfen Männer mitstreiken?

Alle Menschen dürfen am Streik teilnehmen. Doch die Frauen und von Diskriminierung betroffene Personen stehen gemäss dem Streikkollektiv im Vordergrund.

Nationalraetin Sibel Arslan, GP-BS, Mitte-rechts, spricht neben Nationalraetin Tamara Funiciello, SP-BE, rechts, Margot Chauderna, Co-Praesidentin Junge Gruene, Mitte-links, und Mirjam Hostetmann, Viz ...
Sibel Arslan an der Pressekonferenz zum feministischen Streik in Bern, 31. Mai 2023.Bild: keystone

Was sind die Hauptanliegen des diesjährigen Streiks?

Die feministischen Streikkollektive haben in einem gemeinsamen Prozess als nationale Bewegung verschiedene konkrete Forderungen erarbeitet. «Das Hauptziel ist und bleibt, das patriarchale und kapitalistische System zu verändern», so Moana vom feministischen Streikkollektiv Bern.

«Das Hauptziel ist und bleibt, das patriarchale und kapitalistische System zu verändern.»
Moana vom feministischen Streikkollektiv Bern

Dazu zähle eine Arbeitszeitverkürzung, mindestens ein Jahr Elternzeit, Löhne und Renten, die ein Leben in Würde erlauben, die Abschaffung des privaten Krankenversicherungssystems, eine feministische Asyl- und Migrationspolitik oder systematische Massnahmen zur Bekämpfung von Gewalt und Diskriminierung. Den detaillierten Text findest du hier.

Warum werden die Städte violett eingefärbt?

Die Städte werden sich am 14. Juni wieder violett färben. Warum ist gerade Violett zur Farbe der Frauenbewegung geworden?

Die SP-Nationalraetinnen Nadine Masshardt, Yvonne Feri, Laurence Fehlmann Rielle, Priska Seiler Graf, Barbara Gysi, Mattea Meyer, und Jacqueline Badran, von links, posieren fuer ein Selfie, waehrend d ...
SP-Nationalrätinnen Nadine Masshardt, Yvonne Feri, Laurence Fehlmann Rielle, Priska Seiler Graf, Barbara Gysi, Mattea Meyer und Jacqueline Badran färbten das Bundeshaus am 14. Juni 2019 während der Sommersessionen violett.Bild: KEYSTONE

Aus historischer Sicht ist Violett nicht die Farbe der Frauen, sondern die Farbe der Gleichstellung. Denn: Violett ist die Mischung aus den stereotypischen Farben Rosa für Mädchen und Hellblau für Jungs. Dies geht zurück auf die Frauenbewegung Women's Social and Political Union (WSPU), die sich zwischen 1903 und 1917 für Frauenrechte in Grossbritannien einsetzte. In den 70ern wurde die Farbe mit der berühmt-berüchtigten «lila Latzhose» wiederbelebt. Seither gilt die Farbe als Erkennungszeichen der Frauenbewegung.

Wie gross wird der diesjährige Streik?

Die riesige Mobilisierung des Frauenstreiks 2019 soll in diesem Jahr wiederholt werden. Abgesehen von den feministischen Streikkollektiven haben auch Gewerkschaften wie die Unia, die SEV (Gewerkschaft des Verkehrspersonals) oder die Syndicom (Gewerkschaft Medien und Kommunikation) zum Streik aufgerufen.

Des femmes manifestent pendant le grand cortege lors de la Greve nationale des femmes ce vendredi 14 juin 2019 a Lausanne. (KEYSTONE/Jean-Christophe Bott)
Aufnahme des Frauenstreiks in Lausanne, 14. Juni 2019.Bild: KEYSTONE

Die feministischen Kollektive gehen davon aus, dass nach den beiden Mega-Mobilisierungen im Jahr 1991 und 2019 wieder ein sehr grosser Streik zu erwarten ist.

Wo werden die meisten Menschen erwartet?

«Normalerweise sind die meisten Menschen in Zürich, Basel, Genf und Bern unterwegs», sagt Moana. In rund 20 verschiedenen Schweizer Städten sind zudem unterschiedliche Aktionen geplant.

(cst)

DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
twint icon
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Frauenstreik 1991
1 / 8
Frauenstreik 1991
Plakat zum landesweiten Frauenstreik vom 14. Juni 1991 mit dem Motto: «Wenn Frau will, steht alles still». Das Sujet stammt von Grafikerin Agnes Weber. (bild: schweizerisches nationalmuseum / asl)
quelle: schweizerisches nationalmuseum / asl
Auf Facebook teilenAuf X teilen
Nach dem Frauenstreik sind die Welt und der Sex besser
Video: watson
Das könnte dich auch noch interessieren:
125 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
Die beliebtesten Kommentare
avatar
Snowy
04.06.2023 20:09registriert April 2016
Den Frauenstreik in feministischen Streik umzubenennen, war ein Schuss ins Knie wie sich nun zeigt (viel kleinere Mobilisierung als 2019, keine Einheit mehr der Frauen von links bis rechts).

Steht aber sehr sinnbildlich für die ganze Thematik, wo Dogmatik/awareness oft wichtiger sind als die effektive Umsetzung.
22044
Melden
Zum Kommentar
avatar
R. Klärer
04.06.2023 20:53registriert Oktober 2017
Gestreikt wird beim feministischen Streik (inkl. nichtbinäre, Trans- und Agender) also gegen den Kapitalismus, für das Klima, die Abschaffung der privaten Krankenkassen und irgendwie natürlich auch gegen das "Patriarchat". Es ist sehr interessant, wie sich eine solche Bewegung wandeln kann, wenn man das mit dem Frauenstreik von 1991 vergleicht.
12614
Melden
Zum Kommentar
avatar
Simplicissimus
04.06.2023 20:01registriert Januar 2015
Am Frauenstreik nahm ich jeweils teil. Schade, dass er nun unter dem Label "feministisch" läuft. Das schreckt viele ab.
14243
Melden
Zum Kommentar
125
Genervter Grünen-Glättli in der Asyl-«Arena»: «Eine billige Art, Härte zu demonstrieren»
Für die wirklich schutzbedürftigen Flüchtenden hat es Platz, alle anderen soll die Schweiz ausweisen. Notfalls auch via Drittstaat. Mit dem Ruanda-Vorstoss von Petra Gössi können Grüne und SP überhaupt nichts anfangen. Sie fordern die Achtung der Menschenrechte und eine grosszügigere Asylpolitik.

Zarte 16 Jahre, 2 Monate und 6 Tage war der Spanier Lamine Yamal alt, als er diese Saison für Barcelona in der Champions League debütierte. Trainer Xavi liess den Teenager (Jahrgang 2007) gegen Royal Antwerpen für die letzten 22 Minuten ran.

Zur Story