Mitte Jahr keimte in der coronagebeutelten Schweizer Gastronomie Hoffnung auf. Gemäss einer Umfrage der Konjunkturforschungsstelle KOF rechnete erstmals seit Beginn der Pandemie über die Hälfte der gastgewerblichen Unternehmen mit mehr Gästen an ihren Tischen, an den Bars und den Hotelzimmern. Zudem prognostizierte die Branche ein Ende des Personalabbaus. Die Zahl der Betriebe, die Mitarbeitende einstellen wollten, nahm zu.
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Im dritten Quartal lief es vielen Restaurants denn auch gut. Auch die Zahl der Betriebe mit Kurzarbeit nahm ab. Im September 2021 waren noch 52555 Personen von Kurzarbeit betroffen, 7211 Personen weniger (-12.1%) als im Vormonat. Die Anzahl der betroffenen Betriebe verringerte sich zum August um 978 Einheiten (-9.8%) auf 9028. In der entsprechenden Vorjahresperiode waren 204191 Personen in 20190 Betrieben verteilt.
Mit den steigenden Fallzahlen, der Omikron-Variante und den neuen Massnahmen endet das Jahr 2021 jedoch in Ernüchterung und mit der Angst, dass die Umsatzzahlen erneut nach unten rasseln werden.
«Leider ist es uns nicht mehr möglich, zu Ihnen zu kommen. Wegen des 2G+ für die Thermalbäder hat es keinen Sinn mehr. Ich annulliere also alles. Es tut mir leid für Sie. Wir behalten Ihre Adresse für ein anderes Mal.» Es ist nicht das erste Mail, das ein Aargauer Wirt und Hotelier in den letzten Wochen erhalten hat. Absagen für Weihnachtsessen seien praktisch täglich eingetrudelt, Hotelzimmer wurden storniert. «Ich hatte keine andere Wahl als ab Mitte Dezember wieder Kurzarbeit anzumelden», sagt er. Auch im Januar geht er von Kurzarbeit für seine Angestellten aus.
«Eigentlich müsste die gesamte Gastronomie bis Weihnachten unter Starkstrom stehen», sagt Urs Pfäffli, Präsident von Gastro Zürich. Das sei derzeit aber nicht der Fall. Während Betriebe mit kleineren Tischen und à la carte ein gutes Weihnachtsgeschäft und fast keine Einbussen gehabt hätten, seien Betriebe mit Banketten von den hohen Fallzahlen und den erneuten Massnahmen «hart getroffen». «Absagen von grossen Gruppen sind en masse vorgekommen», sagt Pfäffli. Für diese Betriebe sei der Monat Dezember der wichtigste Bestandteil fürs Jahresergebnis.
Grundsätzlich sei man in der Branche froh, dass man nicht schliessen musste, doch die Perspektiven seien düster. «Die neuen Massnahmen werden uns im Januar erneut treffen», sagt er. Die 2G-Regel schliesse einen Teil der potenziellen Kundschaft aus und wegen der Homeoffice-Pflicht werde das Mittagsgeschäft «viel schlechter» laufen. «Ich gehe deshalb davon aus, dass die Zahl der Betriebe, die Kurzarbeit machen, wieder nach oben steigt», sagt Pfäffli.
Der Gastroverband Luzern hat seinen Mitgliedern schon anfangs Dezember empfohlen, sich für Kurzarbeit anzumelden, erzählt Thomas Tellenbach. «Viele kamen dem Aufruf nach», sagt der Betriebsleiter des Gastroverbands.
Nicht anders sieht es in Bern aus: «In den städtischen Betrieben herrscht seit Tagen Flaute», sagt Gastro-Bern-Präsident Thomas Burkhalter. Besonders die Homeoffice-Pflicht habe die Umsätze abstürzen lassen. «Das ist in der Stadt das grössere Problem als die 2G-Regel», sagt er. Auch die Aussichten auf den eigentlich guten Gastromonat Januar seien schlecht: «Kurzarbeit wird bei uns im Januar breitflächig zum Einsatz kommen», sagt Burkhalter. Er sieht bis März schwarz: «viele Buchungen für Anlässe und Kongresse stehen auf der Kippe.» Erst ab Ende März rechnet er mit einer Normalisierung. (bzbasel.ch)
Muss man wirklich immer am Abgrund stehen, um zu merken, dass es da nicht weitergeht?
Wenn die Welle vorüber ist, glauben wieder viele, das war’s jetzt, das passiert uns nicht nochmal, bis wir wieder am Abgrund stehen.
Aber wir haben uns durchgewurstelt bis Weihnachten, genau wie letztes Jahr.