Ein zweiwöchiger Vaterschaftsurlaub, so kurz er auch sein möge, ist für das Komitee «Vaterschaftsurlaub jetzt» ein erster Schritt in die richtige Richtung in der Gleichstellungspolitik. Das Fernziel bleibe eine Elternzeit, wie es sie etwa in Deutschland gibt.
Angesichts moderner Familienmodelle sei es höchste Zeit, dass die Schweiz einen gesetzlich geregelten Urlaub einführe, heisst es im Argumentarium des Ja-Komitees, das am Donnerstag präsentiert wurde.
Eine Volksinitiative wollte ursprünglich einen vierwöchigen Urlaub einführen. Das geänderte Erwerbsersatzgesetz, das am 27. September an die Urne kommt, ist ein vom Parlament verabschiedeter indirekter Gegenvorschlag zum Volksbegehren «Für einen vernünftigen Vaterschaftsurlaub – zum Nutzen der ganzen Familie».
Die Initianten zogen ihr Begehren unter der Bedingung zurück, dass die Gesetzesgrundlage für den zweiwöchigen Vaterschaftsurlaub in Kraft tritt.
Das ist deshalb umstritten, weil SVP-Vertreter und Jungfreisinnige das Referendum dagegen ergriffen haben. Sie sehen keinen Grund dafür, dass Väter nach der Geburt eines Kindes bezahlten Urlaub erhalten sollen. Kritisiert werden die «Gratis-Ferien», die alle mit Lohnabzügen finanzieren müssten.
Gemäss dem Parlamentsentscheid könnten Väter in den ersten sechs Monaten nach der Geburt des Kindes zwei Wochen bezahlten Urlaub nehmen. Dieser würde wie der Mutterschaftsurlaub über die Erwerbsersatzordnung (EO) finanziert. Die geschätzten Kosten belaufen sich auf rund 229 Millionen Franken pro Jahr. Dafür sollen 0,06 zusätzliche Lohnprozente je hälftig bei Arbeitgebern und Arbeitnehmern erhoben werden.
Das vom Arbeitnehmerverband Travail Suisse angeführte Ja-Komitee zur Vorlage ist breit abgestützt. Es sitzen Vertreter aller grossen Parteien darin.
Gemäss einer im Juni veröffentlichten Umfrage befürworten fast drei Viertel der Stimmberechtigten den zweiwöchigen Vaterschaftsurlaub. Nur rund 16 Prozent lehnen das Projekt komplett ab. Als die beiden Hauptargumente für ein Ja nannten die Befragten die Unterstützung der Mütter und die Gleichberechtigung der Geschlechter. Umgekehrt sind bei rund 20 Prozent die Kosten das Hauptargument für ein Nein.
Bereits gibt es indes Pläne für eine neue Volksinitiative, die eine längere Elternzeit verlangt, welche die Eltern zu einem Teil frei unter sich aufteilen könnten. Linke hatten sich im Parlament für ein solches Modell ausgesprochen. Dieses stösst auch bei Mitte-Politikern auf Zustimmung. Ob und wann daraus eine Volksinitiative wird, ist aber noch offen. (aegsda)