Grussbotschaften, Blumensträusse, Trauermärsche: In dieser Woche geht in Nordkorea die Gedenkveranstaltung zum Tod Kim Jong Ils über die Bühne. Mit viel Pomp organisiert der Staatsapparat die Feierlichkeiten, die gleichzeitig das Ende der traditionellen drei Jahre dauernden Trauerperiode in der koreanischen Kultur markiert. Kim Jong Un, Sohn und Nachfolger an der Spitze des nordkoranischen Staates, wird – so Beobachter – die Gelegenheit nutzen, und stärker aus dem Schatten seines Vorgängers und Vaters treten.
Während die Welt den verstorbenen Kim Jong Il vor allem als skrupellosen und autoritären Despoten in Erinnerung behält, unter dessen Herrschaft die koreanische Bevölkerung an Hungersnöten litt, und das Land mit permanenten Provokationen international ins politische Abseits manövriert wurde, lobt die staatliche Nachrichtenagentur Korean Central News Agency (KCNA) Kim Jong Il in den höchsten Tönen: «Seine revolutionäre Karriere und seine unsterblichen Grosstaten werden für immer im Hort der Nation geehrt.»
Laut KCNA sind auch aus dem Ausland zahlreiche Grussbotschaften eingetroffen, unter anderem von Syriens Machthaber Bachar al-Assad: «Wir werden die grossartige Führung und die Rolle von Kim Jong Il, der sein ganzes Leben seinem Land und seinem Volk gewidmet hat, niemals vergessen.»
Auch in der Schweiz hat der verstorbene Diktator Kim Jong Il treue Anhänger. Zwei Organisationen, das «Schweizerische Korea-Komitee» und die «Schweizerische Juche-Ideologie-Studiengruppe», kümmern sich um die Beziehungen zwischen der Schweiz und dem abgeschotteten kommunistischen Staat.
Die Botschaft zum Todestag Ils auf den Websites der Organisationen liest sich so: «Am diesjährigen 17. Dezember gedenken das koreanische Volk und die progressive Menschheit ehrfurchtsvoll des 3. Todestages des grossen Führers Genossen Kim Jong Il.» Kim Jong Il wird abwechselnd als «Führer», «grosser Führer», «geliebter Genosse», oder «grosser Generalissimus» betitelt.
Das Schweizerische Korea-Komitee unterhält gemäss seiner Website gute Beziehungen zur nordkoreanischen Botschaft und fungiert als offizielles Organ der staatlichen Agentur Rodong Simmun. Als Vorsitzender amtet laut KCNA der Schweizer Martin Lötscher.
Ziel des Komitees ist es, die «Politik und Kultur Nordkoreas bekannt zu machen.» Neben amtlichen Verlautbarungen und Lobeshymnen auf die Regierung kann man auf der Website des Komitees über die Ideologie der Juche-Bewegung («chuch'e» ausgesprochen) lesen, die autarke Selbstversorgung, auf der Nordkoreas Wirtschaft zu einem Gutteil basiert.
Die Förderung der wirtschaftlichen Beziehungen zwischen den beiden Ländern liegt dem Komitee ebenfalls am Herzen. Kritische Informationen über das Land – Hungersnöte, Arbeitslager, wirtschaftliche Probleme oder die politische Isolation – sucht man derweil vergeblich.
Im Internet-Shop der Website sind unzählige DVDs und CDs erhältlich: Von «Wolmi Island», einem Spielfilm über «einen Soldaten der koreanischen Volksarmee, der im Koreakrieg mit nur vier Waffen eine Armee 50'000 Amerikanern erfolgreich abgewehrt hat» bis hin zu «Laugh Happily», einem Dokumentarfilm über «das glückliche Leben koreanischer Kinder.»
Das Komitee wurde 1976 gegründet und zählt nach eigenen Angaben ungefähr 150 Mitglieder. Seit 2003 ist man Mitglied der Korean Friendship Association (KFA), einer Vereinigung von ausländischen pro-Nordkorea-Organisationen, die ebenfalls mit staatlichen Stellen Nordkoreas zusammenarbeitet.
Schreibt man eine Nachricht an die angegebene Email-Adresse auf der Website des Schweiz-Nordkorea-Komitees, so erhält man eine Fehlermeldung. Der Vorsitzende Martin Lötscher ist telefonisch nicht erreichbar.