Nach Ja zu «Ehe für Alle»: So stehen die Chancen für Eizellspende und Leihmutterschaft
Am Sonntag stimmte das Schweizer Stimmvolk nicht nur Ja zur «Ehe für Alle», sondern auch zur Samenspende für lesbische Paare. Die grosse Zustimmung (64,1% Ja-Anteil) könnte auch weiteren Vorstössen in Sachen Familienplanung Anstoss geben. Denn noch sind die Embryonenspende und alle Arten von Leihmutterschaft in der Schweiz gesetzlich verboten.
Legalisierung der Eizellspende politisch lanciert
Bereits einen Schritt weiter ist die Diskussion, ob eine Frau einem Paar, bei dem die Partnerin unfruchtbar ist, eine Eizelle spenden kann. Im März 2021 reichte die GLP-Nationalrätin Katja Christ eine parlamentarische Initiative ein, die die Eizellspende «endlich auch in der Schweiz legalisieren soll». Christ sagt zu ihrem Vorstoss:
Die Legalisierung der Eizellspende ist politisch lanciert. Anfang November wird die nationalrätliche Kommission für Wissenschaft, Bildung und Kultur als Erstes den Vorstoss beraten.
Ethikkommission forderte schon 2013 Eizellspende
Noch hält man sich mit Voten zur Eizellspende zurück – auch im linken Lager. So sagte Mattea Meyer, Co-Präsidentin der SP, in der Präsidentenrunde ausgestrahlt vom SRF, dass die Diskussion um die Eizellspende «nicht prioritär» behandelt werde. Es seien zuerst noch «einige rechtliche Fragen zu klären», so Meyer.
Die Forderung dürfte es jedoch einfacher haben als eine Legalisierung der Leihmutterschaft. Bereits 2013 sprach sich eine Mehrheit der Mitglieder der nationalen Ethikkommission für die Eizellspende aus. Es sei diskriminierend, die Samenspende zuzulassen und die Eizellspende zu verbieten. Bei Vätern werde auch keine genetische Beziehung gefordert, deshalb sei es nicht nachvollziehbar, warum dies bei Müttern verlangt werden sollte, so die Begründung.
Bei der Leihmutterschaft trägt eine Drittperson das Kind der Wunscheltern aus. Die Wunscheltern können die genetischen Eltern sein, müssen aber nicht, da es verschiedene Möglichkeiten gibt (Samenspende des Vaters, Eizellspende der Mutter etc.). Das Kind wird bei der Geburt dann von der Leihmutter den Wunscheltern übergeben.
Klar dagegen ist die SVP, die bereits im Abstimmungskampf zur «Ehe für Alle» davor warnte, dass eine Annahme weitere Änderungen im Fortpflanzungsgesetz nach sich ziehen könnte. Im Interview mit dem Bund sprach sich SVP-Nationalrätin Therese Schläpfer klar dagegen aus:
Auch Parteikollegin Verena Herzog blies ins gleiche Horn:
Leihmutterschaft könnte es schwieriger haben
Anders sieht die Ausgangslage bei der Legalisierung der Leihmutterschaft aus. Zwar gab es in der Vergangenheit diverse Vorstösse im Parlament dazu, die Mehrheit machte aber auf die damit verbundenen Problematiken aufmerksam. Eine Forderung zur Legalisierung gibt es bislang nicht, auch wenn SVP-Nationalrätin Schläpfer damit rechnet:
Auch ethisch ist die Leihmutterschaft stärker umstritten als die Legalisierung der Eizellspende. Eine Mehrheit der nationalen Ethikkommission sprach sich 2013 zwar für eine Zulassung der Leihmutterschaft aus. Sie äusserte aber auch Zweifel, ob die Leihmutter und die Wunscheltern wirklich genügend gut geschützt werden können, falls es zu einer Kommerzialisierung der Praxis käme.
Auf der politischen Ebene spielt die Operation Libero mit dem Gedanken der Leihmutterschaft, so Co-Präsident Stefan Manser-Egli:
Verhaltene Zustimmung gibt es auch von der Schwulenorganisation Pink Cross, auch wenn man sich nicht aktiv für das Vorhaben einsetzen will, so deren Vertreter Roman Heggli:
Klar dagegen sind FDP und SVP. «Alle diese Punkte, die rund um diese Fragen noch nicht geklärt sind, muss man erst debattieren. Im Moment sagen wir Nein», so FDP-Präsidentin Petra Gössi. Und bei der SVP sagt Nationalrat Franz Grütter: «Wir wollen nicht, dass das in der Schweiz möglich ist.»