Schweiz
Gesellschaft & Politik

Alt Bundesrätin Elisabeth Kopp ist verstorben

Elisabeth Kopp ist verstorben – sie war die erste Frau im Bundesrat

14.04.2023, 15:0914.04.2023, 18:28
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Alt FDP-Bundesrätin Elisabeth Kopp ist tot. Die erste Frau in der Schweizer Landesregierung ist im Alter von 86 Jahren verstorben, wie der Bundesrat am Freitag bekannt gab. Die Zürcherin starb am Karfreitag nach langer Krankheit in ihrer Wohngemeinde Zumikon ZH, wie die Bundeskanzlei auf Anfrage von Keystone-SDA mitteilte.

Altbundesraetin Elisabeth Kopp in der Rolle als Bundesraetin spricht waehrend einer Session zu Schuelerinnen und Schuelern aus der ganzen Schweiz die sich am Projekt "Schulen nach Bern" bete ...
Elisabeth Kopp während einer Session im Jahr 2010.Bild: KEYSTONE

Bundesrat und Bundeskanzlei sprechen der Familie und den Angehörigen ihr tief empfundenes Beileid aus, wie es weiter hiess. Kopp war am 2. Oktober 1984 im ersten Wahlgang in den Bundesrat gewählt worden. Ihre Wahl sei ein Meilenstein für die Gleichstellung der Frauen in der Schweiz gewesen, schrieb die Landesregierung. Damit habe 13 Jahre nach der Einführung des Frauenstimmrechts in der Schweiz erstmals eine Frau die Wahl in den Bundesrat geschafft.

In der Landesregierung stand sie dem Eidgenössischen Justiz- und Polizeidepartement (EJPD) vor. Laut Mitteilung führte sie dieses «kompetent und engagiert». Dank ihr habe die Schweiz ein neues Gesetz erhalten, mit dem Asylgesuche rascher behandelt werden konnten.

ZUM 30. JAHRESTAG DER WAHL VON ELISABETH KOPP IN DEN BUNDESRAT STELLEN WIR IHNEN FOLGENDES BILDMATERIAL ZUR VERFUEGUNG - Mit Bundesraetin Elisabeth Kopp nimmt am 24. Oktober 1984 in Bern erstmalig in  ...
Ein historischer Moment: Elisabeth Kopp nimmt als erste Frau an einer Bundesrats-Sitzung teil.Bild: KEYSTONE

Entschieden sei sie gegen die Volksinitiative «für die Begrenzung der Einwanderung» angetreten. Diese wurde von den Stimmbürgerinnen und Stimmbürgern 1988 abgelehnt. Als Bundesrätin habe sie sich für die Gleichstellung der Frauen eingesetzt, insbesondere für das neue Eherecht.

1989 Rücktritt aus dem Bundesrat

1989 trat Kopp auf massiven öffentlichen Druck aus dem Bundesrat zurück. 1988 war bekannt geworden, dass sie ihren Ehemann in einem Telefonanruf wegen einer möglichen Verwicklung in Geldwäscherei zum Rückzug aus einem Unternehmen aufgefordert hatte. Sie wies jede moralische oder rechtliche Schuld stets zurück.

Am Montag, dem 12. Dezember 1988, gibt die ganz in schwarz gekleidete Bundesraetin Elisabeth Kopp in Bern ihren Ruecktritt per Ende Februar 1989 bekannt. Doch bereits am 12. Januar sah sich Kopp aufgr ...
Elisabeth Kopp erklärt am 13. Januar 1989 ihren Rücktritt aus dem Bundesrat.Bild: KEYSTONE

Besonders schwer wog, dass Kopp das Telefongespräch zu vertuschen versuchte. Zur Aufklärung der Kopp-Affäre wurde eine parlamentarische Untersuchungskommission (PUK) eingesetzt. Diese beurteilte Kopps Verhalten als schuldhaftes Versagen. Aus rechtlicher Sicht konnte ihr jedoch nichts vorgeworfen werden. 1990 wurde sie vom Bundesgericht vom Vorwurf der Amtsgeheimnisverletzung freigesprochen.

Nach ihrem Rücktritt zog sich Kopp aus der Öffentlichkeit zunächst weitgehend zurück. Später äusserte sie sich zu Anliegen, die ihr am Herzen lagen. 2004 setzte sie sich für die Einführung der Mutterschaftsversicherung ein. In Vorträgen und Diskussionen sei ihr die Gleichstellung der Frauen auch noch in den letzten Jahren ein wichtiges Thema gewesen. Und sie habe die Frauen ermutigt, in die Politik zu gehen, so der Bundesrat weiter.

Brückenbauerin und gute Zuhörerin

Ihre politische Karriere begann Kopp als Gemeinderätin in Zumikon ZH, später wurde sie Gemeindepräsidentin. 1979 schaffte sie die Wahl in den Nationalrat, 1984 wurde sie zuerst Vizepräsidentin der FDP Schweiz und dann Bundesrätin.

Wie die Gemeinde Zumikon am Freitag in einer Mitteilung schrieb, wurde Kopp 1974 in der Zürcher Gemeinde 37-jährig zu einer der ersten Gemeindepräsidentinnen der Schweiz gewählt. Zuvor war sie Gemeinderätin und führte das Ressort Gesundheit und Soziales.

Das Leben von Elisabeth Kopp

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Das Leben von Elisabeth Kopp
Elisabeth Kopp kam am 16. Dezember 1936 in Zürich zur Welt, verbrachte den Grossteil ihres Lebens aber in Zumikon. Das Bild zeigt sie in ihrem Haus in den 70er-Jahren.
quelle: photopress-archiv / str
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«Sie war eine Brückenbauerin. In all ihren Funktionen baute sie nie Mauern», hiess es weiter. Das habe sich auch gezeigt, als sie als Studentin an vorderster Front 1956 den geflüchteten ungarischen Studenten geholfen habe. Sie sei immer wieder auf ihre Kritiker zugegangen und habe es fertig gebracht, Lösungen zu finden, mit denen sich Mehrheiten identifizieren konnte.

Nicht nur als Politikerin, sondern vor allem als Mensch habe sie mit ihrem gewinnenden und positiven Wesen eindrückliche Spuren hinterlassen. Um Kopp zu würdigen, werde die Gemeinde einen Teil des Dorfplatzes nach der Sanierung auf ihren Namen umbenennen.

Kopp wohnte rund 59 Jahre ununterbrochen in Zumikon. Ihr Mann war bereits 2009 verstorben. Das Paar hatte eine Tochter und drei Enkeltöchter. (sda)

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44 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Joe Smith
14.04.2023 18:36registriert November 2017
Bei all den Lobhudeleien auf die «Pionierin» geht meistens vergessen, dass die SP schon ein Jahr früher, also 1983, Lilian Uchtenhagen als Bundesratskandidatin für die Nachfolge von Willy Ritschard nominiert hatte. Das bürgerliche Parlament wollte der SP aber nicht den Triumph der ersten Bundesrätin gönnen, wählte stattdessen Otto Stich und ein Jahr später dann die freisinnige Kopp als erste Bundesrätin.
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Lowend
14.04.2023 20:06registriert Februar 2014
Ich finde es beschämend und für die Angehörigen und Freunde von Frau Altbundesrätin Elisabeth Kopp sicher unerträglich, wie hier kurz nach dem Ableben einer Politikerin, die schon zu Lebzeiten viel Anfeindungen und ungerechtfertigte Anschuldigungen ertragen musste, schon wieder Hass und Häme verbreitet wird. Was ist aus der Welt geworden, dass wir nicht mal mehr gegenüber Verstorbenen ein wenig Sitte und Anstand bewahren können?

Ich, als dezidiert Linker wünsche jedenfalls Frau Elisabeth Kopp alles Gute auf Ihrer letzten Reise und kondoliere allen Angehörigen und Freunden von ganzem Herzen.
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Amarillo
14.04.2023 16:31registriert Mai 2020
Am Ende über die komischen Geschäfte des Ehegatten gestolpert und beim Versuch, diesen noch irgendwie zu warnen. War natürlich eine spezielle Situation, wenn man als quasi "höchste Verantwortliche" ein Verfahren gegen den eigenen Mann auslösen muss bzw. kommen sieht. Je nachdem sind gewisse Kombinationen von Ämtern und Berufen in Ehen oder Familien von BundesrätInnen mehr oder weniger "toxisch". Insbesondere im Dunstkreis von Anwälten, Treuhändern etc., wenn diese sich mit Geschäften befassen, wo rasch Risiken von Geldwäscherei oder Steuerhinterziehung drohen.
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