Mehrere Hundert Personen haben sich am Samstag an einer unbewilligten 1.-Mai-Demonstration in Bern beteiligt. Die Polizei hielt sich beim Umzug durch die Innenstadt im Hintergrund, obwohl die Teilnehmerzahl deutlich zu hoch war.
Im Kanton Bern dürfen an Demonstrationen zurzeit maximal 100 Personen teilnehmen. Die Polizei schrieb im Kurznachrichtendienst Twitter, sie beobachte die Lage. Die Maskentragpflicht werde offensichtlich eingehalten.
Weit weniger Menschen hatten sich am frühen Nachmittag beim Berner Bahnhof versammelt. Sie begannen Lieder zu singen und zu tanzen. Offenkundig handelte es sich um Gegner der Corona-Massnahmen; viele trugen keine Masken. Die Polizei wies deshalb nach eigenen Angaben mehrere Personen weg.
Die Teilnehmer der unbewilligten 1.-Mai-Demonstration marschierten kurz nach 14 Uhr im strömenden Regen vom Zytglogge los. Beim Umzug durch die Stadt wurden sie von mehreren Polizeiwagen begleitet. Auf dem Bundesplatz und in Bahnhofsnähe machten sie kurze Zwischenstopps, um auf ihre Anliegen aufmerksam zu machen.
Nulltoleranz in Bern: @PoliceBern kesselt Corona-Massnahmen-Gegner auf dem Bahnhofsplatz ein und weist sie weg. @watson_news pic.twitter.com/xDVtoMEN4v
— Adrian Müller (@mueller_adrian) May 1, 2021
«Der Skandal ist der Normalzustand», stand auf einem Transparent an der Spitze des Umzugs geschrieben. Die Zahl der Demonstrierenden hielt sich bei regnerischem Wetter zunächst in Grenzen. Die Polizei markierte Präsenz in der ganzen Innenstadt, wie ein watson-Reporter vor Ort berichtet.
Mehrere hundert Personen bei 1. Mai Demo auf Bundesplatz. Wasserwerfer und Polizeihunde stehen bereit. @watson_news pic.twitter.com/aCXHvpp87l
— Adrian Müller (@mueller_adrian) May 1, 2021
Zur Kundgebung aufgerufen hatte ein «Berner Bündnis Revolutionärer 1. Mai». Die Organisatoren hatten die Behörden im Vorfeld aufgefordert, die Kundgebung zu tolerieren. Es sei absurd, die Demonstrationsfreiheit einzuschränken, während Arbeit und Ausbeutung nahezu ungebremst weiter gingen.
Die Gewerkschaften verzichteten in Bern auf den traditionellen 1.-Mai-Umzug. Es gab lediglich dezentrale Informationsstände, quer durch die Stadt verteilt.
In Basel haben sich am Samstag weit über Tausend Menschen zur polizeilich bewilligten 1.-Mai-Kundgebung versammelt. Der von vielen unterschiedlichen Gruppierungen zusammengesetzte Demonstrationszug blieb mit Ausnahme eines kurzen Scharmützels mit der Polizei und einer internen Auseinandersetzung gegen Schluss friedlich.
Der Demonstrationszug wurde von einer vielfältigen Mischung verschiedener Gruppierungen, vom Revolutionären Block über Kurdenvereinigungen bis zu Sans-Papiers, dominiert. Die traditionellen Gewerkschaften, die sich mit einem auffälligen Abstand am Ende des Zugs eingereiht hatten, waren in der Minderheit.
Gemeinsam zogen die Teilnehmenden vom Messeplatz durch die Innenstadt zum Barfüsserplatz, wo die Schlusskundgebung der Gewerkschaften stattfand. Rednerinnen und Redner machten sich vor gegen 200 Personen vor allem für die kantonale Mindestlohninitiative stark, die in Basel-Stadt am 13. Juni zur Abstimmung kommen wird. Gefordert wird ein Mindestlohn von 23 Franken pro Stunde.
Demo läuft los #1Mai #Basel pic.twitter.com/R64wTQM0NQ
— daniel faulhaber (@dan_faulhaber) May 1, 2021
Der grössere Teil des Demonstrationszugs zog ohne Zwischenhalt weiter zum Universitätsspital und nach einem kurzen Solidaritätshalt weiter ins St. Johann-Quartier. Die Kundgebung verlief bis kurz vor Schluss friedlich.
Gegen 13.00 Uhr kam es zu einem kurzen Scharmützel mit der Polizei. Eine Gruppe von acht bis zehn Demonstrationsteilnehmenden habe Gegenstände wie Flaschen gegen ein Polizeifahrzeug geworfen, wie ein Polizeisprecher auf Anfrage der Nachrichtenagentur Keystone-SDA sagte. Nachdem sich das Fahrzeug entfernt habe, sei aber rasch wieder Ruhe eingekehrt.
Im St. Johanns-Park kam es laut dem Polizeisprecher schliesslich zu einer Auseinandersetzung zwischen Gruppierungen, die an der Kundgebung teilnahmen. Diese Auseinandersetzung habe aber kein Eingreifen der Polizei notwendig erscheinen lassen. (sda)
In der Stadt Zürich ist die Polizei am Samstag gegen eine unbewilligte Kundgebung vorgegangen. Sie kesselte am frühen Nachmittag in der Innenstadt mehrere Demonstranten ein. Dutzende Beamte standen in Schutzausrüstung und mit mehreren Fahrzeugen und Gitterwagen im Einsatz. Über der Stadt kreiste zeitweise ein Helikopter.
Die Polizei teilte im Kurznachrichtendienst Twitter mit, dass sie einen Umzug nicht toleriere. Laut einem Korrespondenten der Nachrichtenagentur Keystone-SDA befanden sich in der Nähe des Helvetiaplatzes mehrere Hundert Demonstranten und Schaulustige. Scharmützel bleiben zunächst aus. Immer wieder waren Sprechchöre zu hören.
Aufgrund der 1.-Mai-Anlässe kam es zu Einschränkungen und Unterbrüchen im öffentlichen Verkehr. Neben Gewerkschaftskundgebungen an verschiedenen Orten zog auch ein kurzer Demo-Zug des 1.-Mai-Komitees durch die Stadt.
Dieser «symbolische» Umzug zog mit einem Traktor an der Spitze und einer Handvoll Teilnehmenden im Schlepptau beispielsweise über den Limmatquai und durch die Langstrasse.
Heute finden verschiedene bewilligte Veranstaltungen statt, u.a. eine bewilligte Demonstration vom Sechseläutenplatz zum Helvetiaplatz. Wir bitten die Teilnehmenden, die Covid-Verordnung einzuhalten. In der Innenstadt ist mit Verkehrseinschränkungen zu rechnen. ^sa
— Stadtpolizei Zürich (@StadtpolizeiZH) May 1, 2021
Der Gewerkschaftsbund des Kantons Zürich (GBKZ) hatte im Vorfeld fünf dezentrale Kundgebungen in der Stadt angekündigt. Auf dem Lindenhof hatten sich bis kurz vor 11.00 Uhr etwa 50 Personen versammelt, beim Walcheplatz wurde gegen 11 Uhr die erlaubte Teilnehmerzahl von 100 Personen – die wegen der Coronapandemie gilt – wohl ausgereizt, wie ein Augenschein vor Ort zeigte.
Das 1. Mai Komitee ist heute Morgen zusammen mit @lora_radio mit einer symbolischen Demo vom Sechseläutenplatz zum Helvetiaplatz gezogen. #DieZukunftistSozialistisch Wir wünschen allen einen starken und kämpferischen 1. Mai. pic.twitter.com/LNi6FYZUdI
— 1.-Mai-Komitee ZH (@1MaiZH) May 1, 2021
An der 1. Mai-Kundgebung in St.Gallen haben am Samstag mehrere Hundert Menschen teilgenommen – weit weniger als in früheren Jahren vor der Corona-Pandemie üblich. Bei Nieselregen bewegten sich die Teilnehmenden durch die Innenstadt, wie eine Korrespondentin der Nachrichtenagentur Keystone-SDA berichtete.
In der Innenstadt wurden mehrere Reden gehalten. Die Stimmung blieb friedlich, und die Leute trugen Hygienemasken. Die Polizei war mit einem kleinen Aufgebot sichtbar vor Ort. (sda)
Am traditionellen 1.-Mai-Umzug in der Genfer Innenstadt haben am Samstag bei Regen rund Tausend Menschen teilgenommen. Die Gewerkschaften und Verbände legten an der diesjährigen Kundgebung den Schwerpunkt auf soziale, feministische und klimatische Gerechtigkeit.
Nach Monaten der Einschränkungen im Zusammenhang mit der Covid-19-Pandemie und der Einschränkung des Demonstrationsrechts freute sich das Organisationskomitee, wieder auf die Strasse gehen zu können. Es wollte wiederum Forderungen der Arbeitnehmenden in der Öffentlichkeit bekannt machen.
Neben den Gewerkschaften und linken Parteien marschierten bei dem Umzug auch Mitglieder des Zukunftsstreiks und des Frauenstreiks mit. Sie kündigten Demonstrationen für den 21. Mai zugunsten des Klimas und am 14. Juni für die Rechte von Frauen an. (sda)
Bundesrätin Simonetta Sommaruga und ihr SP-Bundesratskollege Alain Berset haben zum 1. Mai Solidarität gefordert. Die Arbeitsbedingungen seien wegen der Pandemie in Berufen mit niedrigen Löhnen schlechter geworden.
Alain Berset sagte in seiner Twitter-Ansprache vom Samstag, die Corona-Krise habe eines mit anderen Krisen gemeinsam: «Die Schwächsten leiden am meisten». Das gelte nicht nur für die gesundheitlichen Folgen, sondern auch für die wirtschaftlichen.
Notre solidarité est plus grande que la crise. #1mai Die Krise mag gross sein. Unsere Solidarität ist grösser. #1mai La crisi sarà anche grande, ma la nostra solidarietà lo è di più. #1maggio #SozialeWende pic.twitter.com/0WfMLsEWxH
— Alain Berset (@alain_berset) May 1, 2021
Ungleichheiten würden weiter zunehmen, Jobs mit tiefen Löhnen seien besonders gefährdet. Vor allem treffe diese Krise die Frauen, sagte Berset. Viele hätten den Job verloren, vor allem Frauen in Berufen, welche die Gesellschaft stützten, seien betroffen und wo Homeoffice keine Option sei, zum Beispiel im Verkauf, in Spitälern oder in der Pflege. Deshalb sei jetzt und auch nach der Pandemie Solidarität gefragt.
Sommaruga hatte anlässlich des Tages der Arbeit bereits am Freitag Verkäuferinnen in Lausanne besucht. Bei ihrer Visite im Detailhandel forderte sie Lohngleichheit und Flexibilität, nicht nur von den Arbeitnehmenden sondern auch von den Arbeitgebern. Es brauche geregelte Bedingungen und ein Vertrauensverhältnis zwischen Arbeitgebern und Arbeitnehmern.
Update folgt...
(ohe/sda)
1. bewilligte Kundgebung(en)
2. Einhaltung der Covid19-Verordnung