Der Strukturwandel in der Wirtschaft und die Revisionen bei der IV und der Arbeitslosenversicherung haben zur Folge, dass immer mehr Menschen länger von der Sozialhilfe leben. Die am Dienstag veröffentlichte Studie der «Städteinitative Sozialpolitik» zeigt, dass sich die Sozialhilfe für immer mehr Personen von einer vorübergehenden Hilfe zu einer langfristigen Existenzsicherung wandelt.
«Die Sozialhilfe als letztes Netz muss immer mehr Lasten tragen», wie Nicolas Galladé, Präsident der Städteinitiative Sozialpolitik und Stadtrat von Winterthur, am Dienstag an der Medienkonferenz in Bern betonte.
In den letzten acht Jahren stieg die durchschnittliche Bezugsdauer um über vier Monate: Im Jahr 2006 lag die Bezugsdauer der Sozialhilfe bei 32 Monaten – 2013 waren es bereits mehr als 38 Monate.
Personen, die lange Zeit arbeitslos sind, stehen heute schlechter da als noch vor den Revisionen der IV und der ALV. Weil sie früher ausgesteuert sind, bleibt oft nur der Gang aufs Sozialamt.
Diese Gruppen sind gemäss der Studie besonders gefährdet:
Im Schnitt nahmen die Sozialhilfefälle in den untersuchten Städten im Jahr 2013 gegenüber dem Vorjahr um 2,5 Prozent zu. Winterthur und Uster verzeichneten ein überdurchschnittliches Wachstum. Allerdings ist zu beachten, dass Uster mit einer Sozialhilfequote von 1,5 Prozent noch immer eher wenig belastet ist.
Die Sozialhilfeempfänger verteilen sich nur schlecht auf die Gemeinden in der Schweiz. Die 13 untersuchten Städte kommen für 28 Prozent der Bedürftigen auf. In diesen Städten leben jedoch nur rund 15 Prozent der schweizerischen Wohnbevölkerung.
In den Städten Zürich, Basel, Lausanne, Bern und Schlieren haben die Fälle 2013 zugenommen. Gesunken sind sie in Zug und Wädenswil.
Geht es nach der Städteinitiative sollen die grossen Unterschiede zwischen den Städten und dem Grossteil der kleineren Gemeinden durch einen bundesweiten Rahmen gemildert werden.