Einmal im Leben können sich Steuersünder straflos selbst anzeigen. Diese Möglichkeit ist mit der «kleinen Steueramnestie» im Jahr 2010 geschaffen worden. Seither machen Jahr für Jahr Tausende Reuige davon Gebrauch.
Im vergangenen Jahr ist die Zahl der Selbstanzeigen vielerorts nochmals sprunghaft angestiegen. Mehrere Kantone – darunter etwa die beiden Basel, Zürich, Genf, Tessin, Schwyz und Luzern – berichten gar von einem neuen Rekord. Das zeigt eine Umfrage der Nachrichtenagentur SDA. Von 20 Kantonen liegen die Zahlen vor; die anderen 5 Kantone informieren zu einem späteren Zeitpunkt oder machen gar keine Angaben.
Der Kanton Zürich, der bereits vor Wochenfrist informiert hat, führt den Rekord auf den bevorstehenden grenzüberschreitenden automatischen Informationsaustausch (AIA) zurück. Das Steueramt hat mehrere 100 Selbstanzeigen mit ausländischen Liegenschaften sowie Konten und Depots registriert.
Rund 2100 neue Selbstanzeigen sind 2016 insgesamt beim Zürcher Steueramt eingegangen – 600 mehr als in den bisherigen Rekordjahren 2014 und 2015. 1900 Fälle hat der Kanton 2016 erledigt – sie spülten Kanton und Gemeinden 69 Millionen Franken in die Kasse und dem Bund 16 Millionen.
Eine neue Höchstzahl vermeldet auch Basel-Stadt mit 381 Selbstanzeigen. In Basel-Landschaft sind es mit 797 Anzeigen gar mehr als doppelt so viele wie im Vorjahr. Die Steuerverwaltung vermutet ebenfalls den AIA als Grund dafür. Der öffentlichen Hand des Stadtkantons flossen dadurch 26,6 Millionen Franken an Nachsteuern und Verzugszinsen zu.
Der Kanton Genf rechnet mit mehr als 2000 Fällen, die definitiven Zahlen liegen noch nicht vor. Im Vorjahr waren es etwas über 1000 Anzeigen gewesen. Auch im Tessin haben sich mit 963 Personen so viele Reuige gemeldet wie noch nie.
Wie in der West- und Süd-, so auch in der Zentralschweiz. Luzern vermeldete vor einer Woche den Rekord von 421 Selbstanzeigen – viele bezogen sich auf ausländische Liegenschaften und dazugehörige Bankkonten. Während die Anzeigen um zehn Prozent zunahmen, verdoppelten sich die Einnahmen auf 16,3 Millionen Franken.
Die Luzerner Steuerbehörde nimmt ebenfalls den AIA als einen der Gründe für die Zunahme an – aber auch die Tatsache, dass Steuerhinterziehung von der Gesellschaft nicht mehr als Kavaliersdelikt betrachtet werde.
Auch Schwyz, Ob- und Nidwalden verzeichnen neue Höchstwerte. In Schwyz meldeten sich 302 Steuersünder, in Ob- und Nidwalden je 77. Zug mit 152 und Uri mit 20 Fällen blicken auf ein durchschnittliches Jahr zurück.
Bern und St.Gallen veröffentlichen ihre Angaben erst in der zweiten Januar-Hälfte. Der Kanton Waadt und Appenzell Innerrhoden geben gar keine Zahlen bekannt, und Neuenburg hat aufgrund der zahlreichen Fälle eine Fristerstreckung bis Ende März erhalten.
In Graubünden gab es mit 290 Anzeigen fast doppelt so viele wie in den letzten beiden Vorjahren. Damit fliessen 7,2 Millionen Franken an Bund, Kantone und Gemeinden. Glarus verbuchte 62 Fälle gegenüber 39 im Jahr 2015.
Im Thurgau haben im vergangenen Jahr 162 Personen den Schritt zur Selbstanzeige gemacht, zwölf mehr als im Jahr zuvor. In Appenzell Ausserrhoden bedeuten die 45 Anzeigen hingegen eine Abnahme. In Schaffhausen meldeten sich 74 säumige Zahler und damit neun mehr als im Vorjahr.
424 Personen im Aargau und 501 im Kanton Solothurn haben sich bei den Steuerbehörden gemeldet. Wie viele Nachsteuern anfallen werden, lässt sich laut dem Solothurner Steueramt noch nicht beziffern, weil erst die wenigsten veranlagt sind. Hingegen berichtet Solothurn von 75,3 Millionen Franken Schwarzgeld, die nachträglich deklariert wurden.
Der Kanton Freiburg berichtet mit 325 Fällen ebenfalls von einem Rekord. Im Wallis hatten sich 2014 mehr Personen angezeigt als 2016, als es 249 waren. Im jungen Kanton Jura konnten sich Steuersünder nur zwischen 2010 und Ende 2014 nachträglich selbst anzeigen. Seither besteht diese Möglichkeit nicht mehr. (gin/sda)