A.S. (Name der Redaktion bekannt), ein 42-jähriger Herzchirurg, den das Zürcher Kinderspital im Dezember entlassen hatte, war laut eigenen Angaben seit dem 1. April im Hungerstreik. Nun unterbricht er seinen Protest für einen Mediationsversuch mit dem Kinderspital. «Ich möchte damit den Druck aus der Mediation nehmen und zeigen, dass es mir ernst ist, eine Einigung zu finden», sagt A.S. In den letzten drei Monaten habe er nur Wasser, Salz und Cola Zero zu sich genommen. Gestern habe er zum ersten Mal ein bisschen Kartoffelpüree gegessen.
Vor zwei Wochen noch war der erste Versuch einer Mediation gescheitert. A.S. bestand auf der Vorbedingung, dass Michael Hübler, der ehemalige Chefarzt der Herzchirurgie und A.S.’ Vorgesetzter, von Anfang an dabei ist. Die Verantwortlichen waren damit aber nicht einverstanden. Nun scheinen sie ihre Meinung geändert zu haben. A.S. geht es in seinem Kampf vor allem um die Kündigungsbegründung. «Meine Vernichtung als Arzt», wie er sagt. Das Kinderspital warf ihm darin «ungenügendes Leistungsverhalten» und «mangelnden Respekt» vor. Der Kinderherzchirurg dagegen klagt über Mobbing durch einen Vorgesetzten. A.S. sagt, dieser habe ihn bei Operationen absichtlich gestochen und geschnitten. Das Kispi weist die Anschuldigungen zurück, für den Arzt gilt die Unschuldsvermutung.
Noch weiter als in der Kündigungsbegründung ging das Kinderspital in einem Zwischenzeugnis, das es vier Monate nach der Entlassung von A.S. ausstellte: «Die Kommunikation und das Verhalten gegenüber Mitarbeitenden und Angehörigen gibt gelegentlich Anlass zu Kritik», steht darin. Termine halte A.S. «meistens» ein, die Folgen seiner Handlungen könne er «in vielen Fällen» gut abschätzen. In der Personalakte hingegen findet sich kein einziger Hinweis auf Fehlverhalten oder schlechte Arbeitsleistung.
A.S. macht im Gespräch deutlich, er könne auch wieder in den Hungerstreik zurückkehren. Das Kinderspital wusste gestern noch nichts von der Hungerstreik-Pause. Generalsekretär Urs Rüegg schreibt, man werte es positiv, dass sich A.S. gesprächsbereit zeigt. Die gleichzeitige Drohung, er könne wieder in den Hungerstreik zurückkehren, bedaure man. Nun brauche es Vertrauen und einen direkten Dialog ohne Umweg über die Medien.
A.S. will seine Ankündigung nicht als Drohung verstanden wissen: «Ich werde nur in den Hungerstreik zurückkehren, wenn es keine Mediation gibt. Egal wie sie ausgeht: Sofern die Mediation stattfindet, werde ich nicht wieder in den Hungerstreik treten.»
A.S.’ neuer Anwalt Thomas Pietruszak von der Zürcher Kanzlei Blesi & Papa sagt, eine Mediation solle «möglichst rasch» stattfinden. Juristisch gehe es insbesondere um den Schutz der Persönlichkeit von A.S. Deshalb müssten die unzutreffenden Kündigungsgründe aus der Welt geschaffen werden und es sei ein korrektes Arbeitszeugnis auszustellen. Pietruszak sagt: «Der gute Ruf meines Mandanten als hervorragender Herzchirurg muss wiederhergestellt werden. Ich bin zuversichtlich, dass dies durch eine einvernehmliche Lösung möglich sein wird. Wenn nicht, wird es spätestens durch das Arbeitsgericht erfolgen.» (aargauerzeitung.ch)