Der Kanton Glarus hat am Freitag eine sofortige Abschussverfügung von zwei Wölfen im Sernftal erlassen. In den letzten Wochen gab es mehrere Wolfssichtungen in der Nähe von Siedlungen.
Die Beobachtungen zeigen gemäss dem Kanton, dass die Wölfe keine Scheu vor den Menschen mehr haben. Seit Mitte Dezember wurden in der Nähe von mehreren Dörfern im Sernftal Wölfe beobachtet, wie das Departement Bau und Umwelt des Kantons Glarus am Freitag in einer Mitteilung schrieb. Im Januar wurden zwei Wölfe in der Nähe eines Hofes in Elm gesichtet. Eines der Tiere habe sich trotz Rufen von Erwachsenen einem vierjährigen Kind genähert.
Der Kanton verwies in seiner Mitteilung auf das Konzept Wolf Schweiz des Bundesamts für Umwelt. Dieses beschreibe ein problematisches Wolfsverhalten. Ein solches bestehe, wenn Wölfe regelmässig in der Nähe von Siedlungen auftauchen und dabei ein auf den Menschen oder dessen Haushunde gerichtetes Verhalten zeigten.
Zuständig für die Abschüsse ist die Wildhut. Die Anordnung ist auf 30 Tage befristet. Allfälligen Beschwerden wird die aufschiebende Wirkung entzogen, schrieb der Kanton weiter.
«Die publik gewordenen Situationen deuten jedoch nicht auf ein aggressives Verhalten hin, sondern auf Wölfe, die bisher keine schlechten Erfahrungen mit Menschen gemacht haben», schrieb die Gruppe Wolf Schweiz in einer Stellungnahme zu den Abschussverfügungen. Daher wäre eine Vergrämung eigentlich die geeignete Massnahme, denn im Unterschied zu toten Wölfen könnten vergrämte Wölfe noch etwas lernen.
«Eine unmittelbare Gefährdung der menschlichen Sicherheit ist aus den bekannten Schilderungen nicht abzuleiten», betonte die Wolfsschutz-Organisation. Das Risiko, das von wildlebenden Wölfen für den Menschen ausgehe, sei überhaupt so gering, dass es statistisch nicht mal erfasst werden könne.
Wildlebende Wölfe greifen laut der Gruppe Wolf Schweiz Menschen nur an, wenn sie tollwütig sind, wenn es ihnen an natürlicher Nahrung mangelt oder wenn sie den Menschen durch eine vorangegangene Fütterung mit Futter in Verbindung bringen. In der Schweiz sei das alles nicht der Fall, Tollwut etwa gebe es seit 30 Jahren nicht mehr. (dab/sda)