Schweiz
Graubünden

Brienz GR muss sich auf erneute Evakuierung vorbereiten

Brienz GR muss sich auf erneute Evakuierung vorbereiten

09.11.2024, 07:2409.11.2024, 08:29
Mehr «Schweiz»

Der oberste Teil der Schutthalde über Brienz GR hat sich stark beschleunigt. Bis zu 1,2 Millionen Kubikmeter Felsschutt könnten sich talwärts bewegen, teilte die Gemeinde Albula mit. Erreicht die losgelöste Felsmasse eine hohe Geschwindigkeit, könnte sie über den bestehenden Schuttkegel hinausgleiten und das gesamte Dorf erreichen. Der Gemeindeführungsstab hat die «Phase Gelb» beschlossen und bereitet eine vorsorgliche Evakuierung vor.

Brienz in Graubünden vor der Evakuierung wegen eines Bergsturzes. 11. Mai 2023.
Ein Blick auf Brienz im Mai 2023.Bild: watson

Deren Zeitpunkt war am Samstagmorgen noch nicht festgelegt. Anders als bei der «Insel» im Sommer 2023 könnten keine längeren Vorwarnzeiten erwartet werden, teilte die Gemeinde am Samstag weiter mit. Die Messungen des Frühwarndienstes der Gemeinde zeigten, dass sich der oberste Teil der Schutthalde seit der zweiten Septemberhälfte mit zeitweise mehr als 30 Zentimeter pro Tag bewegt.

Zwar werde eine Beruhigung der Lage erwartet, ein Schuttstrom aus der Schutthalde könne aber leider nicht ausgeschlossen werden, so der Gemeindeführungsstab. Er könnte durch weitere Niederschläge, einen Felssturz von oben auf die Schutthalde oder bereits durch die anhaltenden, hohen Geschwindigkeiten ausgelöst werden.

Der Gemeindeführungsstab will am Samstagabend in Tiefencastel GR gemeinsam mit Experten für Geologie und Naturgefahren sowie Verantwortlichen des Kantons Graubünden die Bevölkerung über die aktuelle Lage und die geplanten Massnahmen informieren.

Gewaltiger Schuttstrom im Vorjahr

Brienz wurde zuletzt am 12. Mai 2023 evakuiert. Aus dem mächtigen Berghang oberhalb des Dorfes drohten bis zu zwei Millionen Kubikmeter Gestein abzustürzen - mit einem Volumen von 2000 Einfamilienhäusern.

In der Nacht auf den 16. Juni 2023 gingen dann auch 1,2 Millionen Kubikmeter Fels als gewaltiger Schuttstrom ab. Dieser stoppte kurz vor dem Dorf und verschonte dieses. Anfangs Juli 2023 konnten die Brienzerinnen und Brienzer in ihre Häuser zurückkehren.

Mitte März 2024 waren wiederum einige tausend Kubikmeter Felsmaterial oberhalb der Gemeinde abgestürzt. Das Bündner Bergdorf wurde dabei verschont. Weil das Plateau, der mit fünf Millionen Kubikmetern grösste und höchste Teil oberhalb des Dorfes mit 4,3 Metern pro Jahr gegen das Tal rutschte, bildeten sich laufend neue Spalten. Teile der Felswand verloren dadurch Halt und stürzten ab.

Zuletzt führten im Mai des laufenden Jahres heftige Niederschläge zudem zu vermehrten Block- und Steinschlägen aus der Rutschung. Für das Dorf bestand laut Behördenangaben damals aber ebenfalls keine Gefahr. (dab/sda)

DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Das könnte dich auch noch interessieren:
Du hast uns was zu sagen?
Hast du einen relevanten Input oder hast du einen Fehler entdeckt? Du kannst uns dein Anliegen gerne via Formular übermitteln.
0 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
Tausende junge Ärzte dürfen in der Schweiz monatelang nicht arbeiten – das ist der Grund
Die Prüfungen sind bestanden, die Ausbildung abgeschlossen. Doch praktizieren dürfen viele junge Ärztinnen und Ärzte nicht. Der Frust der Betroffenen ist gross.
Nach sechs Jahren Studium und weiteren fünf bis sechs Jahren Assistenzzeit plangen die meisten Ärztinnen und Ärzte darauf, in eigener Verantwortung den Beruf auszuüben. Das funktioniert heute allerdings nur mit Verzögerung. Anstatt eine eigene Praxis zu eröffnen oder die Stelle im Spital anzutreten, müssen sie nach dem Abschluss warten. Acht Monate, teilweise sogar zehn.
Zur Story