Der freischaffende Westschweizer Fotograf Marc Progin hat am Mittwoch in Hongkong wegen öffentlicher Unruhestiftung vor Gericht erscheinen müssen. Vorgeworfen wird ihm Mithilfe bei einem Angriff auf einen chinesischen Bürger bei einer Demonstration im letzten Jahr.
Im schlimmsten Fall droht Progin ein Jahr Gefängnis. Progin, ein Uhrmacher, lebt seit einigen Jahrzehnten in Hongkong. Im Oktober 2019 hatte der 74-Jährige im Zusammenhang mit den Protesten in Hongkong eine Szene fotografiert, bei der demokratische Demonstranten einen chinesischen Banker vor den Büros der amerikanischen Bank JP Morgan Chase bedrängten und ein Mann auf den Banker einschlug.
Zuvor hatte der Banker in die Menge gerufen «Wir sind alle Chinesen». Das wurde offensichtlich von einigen Demonstranten als Provokation empfunden.
Ein Video des Vorfalls zeigte den Pensionär, wie er die Türe der Bank schloss, um besser fotografieren zu können. Das Gericht wirft dem Schweizer vor, vorsätzlich die Türe geschlossen und damit ermöglicht zu haben, dass die Menge den Banker umzingeln konnte und dieser sich nicht im Gebäude in Sicherheit bringen konnte.
Die Polizei hoffe wohl, mithilfe seiner Fotos den Übeltäter identifizieren zu können, sagte Progin gegenüber Schweizer Fernsehen SRF.
Beim Schweizer Aussendepartement EDA hiess am Mittwoch auf Anfrage der Nachrichtenagentur Keystone-SDA, man habe Kenntnis von dem Fall und unterstütze den Schweiz im Rahmen des konsularischen Schutzes. Der Schweizer Generalkonsul in Hongkong sei in Kontakt mit den lokalen Behörden und mit Marc Progin. Die Schweizer Vertretung verfolge den Prozess am Gericht. (aeg/sda/afp)