Für die Schweizer in der abgeriegelten chinesischen Stadt Wuhan, dem Epizentrum des CoronaVirus, ist die Situation vergleichsweise einfach. Sie müssen nur bis zur französischen Botschaft fahren. Von dort werden sie – voraussichtlich in der Nacht auf Sonntag – nach Europa ausgeflogen. Schwieriger ist es für jene, die im Umland leben. Hans-Peter Lenz, Chef des Krisenmanagement-Zentrums des Aussendepartements, schilderte ihre Situation an einer Pressekonferenz am Freitag wie folgt: «Sie müssen sich alleine bis zum vereinbarten Treffpunkt durchschlagen.»
Das ist leichter gesagt als getan. Das öffentliche Leben ist in der unter Quarantäne stehenden Provinz zum Erliegen gekommen. Die Papiere müssen an Checkpoints vollständig und korrekt vorgewiesen werden. Haben es die Schweizer zu den Sammelstellen geschafft, bringt sie ein von den Schweizer Behörden organisierter Bus schliesslich zur französischen Botschaft.
Betroffen sind insgesamt zehn Personen. Ursprünglich hatten sich 14 Ausreisewillige gemeldet, aber nicht alle waren schliesslich bereit, den Schritt zu tun. Drei der zehn Personen wohnen in der Stadt Wuhan. Die restlichen sieben sind bis zu vier Autostunden entfernt.
Dass die Franzosen die Schweizer überhaupt ausfliegen, ist Goodwill. Denn eigentlich gilt die Regel: Zuerst die eigenen Landsleute, dann die EU-Bürger. Erst an dritter Stelle kommen Menschen aus «befreundeten Staaten» wie der Schweiz. Zur Not wäre die Eidgenossenschaft aber in der Lage gewesen, die eigenen Leute selbst zu evakuieren, sagte Lenz.
In Frankreich erwartet die Evakuierten zuerst die Quarantäne. Sie werden im Ferienresort Carryle-Rouet an der Mittelmeerküste untergebracht, wie der französische Generalgesundheitsdirektor Jérôme Salomon gegenüber «Le Parisien» erklärte. Der Zugang zum Resort werde bereits von Gendarmen bewacht.
In Carry-le-Rouet werden die Schweizer zwei Wochen lang isoliert, um sicherzustellen, dass sie das Virus nicht in sich tragen. Erst dann dürfen sie in die Heimat. Eine Quarantäne in der Schweiz komme derzeit nicht in Betracht, hiess es in Bern. Die französischen Behörden hätten das Know-how und die Infrastruktur, man wolle keine Doppelspurigkeiten, so der Standpunkt des Bundes.
Die Quarantäne gilt nur für Personen aus der Krisenregion um Wuhan. Alle anderen können normal in die Schweiz einreisen. Dies gilt auch für chinesische Touristen. Es gebe derzeit keinen Grund, an dieser Praxis etwas zu ändern, erklärte Daniel Koch, Leiter der Abteilung übertragbare Krankheiten beim Bundesamt für Gesundheit (BAG).
Von einer eigentlichen Epidemie könne man bisher nur in der Region um Wuhan sprechen, sagte Virginie Masserey von der Sektion Infektionskontrolle des BAG. «Ausserhalb Chinas gibt es keine Epidemien», erklärte sie. In der Schweiz habe man bisher etwa hundert Verdachtsfälle registriert, von denen sich keiner bestätigt habe: «Es handelt sich nach wie vor um Einzelfälle.»
China unternehme alles, um eine ungebremste Ausbreitung des Virus zu verhindern. «Wir gehen im Moment davon aus, dass uns die chinesischen Behörden alles sagen, was sie wissen», ergänzte Daniel Koch.
Das Bundesamt für Gesundheit vernetzt nun die internationalen mit den kantonalen Stellen. Wie schon beim Ausbruch des Ebola-Virus hat die Schweiz kurzfristig Zugang zum Informationssystem der EU erhalten. Dies sei schnell und unbürokratisch geschehen.
Beim Pflegepersonal sieht man dem Näherkommen der Krankheit gelassen entgegen. «Soweit ich das beurteilen kann, sind wir in der Schweiz gut vorbereitet», sagt Roswitha Koch vom Schweizer Berufsverband der Pflegefachfrauen und Pflegefachmänner. Man verfüge über das notwendige Material, habe Notfallpläne und sei gut ausgebildet. «Seitens der Mitglieder haben wir noch keine aussergewöhnlichen Befürchtungen gehört.»
Ein weiteres, eindrückliches Beispiel, wie wichtig die Vernetzung mit der EU ist.
Die Erneuerung der entsprechenden Verträge ist zur Zeit bis auf Weiteres blockiert!
Natürlich heisst es dabei sofort: «Seht, es geht auch ohne!»
Theoretisch ja – Aber! – wir sind und bleiben dabei immer abhängig vom Goodwill der anderen Staaten!
Es gibt keine absolute Souveränität und Sicherheit bei gleichzeitiger optimaler Zusammenarbeit.