Schweiz
International

Sonntagsnews: Russischer Botschafter nimmt Berset in Schutz

Bundespraesident Alain Berset, Mitte, und Vizebundespraesidentin Viola Amherd, links, begruessen Sergei Garmonin, Botschafter Russland bei der Ueberbringung der Neujahrsgruesse durch das Diplomatische ...
Alain Berset bei einem Treffen mit dem russischen Botschafter in der Schweiz, Sergej Garmonin.Bild: keystone

Russischer Botschafter nimmt Berset in Schutz – das sind die Sonntagsnews

Alain Bersets Aussagen zur Haltung der Schweiz gefallen Russland, Stimmrechte für Behinderte und Einschränkungen für Airbnb und Co.: Das und mehr findet sich in den Sonntagszeitungen.
19.03.2023, 07:0419.03.2023, 08:25
Mehr «Schweiz»

Designierter Gewerbechef hat Lebenslauf geschönt

Am 1. Juli soll Henrique Schneider die Nachfolge von Hans-Ulrich Bigler an der Spitze des Schweizerischen Gewerbeverbands (SGV) antreten. Doch nun sollen Recherchen der «NZZ am Sonntag» zeigen: Schneider hat seinen Lebenslauf stark geschönt, und er steht unter dringendem Plagiatsverdacht. So stehen in den Autorenangaben zu seinen Publikationen akademische Titel oder Verweise auf Studien, die nicht zutreffend sind. Schneider führte beispielsweise an, er habe Volkswirtschaftslehre in der Schweiz, China und den USA studiert, aber Belege dafür finden sich keine. Auf mehrmalige Anfrage räumte Schneider schliesslich ein, er führe keine akademischen Titel. Einzige Ausnahme sei der Professorentitel an einer privaten Fachhochschule in Norddeutschland, der ihm verliehen worden sei. Ein Gutachten des österreichischen Plagiatsforschers Stefan Weber im Auftrag der «NZZ am Sonntag» wirft zudem ein kritisches Licht auf Schneiders umfangreiche Publikationstätigkeit.

Kritik an Schweizer Umgang mit Menschen mit Behinderungen

Rund 13'000 Personen stehen in der Schweiz unter umfassender Beistandschaft, darunter solche mit Trisomie 21 oder psychischen Problemen, weil sie besonders hilfsbedürftig sind. Wählen und abstimmen dürfen sie nicht. Zwar besagt Artikel 136 der Bundesverfassung, dass alle volljährigen Schweizerinnen und Schweizer die gleichen politischen Rechte haben – ausgenommen ist aber, wer wegen «Geisteskrankheit oder Geistesschwäche entmündigt» ist. Damit verstosse die Schweiz gegen die von ihr unterzeichnete Uno-Behindertenrechtskonvention, wird Staatsrechtsprofessor Markus Schefer, der im Uno-Behindertenrechtsausschuss sitzt, von der «NZZ am Sonntag» zitiert. «Menschen mit Behinderungen sollen endlich als vollwertige Mitglieder der Gesellschaft anerkannt werden», fordert der Basler. Dazu gehöre auch die Teilnahme am politischen Leben. Genf ist bis jetzt der einzige Kanton, in dem bevormundete Menschen mit Behinderung wählen, abstimmen und gewählt werden können.

Kritik an Gymiplänen zur Abschaffung von Hausaufgaben

Erste Gymnasien planen die Reduktion oder Abschaffung der Hausaufgaben. Die Belastung sei zu gross. Die Massnahme ist umstritten. Stefan Wolter, Direktor der Schweizerischen Koordinationsstelle für Bildungsforschung, sagte in der «SonntagsZeitung»: «Wenn man an den Gymnasien die Hausaufgaben abschafft, ist das ein Affront für alle Lehrlinge – sie sind viel stärker belastet.» Konkret: Lehrlinge hätten mit Arbeit und Schule ein Wochenpensum von rund 42 Stunden, Gymnasiasten eine Unterrichtszeit von 26 Stunden. Hinzu kommen 13 bis 14 Wochen Ferien für die Gymeler, Lehrlinge haben nur 5 Wochen. Konrad Kuoni, Präsident des Zürcher Verbands der Lehrkräfte in der Berufsbildung, sagt: «Die Hausaufgaben streichen? Das ist ein Witz.» Damit werde die Ungleichheit zwischen Gymi- und Berufsschülern noch grösser.

Russischer Botschafter nimmt Berset in Schutz

Die USA und Russland versuchen, die Schweiz zu beeinflussen. Zuerst forderte US-Botschafter Scott Miller in einem Interview in der «Neuen Zürcher Zeitung» mehr Einsatz im Kampf gegen den von Russland angezettelten Krieg in der Ukraine. Die Schweiz solle die Wiederausfuhr von Waffen erlauben, ungeachtet ihrer Neutralität. Jetzt schlägt der russische Botschafter Sergei Garmonin zurück. Er wirft den USA vor, die Schweiz zu erpressen. Er halte es für «unangemessen», dass der US-Botschafter die Schweiz «öffentlich belehrt oder ihr sogar vorwirft, ihre Aussenpolitik stimme nicht mit den Vorstellungen aus Washington überein». Der russische Botschafter ist zudem überzeugt, dass diverse Schweizer Politiker die Einmischung der USA ebenso kritisch sehen wie er. Insbesondere die umstrittene Äusserung von Bundespräsidenten Alain Berset, gewisse Kreise befänden sich «in einem Kriegsrausch» interpretierte er als Kritik an den Amerikanern und deren Verbündeten. Garmonin sagte: «Man kann der Aussage Bersets nur zustimmen.»

Einschränkungen für Airbnb sollen auch in Basel und Zürich kommen

Die Stadt Luzern hat Einschränkungen für Airbnb und Co. erlassen. Künftig dürfen Wohnungen über solche Plattformen nicht länger als 90 Tage im Jahr vermietet werden. Nun will die SP in Basel und Zürich tätig werden. Das Luzerner Airbnb-Modell soll auch an Rhein und Limmat eingeführt werden. Und auch in Bundesbern wird die SP aktiv: Diese Woche hat SP-Nationalrätin Prisca Birrer-Heimo eine Interpellation eingereicht, wie «SonntagsBlick» schreibt. Sie fordert schweizweite Rahmenbedingungen, die es den Gemeinden ermöglichen, Airbnb und Co. den lokalen Bedürfnissen entsprechend zu regulieren. Birrer-Heimo will von der Landesregierung wissen, wie gegen Anbieter und Plattformen vorgegangen werden könne, die sich über kommunale oder kantonale Regeln hinwegsetzen.

Medizin: Kritik an Verteilung von Geldern für Forschung und Bildung

1780 Millionen Franken stehen den Universitäten jährlich für die Humanmedizin zur Verfügung. Wie Zahlen des Bundesamts für Statistik (BFS) zeigen, fliessen allerdings nur 20 Prozent tatsächlich in die Ausbildung von angehenden Medizinern. Der weit grössere Brocken, fast 70 Prozent, wird für die Forschung verwendet. Beat Sottas, ehemaliger Abteilungsleiter für die Bildungspolitik im Bundesamt für Gesundheit und heute als selbständiger Berater tätig, kritisierte dies in der «SonntagsZeitung»: «Wir brauchen dringend Hausärztinnen und Hausärzte, doch stattdessen bilden wir Medizinforscher aus.» Ginge es nach ihm, sollte die praxisnahe Ausbildung deutlich mehr Geld erhalten. Verschiedene grosse, aber auch kleinere Hausarztpraxen wären bereit, in die Bresche zu springen.

Männer wollen mehr und mehr Teilzeit arbeiten

Beschäftigte verlangen nach Teilzeitpensen – vermehrt auch Männer mit Kindern. Fast jeder fünfte Mann arbeitet laut Bundesamt für Statistik in der Schweiz Teilzeit, seit 1991 hat sich diese Zahl mehr als verdoppelt, besonders bei Vätern. So arbeiten heute 13 Prozent aller 15-64-jährigen Männer mit Kindern weniger als 90 Prozent – sechsmal mehr als 1991. Auch die Arbeitgeber ziehen mit, wie die «SonntagsZeitung» schreibt. Der Anteil an 60-Prozent-Stelleninseraten betrug schweizweit 14 Prozent laut Datenfirma x28 AG. 2019 waren es neun Prozent. Vor allem Firmen im Gesundheitswesen und Detailhändler versuchen so, mehr Kandidatinnen und Kandidaten anzuziehen. Simon Wey, Chefökonom des Schweizerischen Arbeitgeberverbands sieht den Trend positiv: «Wenn Väter Teilzeit arbeiten und dafür Mütter ihre Pensen erhöhen, gewinnen wir volkswirtschaftlich mehr.»

Neue China-Medizin-Uni sorgt für Bedenken

In Bad Zurzach AG hat ein neues Universitätsinstitut für traditionelle chinesische Medizin (TCM) seine Arbeit aufgenommen. Die «Swiss TCM Uni» sei die erste dieser Art in Europa und wurde vergangenes Jahr vom Bund akkreditiert. Ziel der Betreiber ist es, dass der TCM-Master auf Bundesebene künftig dem schulmedizinischen Master gleichgestellt wird. Vorerst wird aber versucht, den Bachelor als gleichwertig mit dem eidgenössischen Diplom für TCM-Naturheilpraktiker anzuerkennen. In der Schweizer TCM-Szene macht man sich laut der «SonntagsZeitung» wegen der neuen Uni Sorgen. Von chinesischer Seite wurde bereits früher vergeblich gefordert, dass eine TCM-Ausbildung in China dem Schweizer Medizinstudium gleichgestellt wird. Es steht die Befürchtung im Raum, dass nun die Swiss TCM Uni dafür eine Hintertür öffnen soll.

Kantone wollen Bundesrat mehr Unterstützung in EU-Dossier entgegenbringen

Die Kantone sollten dem Bundesrat ihre klare Unterstützung im EU-Dossier zusichern. Sie sind der Meinung, dass die Hürden, die die Kantone dazu veranlasst hatte, sich dem vorherigen Entwurf des Rahmenabkommens zu widersetzen, überwunden werden können. Dazu haben sie eine entsprechende Studie vorgelegt, wie «Le Matin Dimanche» berichtete. Das neue Positionspapier soll auf der Plenarsitzung der Gesundheitsdirektorenkonferenz (GDK) am Freitag in Zürich diskutiert werden. Ein solcher Impuls wäre ein wichtiges Signal, so der FDP-Fraktionspräsident Damien Cottier. «Die Unterstützung der Kantone ist fundamental, sie sind ein wichtiger Akteur in diesem Dossier», kommentierte der Neuenburger und erinnerte daran, dass die Verhandlungen über das Rahmenabkommen 2021 unter anderem wegen ihrer mangelnden Unterstützung abgebrochen worden war. (sda)

DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
twint icon
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Das könnte dich auch noch interessieren:
87 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
Die beliebtesten Kommentare
avatar
Aspirin
19.03.2023 08:46registriert Januar 2015
Vom russischen Botschafter verteidigt werden, ist nun nicht grad ein Kompliment. Es sollte uns zu denken geben.
15617
Melden
Zum Kommentar
avatar
Rethinking
19.03.2023 07:36registriert Oktober 2018
„Einschränkungen für Airbnb sollen auch in Basel und Zürich kommen“

Richtig so…

Den möblierten, überrissen teuren Wohnungen gehört der Kampf angesagt…
7719
Melden
Zum Kommentar
avatar
Rethinking
19.03.2023 07:43registriert Oktober 2018
„Männer wollen mehr und mehr Teilzeit arbeiten… seit 1991 hat sich diese Zahl mehr als verdoppelt“

Hier fehlt mir die Gesamtbetrachtung…

Wie hat dich im selben Zeitraum die Beschäftigung der Frauen entwickelt?

Könnte es sein, dass die Frauen immer mehr arbeiten und die Männer darum immer öfters einen Teil zur Kinderbetreuung beitragen?

Könnte es sein, dass Paare insgesamt den Beschäftigungsgrad im erwähnten Zeitraum erhöht haben (z.B. früher sie 0% er 100%, heute sie 60% er 80% = 160%)?
5710
Melden
Zum Kommentar
87
Twint integriert Cumulus und Co. ins Bezahlen an der Ladenkasse – so funktioniert es
Twint versucht, Kundenkarten wie Migros Cumulus direkt in den Zahlungsvorgang an der Ladenkasse zu integrieren. Davon sollen Konsumenten und Händler profitieren.

2023 wurde an den Schweizer Ladenkassen fast doppelt so häufig mit Twint bezahlt als noch im Vorjahr. Mit ein Grund dafür dürfte sein, dass Nutzerinnen und Nutzer seit einiger Zeit unter anderem die Coop Supercard in der Bezahl-App hinterlegen können und beim Bezahlen mit Twint Treuepunkte sammeln, ohne zusätzlich das Kärtchen zücken zu müssen. Bislang konnten aber nur wenige Kundenkarten in der App hinterlegt werden. Das soll sich nun ändern.

Zur Story