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30 Staaten kündigen beschleunigten Ausbau von Atomkraft an

30 Staaten kündigen beschleunigten Ausbau von Atomkraft an

28.08.2024, 15:12
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Weltweit wollen sich rund 30 Staaten für den schnelleren Ausbau und eine einfachere Finanzierung von Atomkraftwerken einsetzen. Dies beschlossen sie jüngst auf dem ersten internationalen Gipfeltreffen für Atomenergie in Brüssel vom März. Rund um den Globus sind über 400 Reaktoren für die Stromproduktion in Betrieb.

Noch liefert das AKW Leibstadt Strom für Schweizer Haushalte, doch wie lange?
Das AKW Leibstadt im Kanton Aargau.Bild: Claudio Thoma

«Wir verpflichten uns dazu, das Potenzial der Nuklearenergie voll auszuschöpfen», hiess es in der gemeinsamen Gipfel-Erklärung. Strom aus Atomkraftwerken sei für die Verringerung klimaschädlicher CO2-Emissionen unerlässlich, hiess es weiter. An dem Treffen nahmen unter anderem Staats- und Regierungschefs aus Frankreich, den Niederlanden und Polen sowie hochrangige Vertreter aus den USA, China und Japan teil.

Die Politiker sprachen sich in ihrer Erklärung nicht nur für den Bau neuer AKW, sondern auch für die Verlängerung der Lebenszeit bestehender Anlagen aus. Weiter plädierten sie für den raschen Einsatz neuerer und kleinerer Reaktoren.

Die Teilnehmer riefen internationale Finanzinstitutionen wie die Weltbank dazu auf, Atomprojekte verstärkt zu unterstützen und deuteten an, dass andere alternative Energieträger aus ihrer Sicht von Entwicklungsbanken bislang bevorzugt behandelt würden.

Bereits bei der Weltklimakonferenz Ende vergangenen Jahres hatten rund 20 Staaten angekündigt, die Kapazitäten zur Atomenergieerzeugung bis 2050 zu verdreifachen.

56 von 100 Atomkraftwerken in Europa stehen in Frankreich

Weltweit sind der Internationalen Atomenergiebehörde zufolge 415 Reaktoren zur Stromproduktion in Betrieb. Die USA sind nach Angaben der Lobbyorganisation WNA der weltweit grösste Produzent von Kernenergie, gefolgt von China und Frankreich.

56 der 100 Atomkraftwerke in Europa stehen in Frankreich. Das Land erwägt den Bau von 14 oder mehr neuer Anlagen. Ausserdem soll die Laufzeit bestehender Kraftwerke verlängert werden. Als Reaktion auf die geänderten Rahmenbedingungen infolge des Ukrainekriegs hat Belgien den beschlossenen Ausstieg auf 2035 verschoben, Spanien hält am Ausstieg fest. Auch Polen beabsichtigt ein Kernenergieprogramm neu zu starten, Tschechien plant ebenfalls den Neubau von Kernkraftwerken.

Die Atomkraft ist umstritten. Umweltorganisationen warnen vor hohen Risiken und verweisen auf Reaktorkatastrophen in Tschernobyl und Fukushima. Experten sagen zudem, dass ohne staatliche Subventionen die Kosten niemals wirtschaftlich seien. Da die Uranvorkommen auch endlich sind, erwarten Fachleute auch hier stark steigende Preise und wegen der langen Bauzeiten der Meiler sei die Technologie nicht geeignet, im Kampf gegen die Klimakrise etwas zu bewirken. Hinzu kommt die nicht gelöste Frage der Endlagerung des radioaktiven Abfalls. (saw/sda)

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80 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Chalbsbratwurst
28.08.2024 16:16registriert Juli 2020
Ich verstehe nicht ganz warum ausgrechnet Frankreich so sehr auf Atomkraft setzt?

Die haben eine lange Küste direkt vor der Nase.
Da kann man Gezeitenkraftwerke, Wellenkraftwerke, und Offshore-Windparks bauen.

Eigentlich war ich immer etwas neidisch auf Länder mit Küsten weil die sehr viel Wind haben (dort macht Windkraft 1000x mehr Sinn als bei unseren Alibiprojekten) und eben auch die Gezeiten haben.
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Quacksalber
28.08.2024 17:26registriert November 2016
Die Untoten laufen wieder, seit Fukushima sind es halt schon wieder 13 Jahre ohne Grossunfall; vom Saporischja Stress mal abgesehen.
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Maurmer
28.08.2024 15:43registriert Juni 2021
"Die Atomkraft ist umstritten." Und dann kommt eine Liste, die zeigt, dass Kernkraft offensichtlich keine gute Idee ist, hohes Risiko hat, unwirtschaftlich ist und zu spät für die Probleme von morgen kommt.

Dann muss man aber auch schreiben, dass die Kernkraft so unbestritten unsinnig ist wie der Klimawandel real.
Dieselben Leute, die den Klimawandel als "umstritten" bezeichnen sind es, die Kernkraft als umstritten sei.

Wenn Fachleute und Experten sich einig sind, dass es nicht ökonomisch ist und die Endlagerung ungelöst ist, dann kann es nicht so falsch sein...
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