Schweiz
Energie

Neue Atomkraftwerke: Bundesrat will Bau grundsätzlich ermöglichen

Bundesrat will Vorlage zu neuen AKW erarbeiten – das Wichtigste in 5 Punkten

Der Bundesrat rüttelt am 2017 beschlossenen Verbot des Baus neuer Atomkraftwerke. Er hat am Mittwoch angekündigt, eine entsprechende Vorlage zu erarbeiten. Er will damit einem Anliegen der Volksinitiative «Jederzeit Strom für alle (Blackout stoppen)» Rechnung tragen.
28.08.2024, 15:0013.09.2024, 11:25
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Worum geht's?

Das Schweizer Stimmvolk hatte vor sieben Jahren den Ausstieg aus der Atomkraft beschlossen. Neue AKWs dürfen daher nicht mehr gebaut werden. Die bestehenden Kernkraftwerke dürfen in Betrieb bleiben, solange sie sicher sind. Die im Februar eingereichte Volksinitiative «Blackout stoppen» verlangt allerdings eine Aufhebung des AKW-Bauverbots.

Was hat der Bundesrat entschieden?

Der Bundesrat zeigt sich gemäss seinem am Mittwoch getroffenen «Richtungsentscheid» offen dafür, wie er mitteilte.

«Das bestehende Neubauverbot für Kernkraftwerke ist mit dem Ziel der Technologieoffenheit nicht vereinbar und birgt darüber hinaus auch Risiken für den Rückbau bestehender Anlagen.»
ARCHIV --- ZUR MELDUNG, DASS DAS AKW LEIBSTADT WIEDER VOM NETZ IST, STELLEN WIR IHNEN FOLGENDES BILD ZUR VERFUEGUNG --- Das Atomkraftwerk Leibstadt, aufgenommen am Samstag, 28. Mai 2011. (KEYSTONE/Ale ...
Das Atomkraftwerk in Leibstadt.Bild: KEYSTONE

Zudem sei offen, ob der Ausbau der erneuerbaren Energien rasch genug erfolgen werde, um die wegfallenden Kapazitäten und den steigenden Strombedarf rechtzeitig decken zu können, schrieb der Bundesrat. Er teile die Haltung des Initiativkomitees, dass Technologieoffenheit eine Voraussetzung darstelle, um den steigenden Strombedarf auch langfristig klimaschonend, sicher und zuverlässig decken zu können.

Wann soll die Vorlage stehen?

Konkret will der Bundesrat einen indirekten Gegenvorschlag zur Volksinitiative erarbeiten, also eine Änderung auf Gesetzesstufe. Eine Aufhebung des Neubauverbots für Kernkraftwerke bedinge keine Verfassungsänderung, schrieb er. Aus diesen und weiteren Gründen lehne er die Initiative ab, die eine Verfassungsänderung vorschlägt.

Bundesrat Albert Roesti spricht ueber die Eidgenoessische Volksinitiative 'Fuer die Zukunft unserer Natur und Landschaft (Biodiversitaetsinitiative)', die am 22. September 2024 zur Eidgenoes ...
Energieminister Albert Rösti.Bild: keystone

Den indirekten Gegenentwurf will der Bundesrat nach eigenen Angaben noch in diesem Jahr erarbeiten. Damit solle die langfristige Sicherheit der Energieversorgung gewährleistet werden. Das Umwelt- und Energiedepartement Uvek werde bis Ende 2024 eine Anpassung im Kernenergiegesetz vorlegen.

Die Vernehmlassung soll bis Ende März 2025 dauern, wie es weiter hiess. Danach werde das Parlament die Initiative und den Gegenvorschlag beraten. Energieminister Albert Rösti sagte in der jüngeren Vergangenheit mehrmals, er sei persönlich offen für eine Berücksichtigung aller Technologien.

«Wir sollten die Technologien nicht gegeneinander ausspielen.»

Wie viele AKW gibt es momentan?

In der Schweiz sind derzeit vier Kernkraftwerke in Betrieb – drei im Kanton Aargau und eines im Kanton Solothurn: Die zwei Reaktoren Beznau stehen in Döttingen AG. Je einen Atommeiler gibt es in Leibstadt AG und in Däniken SO.

Die Schweizer Atomkraftwerke gehören zu 82 Prozent der öffentlichen Hand. Die älteste Anlage ist seit 1969 kommerziell in Beznau in Betrieb. Ein fünftes Kernkraftwerk in Mühleberg BE wurde 2019 nach 47 Jahren abgeschaltet. Es soll bis 2034 zurückgebaut sein.

Was sagen die Parteien?

Die Grünen haben einem möglichen Neubau von Atomkraftwerken in der Schweiz Mitte August an ihrer Parteiversammlung den Kampf angesagt. «Atomkraft hat keine Zukunft, unsere Zukunft sind erneuerbare Energien», sagte Parteipräsidentin Lisa Mazzone.

Lisa Mazzone, Praesidentin Gruene Schweiz, spricht an einer Medienkonferenz zur Lancierung der Solar-Initiative, am Dienstag, 11. Jun i 2024, in Bern. (KEYSTONE/Peter Schneider)
Grünen-Präsidentin Lisa Mazzone ist gegen neue AKWs.Bild: keystone

«Wir sind bereit für einen weiteren Abstimmungstermin, Herr Rösti, um neue AKW in der Schweiz zu bekämpfen», sagte sie. «Wir sind bereit für das Referendum. Und wir werden es gewinnen.» (saw/sda)

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Abschaltung des AKW Mühleberg
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Abschaltung des AKW Mühleberg
quelle: keystone / anthony anex
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«Das ist eine Sackgasse»: Astrophysiker zerlegt die Atomenergie in 57 Sekunden
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148 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Eifach_öpis
28.08.2024 15:05registriert Februar 2016
Konkret bedeutet das, dass nun sehr viele Ressourcen in eine Technologie investiert wird, die

1. Niemand will
2. Nicht rentabel ist
3. Die Abhängigkeit erhöht (Uran) und ein unlösbares Abfallproblem hat.

Gut gemacht Herr Rösti!
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Raffaele Merminod
28.08.2024 15:27registriert Februar 2014
Strommix in Deutschland 2010:
Erneuerbare Energien insgesamt: ca. 17,0 %
Fossile Energieträger insgesamt: ca. 56,4 %
Kernenergie: ca. 22,0 %

Strommix in Deutschland 2023:
Erneuerbare Energien insgesamt: ca. 55 %
Fossile Energieträger insgesamt: ca. 35 %
Kernenergie: 0 % !

Warum soll das in der Schweiz nicht auch gehen, zumal wir schon heute 55% des Stroms aus Wasserkraft beziehen.
Es braucht keine AKWs!
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closer2edit
28.08.2024 15:26registriert September 2023
Man kann sich fast nicht sinnloser beschäftigen, als sich für AKW einsetzen, die niemals gebaut werden. Aber vielleicht ist es besser so, sonst würden sie vielleicht noch einen grösseren Se*ch anstellen.
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