Schweiz
International

Das schreiben die Sonntagszeitungen am 12. Juni 2022

Schweizer Chip in Putins Drohnen, mehr Cyber-Sexualverbrechen – das sind die Sonntagsnews

12.06.2022, 05:2812.06.2022, 14:00
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Ein Schweizer GPS-Modul in russischen Drohnen, Ermittlungen der Schweiz zu Kriegsverbrechen in der Ukraine und teurere Flugtickets für die Umwelt: Das und mehr findet sich in den Sonntagszeitungen. Die Schlagzeilen in nicht verifizierten Meldungen:

Putins Drohnen fliegen mit Schweizer Chip

Die Recherchegruppe Conflict Armament Research (Car) hat in einer russischen Aufklärungs- und Überwachungsdrohne vom Typ Orlan-10 ein GPS-Modul einer Schweizer Firma gefunden. Die Drohne war 2016 in der Ostukraine gefunden worden, wie der «SonntagsBlick» schreibt. Das GPS-Modul der Firma aus Thalwil ZH wurde 2012 verkauft und kam über mehrere Stationen nach Russland. Die Firma, ein ETH-Spin-off, und der Bund haben in diesem Fall Kenntnis von der militärischen Verwendung des eigentlich für den zivilen Gebrauch vorgesehenen Moduls. Zum Zeitpunkt des Verkaufs bestanden für diese Technologie aber keine Exportbeschränkungen. Seit dem 4. März 2022 sind sie mit Sanktionen belegt.

Die Schweiz ermittelt wegen Kriegsverbrechen in der Ukraine

Die Schweiz hat Ermittlungen wegen Kriegsverbrechen in der Ukraine eingeleitet. Laut dem «SonntagsBlick» hat das Bundesamt für Polizei (Fedpol) potenzielle Zeugen in der Schweiz befragt. Bei den vernommenen Personen handelt es sich um Geflüchtete aus der Ukraine. Ziel sei es, Aussagen und Beweise zu sichern. Diese sollen dazu dienen, um später rasch auf allfällige Rechtshilfeersuchen – insbesondere des Internationalen Strafgerichtshofs in Den Haag – reagieren zu können. Möglich wäre auch, dass die Bundesanwaltschaft selbst ein Verfahren eröffnet. Dann nämlich, wenn sich mutmassliche Täter von Völkerrechtsverbrechen auf Schweizer Boden aufhalten. Bis jetzt laufen aber keine solchen Verfahren.

Swiss lässt Ungeimpfte trotz Personalmangel nicht arbeiten

Die Swiss hält an ihrem Corona-Impf-Obligatorium fest: Sie lässt laut «SonntagsZeitung» und «Le Matin Dimanche» gegen Corona ungeimpftes Personal weiterhin nicht in ihren Maschinen fliegen – trotz Personalmangels. Rund 150 Flight Attendants und Pilotinnen und Piloten sollen entlassen werden. Die Swiss begründet ihren Entscheid unter anderem mit der unsicheren Entwicklung der Lage im Herbst und damit, dass die Impfung immer noch den Empfehlungen der relevanten Fachbehörden entspricht. Je nach Destination unterscheiden sich zudem die Einreisevorgaben. Bei der Einsatzplanung auf ungeimpftes Flugpersonal Rücksicht nehmen zu müssen, sei zu komplex. Die Swiss hatte diese Woche angekündigt, für Juli und August wegen Personalmangels 100 Flüge zu streichen.

Grosse Mehrheit will eine Abgabe auf Flugtickets

Eine Flugticketverteuerung aus klimapolitischen Überlegungen ist mehrheitsfähig: 72 Prozent würden eine Lenkungsabgabe unterstützen, wie die «NZZ am Sonntag» mit Verweis auf ein repräsentative Umfrage des Meinungsforschungsinstitut GfS Zürich mit rund 1000 Befragten schreibt. Würde sie eingeführt, sprächen sich 42 Prozent für eine Verteuerung von Flugtickets um 30 Franken für Kurz- und um 120 Franken für Langstreckenflüge aus. Jüngere tendieren dabei eher zur tiefstmöglichen Abgabe. Drei Viertel der Befragten wollen die Einnahmen daraus in Schweizer Klimaschutzprojekte stecken. Etwas über die Hälfte will den internationalen Schienenverkehr fördern. Die Umfrage wurde im Auftrag der Umweltorganisation Umverkehr durchgeführt. Unterstützt wird eine Flugticketabgabe auch vom Verkehrs-Club der Schweiz (VCS), der auf 2023 eine entsprechende Volksinitiative plant.

Sexualverbrechen im Internet nehmen zu

Immer mehr Jugendliche fallen Sexualverbrechern zum Opfer. Diese bringen sie dazu, sich im Internet zu prostituieren, indem sie Bilder von sich gegen Geld verkaufen, wie «Le Matin Dimanche» berichtet. Dieses Vorgehen gehört zum sogenannten «Cybergrooming». Der Begriff umfasst das Verhalten von Sexualstraftätern, das diese an den Tag legen, um das Vertrauen von Minderjährigen zu erlangen und so an kinderpornografisches Material zu kommen. Die Zeitung zitiert Homayra Sellier, die Vereinspräsidentin von «Innocence en danger» (etwa «Unschuld in Gefahr»): «Die Jugendlichen sind immer grösseren Verlockungen ausgesetzt, die sie zum Konsum von allem Möglichen verleiten [...], dann werden sie von solchen Versprechen auf schnell verdientes Geld in Versuchung geführt.» Auch Gefühle können Kinder dazu bringen, Fotos von sich zu verschicken. Die Pandemie hat diesen Trend noch verschärft. Das Bundesamt für Statistik, das Cybergrooming-Fälle seit 2020 erfasst, verzeichnete letztes Jahr 141 Fälle – das ist eine Zunahme von acht Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Nach Angaben von Verbänden dürfte die Dunkelziffer weitaus höher liegen.

Geprellte Kunden verklagen Bank Julius Bär auf 22 Millionen Schadenersatz

Ein Ehepaar hat die Bank Julius Bär auf über 22 Millionen Franken Schadensersatz verklagt. Ein ehemaliger Mitarbeiter der Bank soll laut «SonntagsZeitung» über Jahre hinweg mehrere Millionen Franken abgezweigt haben, um seinen aufwändigen Lebenswandel zu finanzieren – etwa Immobilien in der Schweiz, eine Jacht am Mittelmeer und ein Luxusauto. «Der Berater von Julius Bär behandelte das Kundenvermögen, als ob es sein eigenes gewesen wäre. Gleichzeitig stellte er die Bezüge als Kundeninvestitionen dar», sagt der Anwalt des Ehepaars. Dabei hätten die Sicherheitssysteme der Bank bei den dubiosen Zahlungen keinerlei Alarm geschlagen. Die Bank äussert sich nicht zum Fall. Eine Sprecherin sagt: «Wir können zu angeblichen oder tatsächlichen Kundenangelegenheiten keine Stellung nehmen.»

Bischof Bonnemain: Menschen beim Coming-out unterstützen

Der neue Churer Bischof Joseph Bonnemain setzt sich dafür ein, dass sich Homosexuelle ohne Angst outen können: «Es ist doch eine Last, wenn ein Mensch es nicht wagt, darüber zu sprechen, was er empfindet», sagt er im Interview mit der «NZZ am Sonntag». «Ich kämpfe dafür, dass jede und jeder zu ihren oder seinen Gefühlen stehen kann, auch wenn diese homosexuell sind. Das ist eine Befreiung. Und darin sollten wir die Menschen unterstützen.» Bonnemain hat einen Teil der konservativen Priester gegen sich aufgebracht, weil er seine Unterschrift unter einen neuen Verhaltenskodex setzte, der die Seelsorgenden unter anderem auffordert, Gläubige beim Coming-out zu unterstützen. Der Kodex verbietet auch Nachfragen zum Intimleben von Gläubigen und Mitarbeitenden der katholischen Kirche. «Das ist doch ein Prinzip der guten Seelsorge», sagt Bonnemain in der «NZZ am Sonntag». «Ich habe in den letzten vierzehn Monaten Dutzende Seelsorgende ernannt und nie nach solchen Dingen gefragt.» (sda)

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28 Kommentare
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Konserve
12.06.2022 10:41registriert Mai 2022
Es wäre gar nicht nötig neue Abgaben zu erfinden, man könnte sogar alle bisherigen zurücknehmen und stattdessen die gleiche Besteuerung beim Flugbenzin erheben, wie sie bei Treibstoffen auf der Strasse gelten.

Mit den zusätzlichen Einnahmen lassen sich die Infrastruktur für Bahn und Velo etwa 10 Mal finanzieren. Es bliebe also noch genug übrig um die ganze Schweiz mit Solarzellen zuzupflastern.
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Rethinking
12.06.2022 07:23registriert Oktober 2018
„Eine Lenkungsabgabe zur Verteuerung von Flugtickets aus klimapolitischen Überlegungen “

Passt für mich…

In der Konsequenz muss dann auch gleich eine auf Benzin, Diesel und Heizöl eingeführt werden …

Die aktuelle Diskussion Benzin und Diesel staatliche zu vergünstigten geht in eine komplett falsche Richtung..
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[CH-Bürger]
12.06.2022 07:54registriert August 2018
"Putins Drohnen fliegen mit Schweizer Chip"

Nach der Logik der F-35-Kritiker müsste die Schweiz in der Lage sein, diese Drohnen zu manipulieren/flugunfähig zu machen.
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